Ungewöhnliche Mars-Nahme

Raumfahreranzüge dürften bei der geplanten Mars-Mission zur Standardausrüstung der Weltraumtouristen gehören. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Raumfahreranzüge dürften bei der geplanten Mars-Mission zur Standardausrüstung der Weltraumtouristen gehören. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Mancher einer träumt fraglos von der Reise seines Lebens. Von einem gigantischen Trip, von dem noch seine Urenkel berichten werden. Das Problem bei der Umsetzung ist neben dem mangelnden Urlaub häufig das fehlende Kleingeld. Zudem gibt es kaum noch Flecken auf diesem Erdball, die nicht schon von Touristenscharen in Beschlag genommen wurden. Selbst die Besteigung des Mount Everest avanciert mehr und mehr zum Massenphänomen.

Da bekanntlich nur ein toter Fisch mit dem Strom schwimmt, kommt so eine Klettertour für diejenigen, die auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Abenteuer sind, natürlich nicht in Frage. Es sei denn, so eine Bergtour wird unter verschärften Bedingungen angegangen. Beispielsweise rückwärts auf einem Bein hüpfend bei dichtem Nebel an sechs Tagen zwischen dem 30. und 31. Februar. Was natürlich Quatsch ist.

Gott sei dank gibt es noch Alternativen. Denn der Mars macht mobil. Gemeint ist nicht der süße Schokoriegel aus der Werbung, sondern jener glutrote Planet, dessen Durchmesser nur halb so groß wie der des Erdballs ist. Zugegeben, dies klingt erstmal nach drangvoller Enge. Doch gemäß Forschung ist der Mars nicht gerade dicht besiedelt. Gut, da mögen sich ein paar Marsmenschen tummeln. Doch ob dem so ist, vermag niemand mit Bestimmtheit zu sagen.

Dafür könnte der Rote Planet in nur einem Jahrzehnt zum Tummelplatz von abenteuerlustigen Erdenbewohnern werden. Denn das niederländische Unternehmen „Mars One“ sucht Astronauten für eine Weltraummission, deren Ziel eben jener vierte Planet unseres Sonnensystems ist. Zu befürchten steht allerdings, dass es auf dem Mars doch voller werden könnte, als erwartet. Denn mehr als 78.000 Bewerbungen sind bereits für dieses ungewöhnliche Reiseangebot eingegangen. Wohl auch, weil die Voraussetzungen für eine mögliche Teilnahme nicht allzu groß sind.

Potentielle Mars-Flieger sollten mindestens 18 Jahre alt sein und Englisch sprechen können. Wobei nicht klar ist, warum? Denn noch ist nicht bekannt, welche Sprache die Marsmenschen pflegen. Andererseits kommt man ja auf unserem Erdball mit Englisch auch an vielen Orten gut zurecht. Die Chancen, eine Fahrkarte für den Mars-Flug zu ergattern, liegen zumindest deutlich höher, als die Chance auf einen Sechser im Lotto. Schließlich werden unter den 78.000 Anwärtern immerhin 40 Plätze vergeben.

Thekenbrust & ZackendruseDafür ist der Einsatz mit umgerechnet rund 56 Euro auch etwas höher als beim staatlich kontrollierten Glücksspiel. Eine Kehrseite hat die ungewöhnliche „Mars-Nahme“ allerdings: Wer unbedingt dabei sein möchte, sollte nicht wählerisch sein. Denn falls er sich auf dem Mars wider Erwarten nicht wohl fühlen sollte, gäbe es ein kleines Problem. Denn ein Rückflug zur Erde ist nicht vorgesehen. So gesehen ist die Mars-Mission für die einen einfach der größte Schwachsinn aller Zeiten, für andere jedoch, die Chance auf den wohl längsten Abenteururlaub ihres Lebens.

Buchtipps: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Karsten-Thilo Raab: San Diego Waldfried,  (ISBN: 978-84-9015-620-9). Erhältlich ist der Kolumnenband im Buchhandel, direkt beim Verlag oder online zum Preis von 20,90 Euro.