Thüringer Wald – sagenhaft und mystisch

Zauberhafter Thüringer Wald: Schon ein ganz normaler Spaziergang sorgt für eine märchenhafte Atmosphäre. – Foto: Regionalverbund Thüringer Wald e.V., Michael Grajkowski

Im Thüringer Wald lässt sich ein sagenhafter Urlaub verbringen. Und das im doppelten Sinne: Einerseits verlebt man seine Zeit in einer herrlichen Landschaft, andererseits ranken sich um den Wald eine Menge mythischer Geschichten.

Denn er ist die Heimat vieler Märchen und Sagen. Erzählforscherin Janin Pisarek kennt viele davon und kann erzählen, wo Poltergeister Spaziergänger erschrecken und warum Wanderer in der Nähe von Saalfeld der wilden Bertha lieber Platz machen sollten. Außerdem gibt es ein vielfältiges Ausflugsangebot für Familien wie die Feengrotten, den Märchenpark der Brüder Grimm sowie eine Auswahl an Märchen- und Sagen-Wanderungen.

Von der wilden Bertha und der Buschgroßmutter

Janin Pisarek ist Erzählforscherin und Kulturwissenschaftlerin und ist selbst im Thüringer Wald aufgewachsen. – Foto: Privat

„Ich habe als Kind immer Märchen-Hörspielkassetten gehört.“ Während ihres Philosophie-Studiums in Jena wurde sie schließlich von einer Dozentin mit der Faszination der Erzählforschung infiziert. „Sie hat mich mit ihren Seemannsgarngeschichten richtig angefixt“, erinnert sie sich. Heute hält sie selbst Vorträge und ist publizistisch aktiv, hat Bücher über Fabeltiere und Hausgeister veröffentlicht.

In Schloss Burgk ist regelmäßig märchenhaftes Puppentheater zu sehen. – Foto: Regionalverbund Thüringer Wald e.V., Dominik Ketz

Pisarek kennt viele mythische Volkssagen, die im Thüringer Wald ihren Ursprung haben. Eine davon ist die der wilden Bertha, die sich in einem „Wald in der Saalfelder Gegend“ zutrug. Ein Bauer traf in einem engen Hohlweg auf die wilde Bertha in ihrem von Katzen gezogenen Wagen. Weil er Bertha keinen Platz machte, schlug sie ihm ein Beil mitten in den Kopf.

Damit musste der Bauer ein Jahr leben, bis er der wilden Bertha erneut begegnete. Diesmal weicht er respektvoll aus. Daraufhin streicht sie ihm über die Stirn und das Beil fällt aus seinem Kopf. Zu seiner Freude ist es aus purem Gold. „Die Moral der Geschicht: Wer Rücksicht auf andere nimmt, wird belohnt.“ Aber Pisarek warnt augenzwinkernd: „Auch der Buschgroßmutter, die am linken Saalufer in der Nähe von Leutenburg wohnt, muss man ausweichen.“

Motive finden sich bei Harry Potter wieder

Bloß keine Kleidung schenken: Wer fleißige Wichtel im Haus hat, sollte froh sein. – Foto: Hannah Gritsch, Figur Florian Schäfer/Forgotten Creatures

„In der Sage über die ,Schläßlä‘ in Judenbach findet man sogar Elemente, die in den Harry-Potter-Romanen auftauchen“, verrät Pisarek. So wird erzählt, dass sich in einem Bauernhaus zu Judenbach einige Wichtelmännchen (hier „Schläßlä“ genannt) aufhielten. Sie waren fleißig, verrichteten zur Nachtzeit viele Dienste wie das Vieh zu füttern, den Stall zu reinigen und beim Dreschen zu helfen. Der Bauer wurde mit dieser Hilfe ein wohlhabender Mann und wollte sich dankbar zeigen.

