Bayerischer Wald: Wenn Geister Ausgang haben…

Schaurig schön: Die Rauhnächte im Nationalpark Bayerischer Wald. - Foto Marco Felgenhauer/Woidlife Photography
Schaurig schön: Die Rauhnächte im Nationalpark Bayerischer Wald. – Foto Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Während es vielerorts nach der Weihnachtszeit und „zwischen den Jahren“ eher beschaulich zugeht, wird es im Nationalpark Bayerischer Wald geradezu dämonisch: Denn vom 28. Dezember 2018 bis 6. Januar 2019 sind im Woid wieder die Geister los und hinter vorgehaltener Hand flüstern sich die Bewohner „Rauhnacht is…“ zu. Was früher viel mehr als ein Aberglaube war, ist heute Anlass für ein gruselig-kultiges Vergnügen, das den historischen Brauch zum alljährlichen Spektakel macht. Zu den Veranstaltungshighlights gehören: die Eisensteiner Rauhnacht, die Rauhnacht in Riedelhütte sowie Koishüttler Lousnacht in Neuschönau.

Nimm Dich in Acht vor der Drud!

Nach altem Volksglauben sollen im Bayerischen Wald in den Nächten vom 21. Dezember bis 6. Januar die bösen Geister besonders mächtig sein. Historisch gesehen, bezeichnet die Rauhnacht jene Zeit, in der die rastlosen Seelen auf die Erde zurückkehren und als sogenannte „Wilde Jagd“ über Land und Leute herfallen. In ihrem Gefolge finden sich allerlei finstere Gestalten, wie Hexen, Druden und der Teufel, die in einer Vielzahl von Geschichten und Märchen Not und Elend über die Menschen brachten.

Aus Tradition wird Kult

Und auch heute noch ist die Rauhnacht im Bayerwald fester Bestandteil des heimischen Kulturguts. Doch während sich die Woidler früherer Jahrhunderte während der gefürchteten Geisterstunden ängstlich in ihre Häuser verkrochen, zieht es die heutigen Bewohner der beliebten Ferienregion in dieser Zeit geradezu auf die Straße. Grund sind die schaurig-schönen Rauh- und Lousnachtfeste, bei denen die im Volksmund als Rauhwuggerl, Hobangoaß, Drud oder bluadiger Dammerl bezeichneten Schreckensgestalten mit aufwändig von Hand gefertigten Kostümen sowie kunstvoll gearbeiteten Masken wild ums Feuer und durch die Gassen tanzen.

Die Rauh- und Lousnächte

Wer ein Stück dieser urbayerische Tradition erleben möchte, sollte unbedingt einen Besuch im Nationalpark Bayerischer Wald einplanen: Den Auftakt in die Grusel-Saison macht die Eisensteiner Rauhnacht ab 17 Uhr auf dem Dorfplatz in Bayerisch Eisenstein. Mit einer rund 3-stündigen Vorführung und mehreren traditionellen Perchtengruppen lädt die Gemeinde zu Füßen des Großen Arbers zum „Höllenspektakel im Bayerischen Wald“ ein. Gekrönt wird das sehenswerte Programm durch eine Feuershow, zahlreiche Sound- und Pyroeffekte sowie dem ohrenbetäubenden Glockengeläut der Wolfauslasser, die nach alter Sitte, den Wolf wieder auf die Weide lassen.

Dieser Brauch geht zurück auf jene Zeit als die Hirten das Vieh auf den Bergweiden vor wilden Tieren schützen mussten und den Wolf im Frühjahr „ausläuteten“, ihn also mit Kuhglocken und Lärm von den Weiden vertrieben. Im Winter, wenn das Vieh wieder in seinen Stallungen war, wurde der Wolf entsprechend „ausgelassen“ und konnte sich wieder frei auf den Wiesen bewegen. Ab 21 Uhr heizt DJ Timo auf der Open Air Aftershow Party den Gästen des mit Falken geschmückten Geländes musikalisch noch einmal so richtig ein.

Riedelhütte ganz schaurig-schöm

Ebenfalls am 28. Dezember findet die Rauhnacht in Riedelhütte statt. Ab 19 Uhr treiben die Rauhnachtsgeister hinter gruseligen, handgeschnitzten Masken beim Wirtshaus Wichtl mit Trommelmusik und Lagerfeuer ihr Unwesen. Für jede Menge Unterhaltung und das leibliche Wohl ist gesorgt.

Und auch in Neuschönau wird’s auf der „Koishüttler Lousnacht“ schaurig-schön: Alljährlich, so erzählt es die Sage, steigt am 5. Januar der Woidhausmich – eine Kreatur halb Mensch, halb Tier – vom Lusengipfel herab, um gemeinsam mit der alten Hexe Wöcklin und dem Glashüttengeist Durandl sein Unwesen im Nationalpark zu treiben. Sie gilt als die schrecklichste aller Lousnächte und die „Koishüttler Lousnacht“ am 5. Januar 2019 als absolut sehenswert: Über 50 Akteure verbergen sich hinter wertvollen handgeschnitzten Masken und lassen mit lauter Trommelmusik die Sagengestalten der Region für eine Nacht lebendig werden.

Los geht’s um 19 Uhr mit dem Einzug der Waldgeister und der Wolfaustreiber auf dem Neuschönauer Rathausplatz. Neben einem gruseligen Rahmenprogramm dürfen sich die Gäste auf jede Menge kulinarische Schmankerl, wie die nach altem Rezept hergestellte „Lousnachtsuppe“ oder die eigens gebrannten Waldbeerenschnäpse „Koishüttler Drud“, „Woidhausmich“ und „Durandl“, freuen. Weitere Informationen unter www.ferienregion-nationalpark.de.