Provence-Reise in der Nebensaison

Im Kunstpark der Fondation Carmignac auf Porquerolles in der Provence. – Foto: C. Moirenc

Wer abseits der Touristenmassen Urlaub genießen will, für den fängt in der Provence in der Nebenzeit die schönste Reisezeit an. Herbst, Winter und Frühjahr haben in Frankreichs Süden den Vorteil, dass das Klima zuträglicher ist. Während es bei uns grauer wird, fegt der Mistral die Wolken weg und sorgt meist für strahlenden Sonnenschein. Überdies gibt es Erlebnisse, die erst in dieser Zeit zugänglich sind. Beispielsweise sind die Oliven ab November reif und auch die schwarze Trüffel findet man ab Dezember in größeren Mengen. Wer diese Spezialitäten vor Ort verkosten will, was sich definitiv lohnt, hat zur Hauptreisezeit schlechte Karten. Die provenzalischen Landschaften zu Fuß entdecken, selbst das ist angenehmer in den kühleren Jahreszeiten. Und wer lieber in Sachen Kultur unterwegs ist, dem empfehlen wir die Route für zeitgenössische Kunst im Var zu entdecken. Hier gibt es zum Thema viele Sammlerstücke, die man unter dem blauen Provencehimmel bewundern kann.

Trüffel suchen und genießen

Trüffel sucht man im Vaucluse mit Hilfe von Hunden. – Foto: A. Hocquel / VPA

Ab Mitte November ist das Haut-Vaucluse wieder mit dem verführerischen Duft der schwarzen Trüffel eingehüllt. Die „Tuber Melanosporum“ trägt den botanischen Zusatz Périgord, weil die Gegend im Südwesten Frankreichs früher zu den Hauptproduzenten gehörte. Inzwischen kommen rund 75 Prozent der französischen Produktion aus dem Südosten. Das Gros liefert dabei das Departement Vaucluse. Für Feinschmecker Grund genug, eine Reise ins Trüffelparadies zu unternehmen. An den Märkten in Carpentras, freitags und in Richerenches, samstags, ersteht man die Trüffel direkt vom Produzenten und kann in vielen umliegenden Restaurants Trüffelgerichte genießen. Wer wissen will, wie Trüffel gesucht werden, geht mit einem Bauern auf die Suche. In der Papstenklave bietet Virginie Feraus-Simian von der „Ferme des Eybrachas“ beispielsweise ein Tagesprogramm an. Sie nimmt die Besucher im Januar und Februar auf eine Trüffelsuche mit ihrem Hund mit. Danach gibt es ein leichtes Menu mit Trüffeln von der Vorspeise bis zum Dessert. Auch Nicolas Monnier, aus St.Saturnin les Apts im Luberon, bietet einen Trüffeltag an, an dem gesucht, gekocht und die Fundstücke verspeist werden. Trüffelliebhaber kommen um dieses Dufterlebnis kaum umhin. Mehr Infos

Zeitgenössische Kunst Open Air erleben

Bei der Olivenlese mit strahlendem Provencewetter. – Foto: A. Hocquel / VPA

Skulpturen von Philippe Austruy, ein spektakuläres Mosaik von Chagall, Jazz oder klassische Musik – all das gibt es unter blauem Himmel im Departement Var. Schlösser, Weingüter und Gärten im Var bieten in der herbstlichen Kultursaison viele artistische Darbietungen ohnegleichen. Dabei lässt sich das Naturerlebnis für Kunst- und Kulturliebhaber perfekt verbinden. Weingüter und Parks heben dabei Landschaftsgestaltung mit traditioneller plastischer Kunst hervor. Beides ergänzt sich blendend und bietet Freiraum für die kulturelle Entdeckung. Es gibt einige unumgängliche Adressen, die an kulturelle Stätten angeschlossen sind wie die kubistischen Gärten der Villa Noailles in Hyères oder die Außenanlage der Fondation Carmignac auf der Insel Porquerolles. Einige Weingüter verschreiben sich der Kunst und trumpfen mit privaten Kunstsammlungen oder organisieren Konzerte im Weinberg wie das Domaine de Vignelaure in Rians, das Château Sainte-Roseline in Les Arcs, das Domaine Valcolombe in Villecroze sowie die Commanderie de Peyrassol in Flassans-sur-Issole. Var Toursime schlägt dazu für Kunstliebhaber eine Reiseroute für die Entdeckung zeitgenössischer Kunst vor. Mehr Infos

Bei der Olivenlese helfen

Frische Oliven kurz vor der Pressung. – Foto: A. Hocquel / VPA

Anfangs des 20. Jahrhunderts pressten im Vaucluse zweihundert Mühlen Olivenöl. Die Bäume litten unter schweren Frösten und da Wein schneller wuchs, wäre die Olive fast verschwunden. Der Olivenbaum wurde zum Kulturgut und die Nachfrage steigt stetig, so dass man im Vaucluse wieder um die 300.000 der Spezies zählt. Heute vereinen 12 Mühlen um die dreihundert Produzenten. Die Hauptsorte heißt „Aglandau“, die mit weiteren zu einem qualitativ hochwertigen Öl mit geschützter Ursprungsbezeichnung verarbeitet werden. Die diversen Anbaugebiete liefern Oliven für die AOP Huile d’olive de Provence, AOP Huile d’olive de Haute Provence und die AOP Olives noires de Nyons. Es lohnt sich, bei den Bauern vorbei zu schauen. Hier erfahren Genießer, wie gepresst wird, man kann die Olivenhaine besichtigen oder das Öl in verschiedenen Geschmacksrichtungen verkosten. Das geht zum Beispiel in der Ölmühle „O’live Prod“ in Villedieu oder in der „Bastide du Laval“ in Cadenet. Letztere schmückt sich mit vielen Auszeichnungen und das Olivenöl wird sogar im Elysée-Palast in Paris gereicht. Eine besondere Erfahrung erleben Gäste auf dem „Domaine de Touchine“ in Saint-Didier. Hier kann man ab November bei der Lese helfen. Adressen für Oliven-Erlebnisse

Klosterkultur & Kastanien

Kastanienauslage am Kastanienfest in Collobrières. – Foto: John Walzl / Var Tourisme

In den tiefen Wäldern des Var trifft man auf zwei emblematische Klöster. Die Abtei Thoronet ist ein Juwel der Ziesterzienserbauten bei Lorgues. Schon Le Corbusier schwärmte von der Architektur und studierte Le Thoronet als Prototyp für sein eigenes Schaffen. Bei einer Herbstwanderung ist sie ein Muss für einen Stopp. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Chartreuse de la Verne zwischen Cogolin und Collobrières, inmitten der Wälder des Maurenmassivs. Die befestigte Anlage zeigt sich bei einer Waldwanderung. Die Karthäuser ließen im Mittelalter Kastanienwälder pflanzen, die noch heute gepflegt werden. Damals das Brot der Armen, wo kein Getreide wuchs, fand die Edelkastanie aus dem Var ein Revival. Es werden rund 150 Tonnen davon geerntet. Zur Erntezeit sind die Kastanienfeste im Massif des Maures der Höhepunkt. Allen voran in Collobrières, der Hauptstadt der Edelkastanie, wo jährlich an den letzten drei Sonntagen im Oktober der „Kastanienpunk“ abgeht. An den rund 200 Ständen probieren sich die Besucher durch die Kastanienspezialitäten. Die Confiserie Azuréen, die für Ihre „Marrons glacés“ bekannt ist, hält zudem ein Museum über die Geschichte der Kastanie im Var. Weitere Inspirationen über die Destination unter www.provence-tourismus.de und www.visitvar.com.