Eines Tages ließ er ihnen neue rote Höschen und bunte Jäckchen vom Schneider anfertigen und legte sie so, dass die Schläßlä sie finden mussten. Als diese aber die Kleider fanden, wurden sie traurig und sagten: Der will uns ablohnen; wir müssen nun fort. So zogen sie von dannen. Und von der Stunde an war es mit dem Wohlstand des Bauern vorbei. „Das Motiv findet sich in Harry Potter und die Kammer des Schreckens wieder“, sagt Janin Pisarek. „Da schenkt Harry Potter dem Hauselfen Dobby durch einen Trick eine Socke und befreit ihn so aus der Knechtschaft der Malfoys.“

Im Burgenjahr 2024 verwandelt sich die Bertholdsburg in ein Märchenschloss mit vielen Märcheninstallationen. – Foto: Robert Fehringer

Auch an vielen anderen Orten im Thüringer Wald wird in Sagen von allerlei Fabelwesen berichtet. So sollen am Blessberg Spukgesichter festgebannter Poltergeister Spaziergänger erschrecken, in der Reußengasse in Meiningen ersetzte der Teufel einst einer frommen Frau ihr bildschönes Kind durch einen Wechselbalg.

In Schleusingen soll sich an einem Wasserloch (die Totenlache genannt) eine tragische Liebesgeschichte zwischen einer Nixe und einem Junggesellen namens Frieder zugetragen haben. Wer also durch den schönen Thüringer Wald spaziert, sollte immer aufmerksam sein. Vielleicht entdeckt er den einen oder anderen Waldgeist.

 Von der Feengrotte bis zur Führung mit Prinzessin

Im Feenweltchen kommen vor allem Kinder voll auf ihre Kosten. – Foto: Regionalverbund Thüringer Wald e.V., Florian Trykowski

Vor allem Familien finden im Thüringer Wald eine große Auswahl an spannenden Tagesausflügen. So kann man den Besuch der Feengrotten mit ihrer farbenprächtigen Tropfsteinwelt, dem Heilstollen und seinem Museum mit einem Abstecher in die Erlebniswelt Feenweltchen verbinden.

Hier gibt es für den Nachwuchs reichlich zu spielen und zu entdecken. Das gilt auch für die Sandstein- und Märchenhöhle in Walldorf bei Meiningen, in der mehr als 30 liebevoll dargestellte Märchenbilder zu sehen sind.

Die Saalfelder Feegrotten gehören zu den farbenprächtigsten Schaugrotten der Welt. – Foto: Regionalverbund Thüringer Wald e.V., Dominik Ketz

Darüber hinaus lockt Schloss Elisabethenburg in Meiningen mit einer Kostümführung mit der Prinzessin Sophie und im Märchenschloss Bertholdsburg sind Installationen von „Der gestiefelte Kater“ bis „Schneewittchen“ zu sehen. Im Museum Schloss Burgk in Schleiz werden regelmäßig Märchen als Puppentheater aufgeführt. Weitere Informationen unter: www.thueringer-wald.com

Buchtipp für geheimnisvolle Orte: Lost & Dark Places Ruhrgebiet

Bei Lost & Dark Places Ruhrgebiet denkt man sofort an das reiche Erbe der Industriekultur: Zeche Zollverein oder den Landschaftspark Duisburg-Nord. Doch nicht nur die einstigen Bergwerke und Hochöfen wissen Geschichte und Geschichten zu erzählen. Spannend sind auch die tatsächlich vergessenen oder verschwiegenen Zeugen früherer Epochen: die Überreste einer alten Nazi-Autobahn, ein einstiger Fliegerhorst, eine vergessene Flussbadeanstalt, …

„Das Buch öffnet sicher einen ganz anderen Blick auf das Ruhrgebiet und zeigt ein Gesicht der Region, das bislang nur sehr wenigen bekannt ist. Zudem zeigt das Buch, dass sich hinter mancher Ruine, hinter mancher Schrottimmobilie überaus spannende Geschichten verbergen. Ob es einen Folgeband geben wird, vermag ich nicht abzuschätzen. Das Potential für ein zweites Buch ist fraglos vorhanden. Einige Orte, die ich besucht habe, sind aus Platzgründen nicht ins Buch aufgenommen. Teil des Ansatzes war es, Lost Places in möglichst vielen Teilen des Ruhrgebietes mit aufzunehmen.“ erklärt Autor Karsten-Thilo Raab augenzwinkernd.

Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.

Pressestimmen: “Mit “Lost & Dark Places” lässt sich eine ganz besondere Seite des Ruhrgebiets entdecken.” ― Ruhr Nachrichten

Erhältlich ist Lost & Dark Places Ruhrgebiet (ISBN: 9783734320477) von Karsten-Thilo Raab für 22,99 Euro im Buchhandel, zum Beispiel bei Amazon oder direkt beim Bruckmann Verlag.

Mortimer

Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.