Meist ist es nur ein einziges Wort, mal nur ein Name, der einen fast unsichtbaren Faden von einem Kapitel zum nächsten bildet. An diesem gleitet man als Leser von einer Seite zur nächsten. Langsam spinnt man dabei auch ein feines Band zur den Protagonisten des neu vorgelegten Romans „Nachbarn„.
Da ist Anne Liebert, die kurz vor dem Mauerfall in den Westen flieht. Später schlägt sie sich als Altenpflegerin allein mit ihrer kleinen Tochter Marie durch. Das Glück, scheint es, ist nach unbekannt verzogen. Dann spült ihr das Schicksal auch noch den Rentner Karl Fritzsche vor die Füße. Der Misanthrop und Diabetiker sitzt auf seinem Balkon und wartet auf das Ende. Bis eines Tages Marie in seinem Wohnzimmer steht, und nichts ist mehr, wie es einmal war.
Freundschaft, Liebe und Verrat
Dann ist da noch das Dreiergespann, das aus Hans, Hanna und Matthias besteht. Die Freunde haben sich während des Studiums kennen gelernt. Und als Hans seine Frau Hanna verlässt, führt das Matthias und sie zusammen. Diese Freundschaft, diese Liebe zwischen drei Menschen bietet Anlass zur Rivalität. Die deutsche Geschichte treibt ihre Lebenswege auseinander, ein Verrat schließlich führt sie wieder zusammen.
Als Leser begleitet man sechs Figuren durch die ereignisreichen Jahre von 1989 bis 2006 und staunt nicht schlecht, welche Wendungen das Leben oft nimmt. Gemein ist den Geschichten, das sie von der Verlorenheit im Leben und der Sehnsucht nach einem anderen erzählen. Mal muss man beim Lesen den Kloß im Hals wegschlucken. Mal grinst man vor tragikomischen Wendungen.
Die junge Autorin Madeleine Prahs wurde 1980 in Karl-Marx-Stadt geboren. Sie wuchs dort sowie am Ammersee auf. Sie studierte Germanistik und Kunstgeschichte in München und Sankt Petersburg. Prahs beleuchtet diesen Abschnitt der deutsch-deutschen Geschichte reflektiert und behutsam.
Erhältlich ist „Nachbarn“ (ISBN 978-3-423-14504-6) von Madeleine Prahs für 9,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim dtv Verlag.
