Fanø – Nordseeflair mit totaler Tiefenentspannung

Ein dänischer Inseltraum in der Nordsee: Fanø (Foto: Steinfritz/Pixelio)
Ein dänischer Inseltraum in der Nordsee: Fanø (Foto: Steinfritz/Pixelio)

Die Aussicht ist wunderbar. Wunderbar unspektakulär. Die ­frische Brise fegt die Wolken über den blauen Himmel. In der Ferne glitzert das Meer im Gegenlicht der Sonne wie ein Silberstreif. Ein paar Möwen kreischen. Am Horizont gleiten Schiffe vorüber. Wie Scherenschnitte. Und vor uns liegt der Strand. Scheinbar endlos lang. Und unglaublich breit. Als ob es nur eine Tide gäbe – Ebbe.

Postkartenmotive finden sich auf Fanø allerorten. (Foto Hans Snoek/Pixelio)
Postkartenmotive finden sich auf Fanø allerorten. (Foto Hans Snoek/Pixelio)

Rechter Hand, Richtung Rindsby, brettern Sportsfreunde in ihren ­Buggys über den Strand, lassen sich mit Segel oder Kite per Windkraft über die ­Piste treiben. Urlauber spazieren durchs Wattenmeer. In ­Gummistiefeln oder barfuß, den Kopf meist gesenkt. Auf der Suche nach schönen Muscheln oder Bernstein. Ja, es sind diese Kleinigkeiten, die Fanø so kostbar ­machen, so liebenswert.

Ich habe von der Besucher-Plattform des Empire State Buildings über den Central Park geschaut, bin mit dem Helikopter über das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens geflogen. Aber in meinen Augen steht der Ausblick vom Paelebjerg – aus vergleichsweise bescheidenen 21 Metern über dem Meeresspiegel – den übrigen Erlebnissen in nichts nach. Diese Ruhe, dieser Frieden – einfach herrlich!

Doch nun reicht es Max. Meinem 14 Jahre alten Labrador wird lang­weilig. Und so schlendern wir zurück zu ­unserem Auto, das wir am Strand geparkt haben. Wir spazieren durch eine zauberhafte Landschaft. Heide, bizarre Kiefern, allerlei Gräser, ­kleine Gewässer mit Seerosen, die gerade anfangen zu blühen. Monet hätte hier tagelang mit Begeisterung an seiner Staffelei sitzen können.

Selbst am Strand lässt sich auf Fanø herrlich in die Pedale treten.
Selbst am Strand lässt sich auf Fanø herrlich in die Pedale treten. (Foto Fanø Turistbureau)

Eine Besteigung des Paelebjergs, der höchsten Erhebung der Insel, gehört für Max und mich zum Standard-Programm eines jeden Fanø-Besuchs. Und es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Rituale.

Am Anfang steht die Anfahrt mit der Fähre, ab Esbjerg. Sie dauert zwölf ­Minuten, kostet pro Pkw inklusive In­sassen hin und zurück ca. 50 Euro. Ein Betrag, der bei einem Ferienquartier auf dem Festland nicht anfällt und der Insel schon ein wenig teurer und exklusiver macht. Überhaupt: Fanø ist keine Billig-Destination. Jeder Einkauf im Supermarkt reißt spürbar ein Loch in die Reisekasse.

Besonders angenehm lässt sich die Nordseeinsel vom Fahrradsattel aus entdecken. (Foto Fanø Turistbureau)
Besonders angenehm lässt sich die Nordseeinsel vom Fahrradsattel aus entdecken. (Foto Fanø Turistbureau)

Das Schöne an Fanø, hat mir mal ein Insel-Fan gesagt, sei die Tatsache, dass hier auch Dänen wohnen ­würden. Man fühle sich als Besucher nicht – wie anderswo an der Jütland-Küste – in ­einer ­reinen Ferienkolonie. Stimmt. Auf Fanø leben rund 3.000 Einhei­mische – Fanniker, wie sie sich nennen. Die ­meisten von ihnen wohnen in Nordby, wo auch die Fähre anlegt.

Die Metropole im Norden des 15,7 Kilometer langen und 5,3 Kilometer breiten Eilandes hat viel Charme: eine Kopfstein gepflasterte Hauptstraße, gepflegte Backsteinbauten, Kneipen, Boutiquen, eine sehenswerte Glasbläserei und ­andere Geschäfte mit Kunsthandwerk, Galerien, einen tollen Schlachterladen und vieles mehr. Hier scheint jeder ­jeden zu kennen. Es geht gemütlich zu. Hektik? Auf Fanø ein Fremdwort.

Anderswo ein Tabu, auf Fanø erlaubt: mit dem Auto auf den Strand. (Foto Fanø Turistbureau)
Anderswo ein Tabu, auf Fanø erlaubt: mit dem Auto auf den Strand. (Foto Fanø Turistbureau)

Natürlich werden Max und ich auch Nordby einen Besuch abstatten. An ­einem späteren Tag, wenn wir Lust auf Shopping haben. Heute, gerade mit der Fähre angekommen, wollen wir zunächst unser Ferienhaus beziehen.
Den Schlüssel dafür bekommen wir in Rindby, dem nächsten Ort. Doch ­obwohl wir von Hamburg aus keine fünf Autostunden nach Fanø brauchen, haben wir es mal wieder nicht zu den Bürozeiten geschafft. Aber kein Problem. Schlüssel und Hauspapiere finden wir in einer Holzbox neben der Bürotür. So was regeln die Dänen ganz locker. Nur in einem Punkt sind sie recht strikt: Hunde gehören „i snor“ – an die Leine. Offiziell jedenfalls …

Und jetzt? Direkt zum Ferienhaus nach Sønderho? Nein. Vorher legen wir einen kurzen Zwischenstopp in Rindbys Strandcafé ein. Denn erst wenn ich rituell einen Hotdog mit roter Pølser gegessen habe, bin ich vollständig in Dänemark angekommen.

