
Nicht von ungefähr avancieren Irland und Nordirland zu einem Mekka für Pflanzenliebhaber und Botaniker aus aller Welt. Die Grüne Insel wartet nicht nur, wie oft behauptet, mit mehr als 40 Schattierungen von Grün auf, sondern auch mit einer ungeahnten Blütenvielfalt. Pate steht dabei das durch den warmen Golfstrom begünstigte, milde Klima. Und dies beileibe nicht nur in den Küstenregionen.
Filmreifes Powerscourt

Auch in der südostirischen Grafschaft Wicklow findet sich mit Powerscourt ein Paradebeispiel irischer Gartenbaukunst. Neben einem japanischen Garten und dem längsten Kräutergarten Irlands gehört auch ein Hundefriedhof zu den weiteren Besonderheiten der fast 190.000 Quadratmeter großen Parkanlage. Teil von Powerscourt ist auch ein Wasserfall, der 120 Meter in die Tiefe stürzt und damit Irlands höchste Kaskade bildet. Das vom Flüsschen Dargle gespeiste Naturschauspiel diente als Kulisse von zahlreichen Hollywood-Filmen wie Excalibur. Auch für Black Beauty (1971), Remington Steele (1987), Der Graf von Monte Christo (2002) und das Historiendrama König Artus (2004) wurde Powerscourt in Szene gesetzt.
Gartenparadies südlich von Dublin

Als eine Perle der Natur entpuppen sich auch die 1868 am Ufer des River Vartry angelegten Mount Usher Gardens mit ihren seltenen Bäumen, Sträuchern und Blumen – darunter allein 70 verschiedene Eukalyptusarten. Gartenphilosoph William Robinson stand für diesen entfesselten Landschaftsgarten an der Ostküste circa 50 Kilometer südlich von Dublin Pate. Riesenhafte Baumexoten, Buschwerk und wimpelnde Blumenpfade sind hier so natürlich zu einander gesellt, dass der Besucher durch ein wildes Paradies spaziert, das es so wohl nirgendwo sonst auf der Welt in natura gibt.
Edel-Pferde und Edel-Pflanzen

Etwas außerhalb von Kildare, der Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft, ist das irische Nationalgestüt von Tully, The Irish National Stud, beheimatet. Zu den Besonderheiten des Gestüts zählt der von Tassa Eida und dessen Sohn Minoru angelegte japanische Garten, der eine „Reise durch das Leben“ darstellt. Durch das „Tor des Vergessens“ betritt man den Garten, folgt dem „Pfad des Lebens“ entlang wundervoller Blumenrabatte und Bäume. Weiter geht es durch den „Tunnel der Unwissenheit“ über die „Brücken der Verlobung und Heirat“ in das „Labyrinth des Ehrgeizes“ und über die „rote Brücke des Lebens“, bevor die ungewöhnliche Reise im „Garten des Friedens“ endet, der die Gelassenheit des Alters symbolisiert. Seit 1999 bereichert zudem der St. Fiachra´s Garden das Gelände des Nationalgestüts. Hier fügen sich nachgebaute Einsiedlerhütten charmant in ein Ensemble aus Bäumen und Gewässern ein.
Aushängeschild irischer Gartenbaukunst

Mit den Kilmokea Gardens verfügt die Grafschaft Wexford über ein weiteres Aushängeschild irischer Gartenbaukunst. Das drei Hektar große Areal um das Herrenhaus Kilmokea Country Manor gliedert sich in einen von einer Mauer umgebenen Formgarten und den Lower Garden. Letzterer besticht durch eine Auswahl an seltenen Bäumen und Sträuchern. Darunter Rhododendren, Magnolien, Kamelien und riesiges Borretsch (Gurkenkraut), während der Formgarten von Iris- und Rosenblüten dominiert wird.
Günstling des warmen Golfstroms

