Die Batu Caves – ein Stück Indien in Malaysia

In den Batu Caves werden täglich die traditionellen Puja-Zeremonien abgehalten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
In den Batu Caves werden täglich die traditionellen Puja-Zeremonien abgehalten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Was für ein Affentheater. Am Fuße der Treppen giert ein riesiges Heer aus gurrenden Tauben nach Futter und macht den Besucher nur widerwillig Platz. Noch gieriger mutet die Schar der Affen an, die an den Treppenaufgängen lauert. So putzig sie auf den ersten Blick auch wirken, so aggressiv und beißfreudig zeigt sich die Affenbande. Behände springen sie hin und her, immer auf der Suche nach etwas Essbarem.

Die weltgrößte Statue des Gottes Murugan ziert den Eingang zu den Batu Caves. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Die weltgrößte Statue des Gottes Murugan ziert den Eingang zu den Batu Caves. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Blitzschnell springt einer der Makaken einer Frau mit Blumenschmuck im Haar auf die Schulter. Während sie noch zwischen geschockt und amüsiert zu schwanken scheint, reißt der Affe ihre mit einem gezielten Griff die Blumen aus dem Haar und hüpft auf den nächsten Ast, wo er das Schmuckstück genüsslich verspeist. Derweil klaut einer seiner Artgenossen einem Inder eine geöffnete Getränkedose aus der Hand, zerlegt diese in Sekundenschnell in ihre Einzelteile und schleckt die klebrige Flüssigkeit auf.

Ja, so oder so haben die Götter vor den Besuch der Batu Caves den Schweiß gestellt. Und zwar den aus Angst und den als Zeichen der Anstrengung. Denn um in das Herzstück der Kalksteinhöhlen rund 15 Kilometer nördlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur zu gelangen, gilt es 272 steile Treppenstufen zu erklimmen und dabei vorsichtshalber chronisch die Affenherde im Blick zu halten.

„Teile der Höhle wurden schon vor Tausenden von Jahren von den Temuan, einem indigenen Volksstamm, der auf der malaiischen Halbinsel zuhause ist, als Unterschlupf genutzt“, erläutert Touristenführer Yuén Wai Chan, der wie alle chinesisch-stämmigen Malaien auch einen selbst gewählten englischen Namen trägt und sich „Mr. Raymond“ nennt.

„Die Gesteinsformation soll rund 400 Millionen Jahre alt sein“, so der 55-jährige weiter und ergänzt: „Der Name Batu Caves bedeute ins Deutsche übersetzt schlicht Steinhöhlen.“ Bei der Namensgebung hat der Sungai Batu, ein Fluss, der unweit des Kalksteinmassivs vorbeifließt, Pate gestanden.

Im Inneren der 400 Millionen Jahre alten Höhlen befinden sich mehrere Schreine und Tempel. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Im Inneren der 400 Millionen Jahre alten Höhlen befinden sich mehrere Schreine und Tempel. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Doch es sind weder die von der Decke der Höhle hängenden Tropfsteine, die Stalaktiten, noch die vom Boden hoch ragenden Stalagmiten, die der Höhle eine fast schon magnetische Anziehungskraft verleihen. Vielmehr ist es die Tatsache, dass sich im Inneren der Höhle hinduistische Tempel befinden, zu denen Gläubige aus allen Teilen der Welt pilgern.

Bereits im Jahre 1890 wurden die Höhlen auf Betreiben des Tamilen Thamboosamy Pillay in ein Hindu-Heiligtum umgewandelt. Der gläubige Kaufmann hatte zuvor im nahen Kuala Lumpur den Bau des Sri Mahamariamman Tempels, des bis heute wichtigsten Hindu Tempels in Malaysias Hauptstadt, vorangetrieben.

„Pillay soll die Form des Höhleneingangs an den Speer Vel des Gottes Murugan erinnert haben“, weiß Raymond zu berichten. Entsprechend spielte die Gottheit auch bei der Ausgestaltung des Höhlenkomplexes eine wichtige Rolle. Und neben dem Eingang der Batu Caves, die aus drei großen und mehreren kleinen Höhlen bestehen, erhebt sich die mit 42,7 Meter Höhe weltweit größte Statue des Gottes Murugan. Ein Gigant aus 1.500 Kubikmetern Beton und 250 Tonnen Stahl, der mit rund 300 Liter Goldfarbe überzogen wurde.

Im Inneren widmen sich die Darstellungen vieler der Schreine thematisch den Erzählungen darüber, wie Murugan, der Sohn von Shiva und Shakti, den Dämon Soorapadam bezwang. Die größte der drei Haupthöhlen ist die so genannte Tempel- oder Kathedralenhöhle mit einer Höhe von gut 100 Metern. Im hinteren Teil der Haupthöhle finden täglich von 8 bis 13 Uhr sowie von 16 bis 20.30 Uhr in einem kleinen Heiligtum die traditionellen Puja-Zeremonien als Ehrerweisung für die Gottheiten statt.

Die Batu Caves bestechen nicht nur durch das hinduistische Heiligtum, sondern auch durch ihre Stalaktiten und Stalagmiten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Die Batu Caves bestechen nicht nur durch das hinduistische Heiligtum, sondern auch durch ihre Stalaktiten und Stalagmiten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Unterhalb der Tempelhöhle liegt die Dark Cave, ein knapp zwei Kilometer langes Höhlensystem mit einer überaus artenreichen Fauna. Die Dunkle Höhle, in der neben bizarren Gesteinsformationen seltene Tiere wie die Gliederspinne zu finden sind, kann nur im Rahmen von anderthalb- bis vierstündigen Führungen besichtigt werden.
„Alle werden dabei nass und dreckig. Aber es ist überaus lohnenswert“, schwärmt Raymond von der faszinierenden Tour durch das Innere der engen Bergwelt.

