Inselwitz zum Dessert – Steuer-Schelte auf Ostfriesisch

Wer hat sich nicht schon mal im Urlaub über die bisweilen horrenden Preise für einen Restaurantbesuch geärgert? Da kostet ein Dreigängemenü mit Getränken gefühlt schnell mal so viel wie die Flugreise in die Karibik. Dabei ist diese so fern wie gutes Wetter. Dies gilt insbesondere für die deutsche Nord- und Ostseeküste, wo neben den Kosten für Anfahrt und Unterkunft auch noch eine Gebühr zum Betreten des Meeresufers anfällt. Doch daran haben sich Urlauber, die die vermeintlich schönsten Tage des Jahres im eigenen Land verbringen wollen, schnell gewöhnt. Nicht aber an die Preise in manch einem Restaurant, die einem trotz Magenknurrens schnell mal den Hunger vergehen lassen.

Auf der Nordseeinsel Borkum jedenfalls hat mit dem Upholm-Hof, der sich selber als größtes Scheunenrestaurant der beliebten Ostfriesischen Ferieninsel bezeichnet, nun eine gastronomischer Betrieb die Flucht nach vorn angetreten und in einer hauseigenen Postille, der „Upholm-Hof Zeitung“, die Gründe für die vermeintliche Preistreiberei, für alle, die Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Rechnungssumme haben, wie folgt erklärt:

„Nachdem wir die Schankerlaubnis- Getränke-, Mehrwert-, Einkommen-, Vermögens-, Grundvermögens-, Gewerbekapitals-, Gewerbeertrags-, Lohn-, Lohnsummen-Kirchen-, Hunde- und Kapitalsertragssteuer bezahlt, Beiträge zur Krankenkasse, Berufsgenossenschaft, Familienausgleichskasse, Invaliden-, Angestellten, Arbeitslosen-, Lebens-, Feuer-, Einbruchs-, Unfall- und Haftpflichtversicherung, die Gebühren für Gas, Wasser, Elektrizität, Heizung, Müllabfuhr, Schornsteinfeger, Telefon, Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Gema usw. errichtet haben, bleibt uns für diesen Monat nur noch das Geld für diese Reklame übrig und sie zu bitten, unser Restaurant durch Ihren Besuch auch weiterhin zu unterstützen. Für Ihren Besuch danken Ihnen das zuständige Finanzamt sowie die Geschäftsleitung des Upholm-Hof.“

Ein Appell, der einem fraglos durch Mark und Bein geht und dazu führt, dass man  automatisch noch ein Bierchen oder Weinchen mehr trinkt und auch auf den Nachtisch nicht verzichtet, bevor sich jeder Gast beim Begleichen der Rechnung mit Blick auf das Trinkgeld fragt: „Darf es auch ein bisschen mehr sein?“ In diesem Sinne, danke, dass wir trotz der widrigen finanziellen Umstände ihr Gast sein durften. Wir zahlen doch gerne. Schließlich müssen wir doch irgendwo hin mit unserem Geld, jetzt, da der Geldspeicher voll ist.

Buchtipp – weitere Kolumnen aus der Feder des Autors: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.