Hauskaa joulua – frohe Weihnachten auf Finnisch

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Weihnachten auf Finnisch: Weihnachtselfen und Schnee satt. – Foto Kimmo Syväri/Visit Finland

Himmeli, Glögi und Tonttu – was so niedlich Finnisch klingt, ist Teil der finnischen Weihnachtstradition. In der Vorweihnachtszeit schmücken die Finnen ihre Städte und Häuser, und viele kleine Besonderheiten sorgen dafür, dass die dunklen Wintertage hell und gemütlich werden. Überall in Finnland finden in der Adventszeit stimmungsvolle Weihnachtsmärkte statt. Hier kann man die typischen Leckereien und heißen Glögi genießen, nach Geschenken stöbern und sich von der festlichen Beleuchtung in Weihnachtsstimmung versetzen lassen. Der Weihnachtsmarkt in Helsinki ist der älteste Weihnachtsmarkt in Finnland und lockt mit dem täglichen Besuch des Weihnachtsmanns und einer Prise Nostalgie. In der malerischen mittelalterlichen Stadt Porvoo strahlen bunte Holzhäuser im Lichterglanz. Der Weihnachtsmarkt hier hat einen künstlerischen Anstrich – die örtliche Künstlergemeinde sorgt an den Ständen für ganz besonders schönes Kunsthandwerk. In Finnlands ältester Stadt Turku steht eine riesengroße Fichte im Mittelpunkt des Weihnachtsmarkts, und die Stadtmitte ist festlich mit Girlanden und Lichtern geschmückt.

Um die dunkle Vorweihnachtszeit zu erhellen, basteln die Finnen im Dezember Eislichter. Sobald die Temperaturen unter null Grad sinken, beginnt die Zeit der Eislichter. Dazu wird ein Eimer mit Wasser gefüllt, in den eine Flasche mit Sand gesteckt wird. Am nächsten Tag wird die Flasche mit warmem Wassern gefüllt, und aus dem gefrorenen Wasser entfernt. Dann wird das Eis aus dem Eimer gestürzt, und man erhält ein finnisches Eislicht, durch das eine Kerze wunderschön funkeln kann.

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Very Finnisch: Milchreis mit Zimt oder Preiselbeersaft. – Foto  Tiina Tahvanainen/Visit Finland

Am Weihnachtstag selbst wird dann keiner vergessen, auch die Tiere und die Toten nicht. Genau wie in Deutschland ist Heiligabend in Finnland der wichtigste Tag des Weihnachtsfestes. Der Tag beginnt für viele Finnen mit einer Schüssel Riispuuro – Milchreis, gewürzt mit Zucker und Zimt. Nach einer alten Tradition wird in der ehemaligen Hauptstadt Turku um 12 Uhr mittags der Weihnachtsfrieden ausgerufen, und die über 500 Jahre alte Zeremonie wird im Fernsehen übertragen. Nachmittags gedenken die Finnen der Toten und schmücken die Gräber ihrer Lieben mit Kerzen und Kränzen. Traditionell trifft man sich danach im Familienkreis, um Weihnachtslieder zu singen.

Der Weihnachtsbaum ist traditionell ein riesiger Tannenbaum, der an Heiligabend festlich mit Kerzen und Kugeln geschmückt wird. Auch kleine Landesflaggen aus Papier werden oft an den Baum gehängt – nicht nur finnische. Eine weitere beliebte Weihnachtsdekoration ist das Himmeli, eine aufwendige Bastelei aus Stroh, die entweder als Mobile von der Decke hängt oder in einer kleineren Version den Baum dekoriert. Himmeli bedeutet Himmel, und das Stroh, das dafür verwendet wird, ist ein Symbol für die Krippe in Bethlehem. Der Weihnachtsbaum schmückt dann bis zum Dreikönigsfest am 6. Januar die finnischen Wohnzimmer.

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Mehr Finnisch geht nicht: Saunieren auch an Weihnachten. – Foto Juho Kuva/Visit Finland

Ein typisch finnisches Weihnachtsessen beginnt mit einer Portion Fisch, zum Beispiel Heringssalat. Die Hauptrolle beim Weihnachtmahl spielt dann der Joulukinkku, ein Weihnachtschinken, der mit verschiedenen Beilagen gereicht wird, Kartoffeln, Karotten oder Steckrüben. Süßigkeiten und Gebäck dürfen nicht fehlen – das kann ein Milchreis mit Preiselbeersaft sein, oder ein Pulla genanntes Hefegebäck. Dazu schmeckt ein Glas Glögi, ein duftender Glühwein, der mit Johannisbeersaft zubereitet wird.

Weihnachten ist auch in Finnland ein besinnliches und fröhliches Fest, auf das sich Alt und Jung wochenlang freuen. Es gibt jedoch einige Traditionen, die man nur in Finnland findet – die Weihnachtssauna zum Beispiel. Saunagänge gehören in Finnland zum täglichen Leben: Auf fünf Millionen Finnen kommen drei Millionen Saunen, und die finnische Saunakultur gehört seit 2020 zum immateriellen Weltkulturerbe. Die Weihnachtssauna stimmt auf die Festtage ein, und für viele Finnen ist Weihnachten ohne Sauna kein richtiges Weihnachten. Die Sauna wird am Vormittag geheizt, bevor in Turku traditionell der Weihnachtsfrieden verkündet wird. Lärm hat dort nichts zu suchen, nach finnischem Aberglauben spielen sonst die Hauselfen im nächsten Jahr Streiche. Stattdessen umgibt den Saunabesucher besinnliche Ruhe, Kerzen sorgen für Atmosphäre. Nach dem Saunieren ist man wunderbar entschleunigt und bereit für das Weihnachtsessen und für Joulupukki, den Weihnachtsmann, der die heiß ersehnten Geschenke überreicht.

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Nicht nur in Helsinki locken in der Vorweihnachtszeit stimmungsvolle Weihnachtsmärkte. – Foto Jussi Hellstén/Helsinki Marketing

Wie jedes finnische Kind weiß, ist der Weihnachtsmann in Finnland zu Hause, und wer ihn besuchen möchte, trifft ihn das ganze Jahr über in Rovaniemi im finnischen Lappland. Dort lebt er umgeben von Weihnachtswichteln und Rentieren, und sorgt täglich für Weihnachtsstimmung. Die Weihnachtswichtel sind in Finnland als Tonttu bekannt, und sie sind ein wichtiger Teil der finnischen Weihnachtskultur. Sehr beliebt ist das Tonttu-Motiv in den finnischen Weihnachtsdekorationen, es ziert Karten, und kleine Wichtelfiguren wirken als Glücksbringer. Die schüchternen Hausgeister sind für den Schutz des Heims zuständig, und es ist üblich, ihnen am Heiligabend zu danken, indem man eine Schüssel Brei mit Butter bereitstellt.

Zu den finnischen Weihnachtsbräuchen gehört es, dass auch der Tiere gedacht wird. Haustiere wie Hunde, Katzen oder Wellensittiche erhalten ein eigenes Geschenk und für die Vögel in der freien Natur werden Ringe mit Sonnenblumenkernen aufgehängt und Futterkugeln in den Bäumen verteilt. Weitere Informationen unter www.visitfinland.com/de.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.