Nur alle drei Jahre: Nassereith im Fasnachtsfieber

Finder nur alle drei Jahre statt: Die Fasnacht in Nassereith in Tirol. – Foto Helmut Plattner/Fasnachtskomitee Nassereith

Es gibt einen Scherz über die Fasnacht im österreichischen Nassereith: Auf die Frage eines Reporters nach dem Ursprung der Tradition antwortete ein ehemaliger Fasnachtsobmann einmal, die Fasnacht sei mindestens so alt wie Ötzi, der Eismann. Ötzis schwarz gefärbtes Gesicht und die Tatsache, dass er kein Geld dabei hatte, seien der Beweis: Er müsse bei der Nassereither Fasnacht gewesen sein, wo man ihm sein Gesicht mit Ruß einrieb und ihn einführte, wobei er sein ganzes Geld verbrauchte.

Natürlich entspricht diese Antwort nicht der Wahrheit – wobei, mit Sicherheit weiß man das auch nicht genau: Über den Ursprung der traditionsreichen Fasnacht wurden bisher keine Aufzeichnungen gefunden. Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahr 1740: Damit ist die Nassereither Fasnacht mindestens 279 Jahre alt und zählt mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Heute findet die Nassereither Fasnacht, das „Schellerlaufen“ alle drei Jahre statt – so auch am 17. Februar 2019. Dank besonders aufwändiger und farbenfroher Kostüme und handgeschnitzter Holzmasken zählt diese Fasnacht im Tiroler Oberland zu den prächtigsten Fasnachtsumzügen des Alpenraums.

In der Fasnacht geschieht nichts zufällig

Grandiose Kostümen sind Teil der beliebten Fasnacht. – Foto Stefan Walser/Fasnachtskomitee Nassereith

Die Vorbereitungen für den großen Tag nehmen viel Zeit in Anspruch: Am 6. Jänner, dem Dreikönigstag, wird die Fasnacht ausgerufen und zieht ab dann das ganze Dorf in den Bann. Die Nassereither Fasnacht ist Männersache, zumindest was die aktive Teilnahme betrifft. Die Frauen spielen als Unterstützerinnen eine wichtige Rolle: Ihren geschickten Händen sind die aufwändigen Kostüme zu verdanken. Insgesamt sind etwa 450 Personen in das Geschehen involviert. Und wer jetzt glaubt, die Fasnacht habe etwas mit Karneval zu tun, der irrt: Das Nassereither Schellerlaufen mit seinen vielen unterschiedlichen Figuren folgt strikten Regeln und jahrhundertealten Abläufen.

Der große Tag

Schon früh morgens beginnt der Fasnachttrubel. – Foto Daniel Liebl/Fasnachtskomitee Nassereith

Der Tag für die Fasnachtler ist lang: Schon frühmorgens verwandeln sich die Teilnehmer in ihre Figur, zum Teil werden die Darsteller sogar in die Kostüme eingenäht. Der Umzug selbst beginnt mit dem Mittagsläuten, abgelegt werden die Larven erst wieder mit dem Abendläuten um 18 Uhr. Das Herzstück des Schellerlaufens ist der Kampf des Bärentreibers gegen den Bären, er symbolisiert das Kräftemessen zwischen Frühling und Winter. Dann steht beim Nassereither Schellerlaufen der nächste Höhepunkt an: Der mystische Hexenschwur. Hier schwören die Hexen der Hexenmutter auf beeindruckende Art lautstark ihre Treue.

30 Kilogramm schwere Schellen

Die Masken sind wahre Kunstwerke. – Foto Daniel Liebl/Fasnachtskomitee Nassereith

Neben Bär, Treiber und den Hexen ist der Scheller eine der wichtigsten Figuren bei der Fasnacht in Nassereith und Namensgeber des Schellerlaufens. Er ist nach den vier großen, bis zu 30 Kilogramm schweren Schellen benannt, die er den ganzen Tag über trägt und rhythmisch im „Schellerschritt“ schwingt. Beim Umzug ist der Scheller die Hauptfigur des „Schönen Zugs“: Zu diesem gehören unter anderem die Kehrer, Roller, die Ruaßler und die Paarle. Warum der „Schöne Zug“ diesen Namen trägt, wird schnell klar, wenn man die farbenfrohen und kunstvoll bestickten Fasnachtsgewänder im Rokoko- und Barockstil sieht: Was für ein Schauspiel! Nicht fehlen dürfen außerdem die Festwägen, die ganz besonders zur Unterhaltung der Besucher dienen: Die Wägen werden in aller Stille und Heimlichkeit gebaut und bleiben bis zum großen Tag ein streng gehütetes Geheimnis.

Fasnacht hautnah: Das Einführen

Farbenfrohe Kostüme gehören zu den beliebten Blickfängen. – Foto Marion Weber/Fasnachtskomitee Nassereith

Die eingangs erwähnte Tradition des Einführens zählt auch heute noch zu den Höhepunkten des Schellerlaufens und ist eine große Ehre. Dabei werden Ehrengäste, Freunde und die Familien der Teilnehmer abgeholt und unter lautem Schellen, Tanzen und Springen zur Kasse oder auf die einzelnen Wägen begleitet, wo sie gemeinsam anstoßen, eine Erinnerung erhalten und dafür einen kleinen Obolus leisten. Wenn es dunkel wird, nähert sich auch das Ende der Fasnacht und damit ein besonders emotionaler Moment: Wenn die Kirchenglocken um 18 Uhr läuten, wird noch einmal aufgeschellt, die letzten Juchzer erklingen, dann werden die Masken abgelegt. Ab jetzt heißt es drei Jahre warten, dann ruft die Fasnacht wieder. Weitere Informationen unter www.fasnacht-nassereith.at.