An den traumhaften Stränden möchte so mancher den Sonnenuntergang für einen Moment festhallten. (Foto Hans Snoek/Pixelio)
An den traumhaften Stränden möchte so mancher den Sonnenuntergang für einen Moment festhallten. (Foto Hans Snoek/Pixelio)

Für die weitere Anfahrt zu unserem Ferienhaus wählen wir den Strand. Der ist ganz legal befahrbar. Wogegen auch Umweltschützer nicht protestieren. Denn die Insulaner verteidigen diese Tradition ganz pragmatisch. Sie müssten ja sonst Parkplätze ­bauen, ­sagen sie – womöglich gar in den ­Dünen oder in der Heide dahinter.

Dann sind wir am Ziel. In Sønderho, an der Südspitze der Insel. Ein malerischer Ort. Reetdachkaten, die sich ­hinter Deich oder Dünen ducken, trutzige ­Kirche, Windmühle, Heimatmuseum, Kro. 2011 wurde Sønderho zum schönsten Dorf Dänemarks gekürt. Vestermarken, Lodne Bjerge – die Straßennamen klingen inzwischen vertraut. In vielen hatten wir schon ein Ferienhaus gemietet. Dieses Mal ­lautet unsere Adresse Ved Redningsstationen – an der Rettungsstation. Und es ist wie immer: Tür aufschließen, reingehen, sich zu Hause fühlen.

Auch die gibt es auf der fahrradfreundlichen Insel: ein Parkverbot für Drahtesel. (Foto Hans Snoek/Pixelio)
Auch die gibt es auf der fahrradfreundlichen Insel: ein Parkverbot für Drahtesel. (Foto Hans Snoek/Pixelio)

Es gibt Fanø-Fans, die machen bereits seit Jahrzehnten auf der Insel Ferien. Und mancher bleibt nach dem ersten Besuch für immer hier. Uwe Apel aus Kiel zum Beispiel, der in Sønderho ein kleines Bernsteinatelier betreibt und mit viel Liebe kunstvolle Unikate herstellt. Und auch Wolfgang Schimmelpfennig hat eine besondere Beziehung zu Fanø. 1984 organisierte der Hamburger das erste Drachenfest am Strand. Mittlerweile ist daraus ein großer Event geworden, der jedes Jahr im Juni Tausende von Touristen aus aller Welt anlockt.

So beschaulich die Insel auch erscheint – wer im Urlaub gern aktiv ist, dem bieten sich dennoch viele Möglichkeiten. Er kann ausgiebig wandern, sich ein Fahrrad mieten, reiten oder Golf spielen. Naturfreunden empfehlen sich Ausflüge zur Robbenkolonie, Vogelkoje und ein Besuch des Waldspielplatzes.

Romantisch-verträumte Häuser prägen das Inselbild. (Foto Fanø`)
Romantisch-verträumte Häuser prägen das Inselbild. (Foto Fanø Turistbureau)

In diesem Jahr hatten Max und ich beschlossen, auf Fanø so gut wie gar nichts zu unternehmen, nur die Seele baumeln zu lassen. Ergebnis: Nach nur einer Woche Urlaub fahren wir beide absolut tiefenentspannt und glücklich wieder nach Hause.

Informationen: Fanø Turistbureau, Telefon 0045-70-264200, www.visitfanoe.dkwww.visitdenmark.com.

Beste Reisezeit: Ganzjährig. Die wärmsten Monate sind Juli und August. Meeresklima mit mäßig warmen Sommern und milden Wintern. Die Wassertemperaturen betragen auch im Sommer nicht mehr als 18 bis 20 Grad Celsius. Charakteristisch ist der häufige und schnelle Wetterwechsel.

Geld: Dänische Krone (DKK) 1 EUR = ca. 6,20 DKK.

Tiere: Für die Haustier-Mitnahme benötigt man einen Europäischen Heimtierausweis. Hunde und Katzen müssen gechipt oder tätowiert sein.

Das Wattenmeer übt seit eh und je eine große Faszination aus. (Foto Fanø Turistbureau)
Das Wattenmeer übt seit eh und je eine große Faszination aus. (Foto Fanø Turistbureau)

Essen & Trinken: Fisch wird gern gegessen. Und Milchprodukte , z. B. als Ymer (dicker Joghurt). Zum Frühstück und nachmittags gibt es süßes Gebäck aus Blätterteig. Beliebt: Rote Grütze mit frischer Milch. Insel-Spezialitäten: Bakskuld – gesalzene und geräuchtere Kliesche (Plattfisch) in der Pfanne gebraten, serviert mit Schwarzbrot und Kaffeepunsch. Sakkuk – Mehlpudding, der mit Fleisch, Kartoffeln, Speck und Sirup serviert wird. Fanø-Smörrebröd – dünne Weißbrot-scheiben, belegt mit verschiedenen Zutaten.

Restaurants: Traditionelle Spezialitäten kann man 
z. B. im Café Nanas Stue genießen.

Sehenswert: Pælebjerg, mit 21 m die höchste Erhebung der Insel; Sønderho Kirke mit interessanten Schiffsmodellen; neun interessante Museen.


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