Das vielleicht beste Buch des Sommers: Susas Familienbande

Es gibt solche Bücher, da freut man sich, wenn der Zug, in dem man sitzt, Verspätung hat. Was alles war von Annette Mingels ist so eines. Es ist lustig, traurig, schlau, tiefsinnig, bunt, dunkel, sternenklar und alles in allem einfach ein großes Lesevergnügen! Der Autorin ist ein so intimes Buch gelungen, dass man es auf der einen Seite für sich ganz alleine behalten und auf der anderen Seite mit allen Freunden teilen möchte. Die Charaktere sind so präzise beschrieben, dass man beim Aufschauen von den Buchseiten fast überrascht ist, dass Henryk, der Geliebte der Hauptfigur oder Viola, ihre leibliche Mutter, die Susa schon als Neugeborenes zur Adoption frei gab, nicht bei einem sitzen.

Die Geschichte beginnt leichtfüßig, eine Liebesgeschichte, in die das zukünftige Pärchen ohne großes Zutun hineingleitet. Als Leser liebt man mit Henryk und Susa und lacht mit Ihnen: „Ich liebe dich, sage ich, sage es gerade, als Henryk Peters Haufen mit einer der braunen Tüten aufhebt, die sich überall in unseren Taschen finden, und Henryk sagt mit melodramatischem Timbre: Die Hand voll Scheiße, das Herz voll Glück.“.

Als Susas Adoptivvater stirbt, ist es einem schwer ums Herz – und mit ihr leidet man und wälzt die Frage hin- und her, ob es ein Verrat an diesem Vater ist, wenn sie doch den Wunsch hegt, ihren leiblichen Vater kennen zu lernen.

Familie ist, das zeigt uns Mingels in ihrem Roman, etwas wunderbares, fragiles, selbst erbautes und der Ursprung aller Freude, allen Leids. „Was alles war“ ist, da ist sich Mortimers gesamte Redaktion sicher, das vielleicht beste Buch des Sommers. Unsere Empfehlung: Kaufen, einpacken, am Strand, im Flieger oder in der verspäteten Bahn lesen und jede Seite genießen…

Erhältlich ist Was alles war (ISBN: 978-3813507553) von Annette Mingels für 19,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim Albrecht Knaus Verlag.