Derweil wird Bantry wie kaum ein anderer Ort an der Westküste von Irland von den Ausläufern des Golfstroms verwöhnt. Einen architektonischen Akzent setzt hier das Bantry House, ein Juwel georgianischer Bauart aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die dazugehörigen Gärten beheimaten eine Reihe tropischer Pflanzen. Mächtige Palmen und Zedern, Fuchsien und meterhohe Agaven prägen gleichermaßen das Bild. Einen besonderen Blickfang bilden die Hundred Steps, eine monumentale Steintreppe, die von Azaleen und Rhododendren flankiert wird.
Grandioser Inselgarten

Unter den freien, höchst kunstvoll komponierten und dem Überschwang der Farben verschriebenen Gärten gilt insbesondere der Inselgarten Garnish Island im County Cork eine Berühmtheit. Nach einer kurzen Bootsüberfahrt vom idyllischen Ort Glengarriff gelangt man in ein Paradies mit subtropischer Exotik, das in mehreren informellen Gartenanlagen zu einem Gesamtwerk gestaltet ist.
Spektakulärer drei-Seen-Blick

Eine Perle im Killarney National Park ist fraglos das im Tudor-Stil erbaute Muckross House, ein Schloss inmitten einer großzügigen Parkanlage. Im Jahre 1843 erbaut, beherbergt das Herrenhaus heute das Kerry Folklife Centre, das dem Leben der Landbevölkerung im 19. Jahrhundert gewidmet ist. Der nach dem Spender benannte Bourn Vincent Memorial Park erweist sich als ein Meer an Rhododendren, Azaleen und Magnolienbäumen. Ein besonderes Fleckchen inmitten des Nationalparks ist auch der Ladies View, ein Aussichtspunkt, von dem aus sich ein atemberaubender Blick auf drei Seen bietet.
Viktorianischer Gartentraum

Derweil gilt Kylemore Abbey, im westlichen Connemara gelegen, als klassisches Beispiel für einen viktorianischen Garten in strenger Formalität. Geadelte Pflanzenraritäten, die auf die Jahrhundertwende zurückgehen, werden hier am Ufer des Lough Poolacappul in stilvoller Anlage eines Walled Gardens vor phantastischer Bergkulisse kultiviert und dürfen jedes Jahr einen anderen Reigen tanzen. Rund um den einstigen Landsitz des Kaufmanns und Politikers Mitchell Henry wurden exotische Pflanzen wie Douglas-Fichten, Sequoiem, Taxidien und Kamelien angepflanzt, während im Gewächshaus Bananen, Trauben und Pfirsiche gedeihen.
Oase der Ruhe in Belfast

Auch im Norden der Grünen Insel kommen Gartenliebhaber voll auf ihre Kosten. In der Hauptstadt Belfast befindet sich direkt an die Queen’s University angrenzend der liebevoll gestaltete Botanic Garden. Die Oase der Ruhe wurde 1828 eingeweiht. Das Palm House, eine Glas- und Eisenkonstruktion des Dubliner Eisengießers Richard Turner, war das erste seiner Art weltweit. Ein weiteres Paradebeispiel viktorianischer Gartenbaukunst inmitten des botanischen Gartens ist die Tropical Ravine, eine tropische Schlucht mit exotischen Pflanzen wie Lilien, Orchideen, Guaven oder Bananenstauden.
Ein Paradies für Rosenkavaliere

Rosen, Rosen und nochmals Rosen sind den ganzen Sommer über im Sir Thomas and Lady Dixon Park in Belfast zu bewundern. Mehr als 20.000 Rosenbüsche wetteifern hier um die Gunst der Pflanzenliebhaber. Hinzu gesellen sich empfindliche Kamelien, ein Walled Garden und das Experiment eines japanischen Gartens.
Der vielleicht schönste Garten

