Der Tetraeder – ein Hauch von Gizeh über Bottrop

Ein ungewöhnliches und spektakuläres Stück Halden-Kunst: Der Tetraeder in Bottrop. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ein ungewöhnliches und spektakuläres Stück Halden-Kunst: Der Tetraeder in Bottrop. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Sie ist ein Stück sichtbare und begehbare Mathematik und doch hat niemand damit gerechnet, dass von der Errichtung der 50 Meter hohen Stahlkonstruktion dereinst eine Magnetwirkung ausgehen würde – und dies im doppelten Sinne. Zum einen lockt der Tetraeder Menschen aus Nah und Fern zur Halde an der Beckstraße in Bottrop, zum anderen war er Vorreiter für viele weitere Halden im Ruhrgebiet, die begrünt und mit markanten Landmarken versehen wurden.

Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gestellt und der floss in der kleinsten Großstadt des Ruhrgebiets reichlich, ehe die 50 Meter hohe Stahlkonstruktion am 3. Oktober 1995 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Entstanden ist die 60 Meter hohe Halde an der Beckstraße zwischen 1969 und 1993 durch die Aufschüttung des Abraums aus der nahe gelegenen Zeche Prosper.

Die Haldenoberfläche gemahnt ein wenig an eine Mondlandschaft. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die Haldenoberfläche gemahnt ein wenig an eine Mondlandschaft. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Kaum einer macht sich beim Gang auf den terrassierten Tafelberg heute noch Gedanken darüber, was unter seinen Füßen schlummert. Denn hier wurde über fast zweieinhalb Jahrzehnte das Material gesammelt, das bei der Kohleförderung ans Tageslicht gefördert wurde, jedoch für die Weiterverarbeitung unbrauchbar war. Die begrünten Hänge, Serpentinen und Treppen lenken vielmehr den Fokus auf den von Wolfgang Christ in Form einer begehbaren, dreiseitigen Pyramide geschaffenen Aussichtsturm in luftiger Höhe.

Offiziell trägt das rund 1,2 Millionen Euro teure Stahlrohr- und Gussknoten-Gebilde den Namen „Haldenereignis Emscherblick“, auch wenn dieser kaum geläufig ist. Mathematisch versierte Besucher erkennen im Tetraeder gleich die Struktur des dreidimensionalen Analogon zum Sierpinski-Dreieck.

Frei geformte Treppen- und Aussichtsplattformen machen das 210 Tonnen schwere Kunstwerk begehbar, lassen aber nicht nur diejenigen, die nicht schwindelfrei sind, und Besucher mit Höhenangst ein wenig blass um die Nase werden. Denn zum einen geben die Gitter der mittels von Drahtseilen gehaltenen Treppen permanent den Blick nach unten frei, zum anderen schwankt das Konstrukt im Wind. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die oberste der drei Aussichtsplattformen in 38 Metern Höhe noch um acht Grad geneigt ist.

Anschrift: Tetraeder, Beckstraße, 46328 Bottrop-Batenbrock

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters und Karsten-Thilo Raab: 99x Ruhrgebiet wie Sie es noch nicht kennen (ISBN 978-3765465383). Erhältlich ist das Buch zum Preis von 12,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim Bruckmann Verlag.