In zwei am Bergfuß gelegenen Höhlen, der Kunstgalerie- und der Museums-Höhle, dienen Hindu-Statuen und religiöse Gemälde als Blickfang, während die nahe gelegen Ramayana Cave dem Epos um den Prinzen Rama gewidmet ist. Vor dem Eingang der Höhle erhebt sich zudem eine 15 Meter hohe Statue des Affengottes Hanuman, der Rama bei der Befreiung seiner entführten Frau Sita zur Seite gestanden haben soll.

Die Batu Caves sind seit 1890 eine Pilgerstätte für gläubige Hindus. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Die Batu Caves sind seit 1890 eine Pilgerstätte für gläubige Hindus. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Allgemeine Informationen: www.tourismmalaysia.de

Informationen: Batu Caves, Jalan Batu Caves, 68100 Jalan Batu Caves, Selangor, Malaysia, Telefon 00603-6189-6284

Öffnungszeiten: täglich von 6 bis 21 Uhr, Eintritt frei, jedoch wird eine freiwillige Spende erwartet

Dark Cave: www.darkcavemalaysia.com

Ein Makake vor den Batu Caves genießt den soeben geklautem Haarschmuck. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Ein Makake vor den Batu Caves genießt den soeben geklautem Haarschmuck. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Klettern: Wer möchte, kann sich an der Batu Caves auch erklimmen. Mehr als 160 Kletterrouten sind in dem Kalksteinmassiv ausgewiesen.

Wissenswertes: Alljährlich Ende Januar oder Anfang Februar wird seit 1892 in den Batu Caves drei Tage lang das tamilische Thaipusam Festival abgehalten. Dann strömen weit mehr als eine Million Pilger zu den Höhlen von Batu.

Anreise: Malaysia Airlines bietet ab Frankfurt am Main ab 595 Euro Direktflüge nach Kuala Lumpur an. Die Batu Caves liegen etwa 15 Kilometer nördlich vom Zentrum Kuala Lumpurs und sind vom Bahnhof Kuala Lumpur Central (Sentral) Station bequem Vorortzug (KTM Komuter, rote Linie) zu erreichen. Haltepunkt ist die Sentul Station. Die Fahrt kostet 2 Ringgit (etwa 0,50 Euro)

Einreise: Für die Einreise nach Malaysia genügt ein mindestens noch sechs Monate gültiger Reisepass. Bei Aufenthalten von mehr als drei Monaten wird ein Visum benötigt.

Zeitzone: Malaysia ist in den Wintermonaten der mitteleuropäischen Zeit um sieben Stunden voraus, der mitteleuropäischen Sommerzeit um sechs Stunden.

Sprache: Malaiisch ist National- und Amtssprache. Englisch ist als Verkehrs- und Bildungssprache weit verbreitet.

Wie Diskokugeln leuchten die Tempel und Schreine im Inneren der Batu Caves. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Wie Diskokugeln leuchten die Tempel und Schreine im Inneren der Batu Caves. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Religion: Rund 57 Prozent der Malaien sind muslimischen Glaubens.

Klima: Aufgrund der Nähe zum Äquator liegen die Temperaturen ganzjährig bei 28 bis 32 Grad Celsius und sinken nachts nur selten unter 22 Grad Celsius. Der Westen der Halbinsel lässt sich bei nur mäßiger Schauerneigung zu jeder Jahreszeit gut bereisen. Allerdings kann die Luftfeuchtigkeit bisweilen bei über 80 Prozent liegen.

Ein ungewöhnlicher Blickfang: Die Tempel in den Batu Caves. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Ein ungewöhnlicher Blickfang: Die reich verzierten Tempel in den Batu Caves. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Gesundheit: Empfohlen wird ein Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis A. Wichtig ist zudem ein effektiver Mückenschutz.

Währung: Die malaysische Landeswährung heißt Ringgit (MYR). 1 MYR entspricht 0,22 Euro; ein Euro entspricht 4,52 MYR.

Essen und Trinken: Die malaysische Küche bevorzugt heimische Zutaten wie Kokosnuss, Chili, Zitronengras, Limettengrün, zubereitet mit Fisch oder Fleisch und Gemüse. Besonders beliebt ist „Satay“, in Kurkuma mariniertes Fleisch, auf Spieße gesteckt und über dem Holzkohlengrill geröstet, das zusammen mit einem Erdnussdip serviert wird.

Ausgehen: Skybar, 33. Etage, Traders Hotel, Jalan Binjal, 50088 Kuala Lumpur, Telefon 00603-2332-9888. Cocktailspaß mit erhobenem Blick auf die Petronas Twin Towers und der Möglichkeit, in den Pool zu hüpfen. Eintritt frei.

View Rooftop Bar, 29. Etage, G Tower, 199 Jalan Tun Razak, 50400 Kuala Lumpur, Telefon 00603-2168-1881, www.view.com.my. Bar mit Höhenluftgarantie und toller Aussicht auf Kuala Lumpur.

Übernachten: Royale Chulan Hotel, 5 Jalan Conlay, 50450 Kuala Lumpur, Telefon 00603-2688-9688, www.theroyalechulan.com. Zentral gelegenes Hotel im Herzen von KL. Übernachtungen im Doppelzimmer beginnen bei 390 Ringgit pro Nacht.

Grand Millennium, 160 Jalan Bukit Bintang, 55100 Kuala Lumpur, Telefon 00603-2142-1441, www.millenniumhotels.com/grandmillenniumkualalumpur. Fünf-Sterne-Haus mit exzellenter Küche direkt am Pavilion. Übernachtungen im Doppelzimmer beginnen bei 540 Ringgit pro Nacht. 

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