Angesichts der Bedienerfreundlichkeit sieht manch einer rot. Gemeint ist ausnahmsweise keine technische Gerätschaft, sondern die Servicefreundlichkeit in der einen oder anderen gastronomischen Einrichtung. Hier vermittelt das Personal dem Kunden gerne mal den Eindruck, sich von diesem durch aufdringliches Verhalten wie dem Verlangen nach einer Speisekarte oder dem Bestellen einer weiteren Getränkerunde irgendwie belästigt zu fühlen.
Aber natürlich gibt es auch jenes Personal in Kneipen und Restaurants, das sich durch freundliches Auftreten, Hilfsbereitschaft und einen flinken, umsichtigen, gleichwohl wenig aufdringlichen Service auszeichnet. In solchen Fällen gibt man gerne. Und zwar neben dem Rechnungsbetrag noch einen kleinen Obolus für die Bedienkraft.
Trinkgeld als wichtiges Zubrot
In Ländern wie den USA wird die Arbeit der Kellnerinnen und Kellner fast ausschließlich aus Trinkgeldern finanziert. Bei uns sind die freiwilligen zu viel gezahlten Euro und Cent ein kleines Zubrot und eine Anerkennung. Nun hängt die Höhe des Trinkgeldes nicht nur vom Auftritt des Personals ab, sondern sicherlich auch von den finanziellen Möglichkeiten des Gastes sowie von der Art des gastronomischen Betriebes. In Eckkneipen fällt das Trinkgeld sicher weniger üppig aus als im Nobelrestaurant.
Eine andere Einflussgröße für die Höhe des Trinkgeldes wurde bis dato weitgehend vernachlässigt: die Kleidung. So berichtete das in unseren Breiten nur wenig bekannte Fachorgan „Journal of Hospitality and Tourism Research“ unlängst über einer Studie im benachbarten Frankreich, die die Auswirkung der Kleiderfarbe bei Kellnerinnen auf die Großzügigkeit der Gäste untersuchte. Es ging dabei also nicht darum, ob offenherzige Bediendamen mit tiefen Ausschnitt mehr Trinkgelder einheimsten, sondern darum, ob die Farbe der Bluse oder des T-Shirts sich positiv auf die Trinkgeldmenge auswirkt. Und siehe da, rote Oberteile lassen Männer freiwillig bis zu 26 Prozent tiefer in die Tasche greifen.
Erhöhte sexuelle Attraktivität
Ob dies noch durch die Ausschnittgröße gesteigert werden könne, ließ die Studie offen. Nicht aber, dass andere Kleidungsfarben keine positiven Effekte auf etwaige freiwillige Zahlungen haben. Erklärt wird dieses Phänomen damit, dass Rot in Männeraugen die physische und sexuelle Attraktivität der Frauen erhöht.
Auf weibliche Kunden hat die Farbe der Bluse oder des T-Shirts mit Blick auf die Trinkgeldhöhe übrigens keine Auswirkung. Vermuten lässt sich allerdings, dass die holden Schönheiten, wenn ihr Partner ob der Blusenfarbe der Kellnerin allzu großzügig agiert, rot sehen. Was mit Blick auf die Rotsünderin die rote Karte für den Liebsten nach sich ziehen könnte.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.