Die Cathédrale Notre-Dame in Straßburg ist nicht nur Wahrzeichen und Herzstück der Stadt, sondern auch eine der bedeutendsten Kathedralen in ganz Europa. Damit das Jubiläum des Liebfrauenmünsters gebührend gefeiert werden kann, beginnen in Straßburg bereits die Vorbereitungen für zahlreiche Veranstaltungen.
Wer kennt es nicht, das Straßburger Münster? Die Kathedrale ist bereits aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen und ein magischer Anziehungspunkt für Besucher – mehr als vier Millionen im Jahr – der europäischen Hauptstadt. Die Kirche aus rosafarbenem Sandstein ist mit ihrer Architektur und ihren kunsthistorischen Schätzen ein weltberühmtes Baudenkmal. Der Platz vor der Kathedrale in der Altstadt gilt mit den Sehenswürdigkeiten, Cafés und Straßenkünstlern als beliebter Treffpunkt und bildet das Herz der Stadt.
Zusammen mit dem historischen Stadtzentrum in Straßburg wurde das Münster zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und stellt ein bedeutendes Zeugnis des Mittelalters dar. Die Grundmauern der Kathedrale (sowie einige Glasfenster) stammen von einer rheinischen Basilika, die 1015 vom Bischof Werner, aus der Familie der Habsburger, erbaut wurde. Nachdem die Basilika durch einen Brand zerstört wurde, sollte an ihre Stelle eine Kathedrale gebaut werden. Dabei vergingen mit dem Bau der Fundamente im Jahr 1176 bis zur Fertigstellung des Turms 1439 durch den Kölner Baumeister Johannes Hultz fast drei Jahrhunderte. Durch die lange Bauzeit vereinigt das „Meisterwerk der Gotik“ auf beeindruckende Weise verschiedene architektonische Stile: von spätromanischen Formen über das hochgotische Schiff bis hin zur spätgotischen Turmspitze.
Auch die Astronomische Uhr im südlichen Seitenschiff ist ein imposantes Kunstwerk. Sie stammt aus der Reformationszeit, hat die Französische Revolution überstanden und setzt sich noch heute einmal pro Tag (um 12.30 Uhr) in Gang: dann ziehen die Apostelfiguren unter dem Flügelschlagen und Krähen eines großen Hahns an der Christusfigur vorüber.
Nächstes Jahr feiert das Münster nun sein 1.000-jähriges Bestehen und ganz Straßburg bereitet sich darauf vor. Die offiziellen Feierlichkeiten haben bereits am 7. September mit einer besonderen Messe begonnen und dauern ein Jahr lang bis September 2015 an. Für die Tausendjahrfeier wird eine Vielzahl von kulturellen sowie kultischen Veranstaltungen organisiert. Dabei werden besonders die für den Kirchenbau bedeutsamen Handwerksberufe und das damit verbundene „Savoir-Faire“ vorgestellt, welche die Erbauung und Instandhaltung der Kathedrale sowie ihre majestätische Erscheinung ermöglicht haben. Hier wird den Architekten, Bildhauern, Steinmetzen, Schmelzern, Glasherstellern und ihrer wunderbaren Arbeit die nötige Ehre erwiesen.
Heutzutage ist die Wartung des Münsters ein wichtiges Thema. Es sind vor allem die Steinmetze der Fondation de l’OEuvre Notre-Dame, die sich alter Techniken zum Bearbeiten der Steine sowie zur Restauration der Kirchenfenster bedienen und so den Erhalt des Gebäudes sichern und die Tradition bewahren.
Als weitere Themenschwerpunkte des Jubiläums sind vorgesehen: Die Ökumene und der interreligiöse Dialog, der Austausch und das Teilen. Die Kathedrale ist ein katholisches Gebäude, jedoch war sie direkt nach der Reformation auch ein Jahrhundert lang protestantisch. Daher sind verschiedene ökumenische Veranstaltungen geplant, zum Beispiel eine große Feier für die Einheit der Christen. Eine besondere Rolle spielt das „Festival des Sacrées Journées“, welches religiöse Musik aus aller Welt präsentiert. Neben interkulturellen Treffen u.a. in der Kathedrale, wird zum Austausch von religiösen, spirituellen, weltlichen oder atheistischen Gedanken angeregt und somit ein breites Publikum angesprochen.
Das Jubiläum beschäftigt sich auch mit dem Thema „Zeit“. Dies zeigt zum Beispiel die Arbeit des Straßburger Künstlers, Daniel Depoutot, der mit der „Uhr des Jahrtausends“ eine Neuinterpretation der Astronomischen Uhr präsentiert. Auch die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien prägen das Jubiläum. Durch sie kann die Geschichte – die letzten 1.000 Jahre – besonders anschaulich aufbereitet werden und gleichzeitig in die Zukunft – die kommenden 1. 000 Jahre – geblickt werden. So stellt zum Beispiel das Straßburger Zentrum Shadok, welches noch 2014 eröffnet wird, mit digitalen Anwendungen und Installationen neue und spannende Entwicklungen der Technologie vor.
Neben zahlreichen Veranstaltungen sind auch Momente des Austausches – zwischen Publikum und Referenten – vorgesehen. Die „Bibliothèques idéales“ veranstalten Literaturdebatten, ebenso finden Lesungen mit Texten über Straßburg und das Münster statt.
Viele Veranstaltungen werden von der Stadt Straßburg, aber auch von Stiftungen des Münsters organisiert.
Die wichtigsten Jubiläumsveranstaltungen
- 7. November 2014: Konzert „Vier Stimmen – Vier Mal“, im Rahmen des „Festival des Sacrées journées“
- 18. Januar 2015: Ökumenische Feier mit Monseigneur Jean-Pierre Grallet, Erzbischof von Straßburg, Monsieur Christian Albecker, Präsident der Union der protestantischen Kirchen im Elsaß und in Lothringen
- 3 Abende im Rahmen „Les Bibliothèques idéales“, Literaturdebatten mit Emmanuel Carrère (14.09.2014), Michael Lonsdale (17.09.2014) und Jean d’Ormesson (17.09.2014)
- April-Mai 2015: Künstlerprojekt „Die Uhr des Jahrtausends“
- Frühjahr 2015: Archi-Wiki: Kollaborative Plattform und Applikation für Smartphones, die einen Zugang zur Geschichte aller wichtigen Gebäude Straßburgs und der Kathedrale bietet
- Oktober 2015: Ausstellung „Straßburg 1200-1230, von der Romanik zur Gotik“, im Museum OEuvre Notre-Dame
Weitere Angebote und Informationen zur Region Elsass unter: www.elsass-tourismus.de.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.