Südlich von Newtownards liegen am Ufer des Strangford Lough die Gärten von Mount Stewart, die für viele die schönsten in ganz Irland sind. Neben dem Herrenhaus, dem Stammsitz der Stewarts, mit seiner grandiosen Banketthalle, dem „Temple of the Winds“, fasziniert besonders die weitläufige Parkanlage auf der Ards Peninsula. Das Areal mit seinen überaus seltenen und farbenfrohen Pflanzen war 1921 von Lady Edith, der Frau des 7. Marquis von Londonderry, entworfen worden. Die prächtige Grünanlage ist in 17 unterschiedliche Bereiche gegliedert und deckt die gesamt Bandbreite der Gartenbaukunst von streng formalen italienischen Gärten bis hin zum Landschaftspark nach englischem Vorbild ab.
Pflanzen-Shows der Superlative in Irland

Neben den zahlreichen Prachtgärten ziehen aber immer wieder auch verschiedene Gartenshows die Pflanzenliebhaber aus aller Herren Länder in ihren Bann. So vom 4. bis 6. Mai 2018 die „Garden Show Ireland“ in den Antrim Castle Gardens in Nordirland. Nicht minder faszinierend ist fraglos die Pflanzenschau „Bloom„, die vom 31. Mai bis 4. Juni 2018 im Phoenix Park von Dublin über die Bühne geht. Und für die Namen alle, die einen besonderen Faible für Rosen besitzen, ist die Rose Week im Sir Thomas and Lady Dixon Park in Belfast ein absolutes Muss. Weitere Gartentipps für die Grüne Insel finden sich online unterwww.ireland.com.
Buchtipp: Der ultimative Reiseführer für die Grüne Insel
Viel umfangreicher und geballter findet sich wohl kaum (Reise-) Wissen über die Grüne Insel als in dem brandneu erschienenen Reiseführer Inselspuren – Entdeckungstouren durch Irland und Nordirland von Karsten-Thilo Raab: „Ein Fremder ist ein Freund, dem man bisher noch nicht begegnet ist“, lehrt der irische Volksmund. Tatsächlich ist dies kein bloßes Lippenbekenntnis. Wer über die Grüne Insel reist, wer durch die herrlichen Nationalparks, durch die ausgedehnten Moorlandschaften wandert, wer auf den Spuren der Kelten versucht, das reiche kulturelle Erbe der Insel, das von weit mehr als 9.000 Jahren der Besiedlung zeugt, kennen zu lernen oder einfach bei einem Pint in einem der urgemütlichen Pubs Entspannung sucht, wird schnell feststellen, dass dies keine leeren Worte sind.
Im Gegenteil, die Iren sind für ihre Aufgeschlossenheit und ihre Kontaktfreudigkeit bekannt. Die dünn besiedelte Insel im Westen Europas hat aber noch andere Pfunde, mit denen sie wuchern kann: eine schier nie enden wollende Zahl an Mythen und Legenden.
Hinzu kommen ebenso abwechslungsreiche wie grandiose Landschaften, die in mehr als 40 verschiedene Schattierungen von Grün getaucht sind, und ein Klima, das ganz wesentlich von den Ausläufern des warmen Golfstroms geprägt wird. Die zahlreichen Berge, Heidelandschaften, Seen, Flüsse, einsame Buchten und wildromantischen Küstenabschnitte sind ein Paradies für Naturliebhaber. Wanderer, Radfahrer und Reiter kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Freizeitkapitäne, Angler und Wassersportler. Daneben bieten pulsierende Metropolen und Städte wie Dublin, Belfast, Galway, Londonderry und Cork, aber auch verträumte Orte und Örtchen wie Kilkenny, Kinsale oder Dingle einen stimmungsvollen, nicht minder faszinierenden Kontrast. Und überall heißt es: „Ceád Míle Fáilte“ – Tausend Mal willkommen!
Erhältlich ist der 388 Seiten starke Reiseführer Inselspuren – Entdeckungstouren durch Irland und Nordirland (ISBN 978-3-939408-90-1) von Karsten-Thilo Raab ab sofort für 19,99 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei beim Westflügel Verlag.

Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.