Ein feiner Zug: Der Ghan rollt seit 90 Jahren

Ghan
Ein feiner Zug: der Ghan rollt seit eun Jahrzehnten quer durch Australien. – Foto Tourism NT/Steve Strike

In 54 Stunden quer durch Australien: An Bord des Fernverkehrszuges Ghan geht es von Adelaide in Südaustralien via Alice Springs im Roten Zentrum des Kontinents bis ganz in den Norden nach Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory. Reisende legen in vier Tagen 2.979 Kilometer zurück, durchqueren vier Klimazonen sowie 22,5 Breitengrade und erleben bei diversen Stopps die Vielseitigkeit Australiens. Eine Traumreise mit Tradition – 2019 feiert der Ghan seinen 90. Geburtstag.

Abenteuer quer durch Australien

Der Luxuszug funkelt in der untergehenden Sonne. – Foto Tourism NT/Jarrad Seng

Die Eisenbahnstrecke ab Port Augusta wurde schon 1878 mit dem Endziel Darwin, das damals noch Palmerston hieß, betrieben, 1929 machte sich zum ersten Mal ein Zug auf die Reise nach Alice Springs (damals: Stuart) im Herzen Australiens. Erst 2004 wurde die komplette Schienenverbindung von Küste zu Küste, von Adelaide nach Darwin im Northern Territory, fertiggestellt. Sehr schnell hat sich der Ghan in die Herzen von Australiern und Besuchern aus aller Welt gerattert, heute ist der luxuriöse Fernverkehrszug eine Legende und steht als Synonym für ein unvergessliches Abenteuer.

Auf der knapp 3.000 Kilometer langen Reise gibt es viel Zeit für Entspannung. – Foto Tourism NT/Jarrad Seng

Mit im Schnitt 85 Kilometern pro Stunden schlängelt er sich einmal quer durch den Kontinent, von der roten Wüste im Herzen Australiens bis ins tropische Top End rund um Darwin. Der Zug wurde benannt nach den „afghanischen“ Karawanen-Führern, die eigentlich aus Britisch-Indien stammten, und vor der Motorisierung des Gütertransports mithilfe von indischen Kamelen Waren durch das Outback transportierten. Das Logo des Ghan, der mit etwa einem Kilometer an eine Karawane erinnert, schmückt ein Kamel – rund 20.000 Tiere streifen noch heute durch das rote Zentrum Australiens.

Ausflüge für Entdecker inbegriffen

Beeindruckend sind die möchtigen Lokomotiven des Ghan. – Foto Tourism NT/Jarrad Seng

Die Passagiere können selbst entscheiden, wie sie ihre Zugreise erleben wollen: Ganz für sich in der Kabine, während die Natur vorbeizieht – oder gesellig in der Outback Explorer Lounge, wo sie insbesondere vor den Mahlzeiten bei einem Aperitif mit anderen Reisenden ins Gespräch kommen. Ein großer Teil des Ghan-Erlebnisses sind die Ausflüge: Im Ticket inbegriffen sind mehrere Exkursionen nach Wahl an den drei Zwischenstopps in Marla, Alice Springs und Katherine. Ab Adelaide geht es zunächst via Marla nach Alice Springs, der „Outback-Hauptstadt“, die eines der Zentren für Aborigine-Kunst und Outback-Kultur ist. Vor Ort können Reisende auf Entdeckungstour gehen und die Basis des berühmten Royal Flying Doctor Service, die Telegraphen-Station oder die National Pioneer Women’s Hall of Fame besuchen.

Entlang seiner Route legt der Ghan auch zahlreiche spannende Zwischenstopps ein. – Foto Tourism NT/Shaana McNaught

Alternativ lernen die Ghan-Passagiere die Fauna des Outback bei einem Ausflug in den Alice Springs Desert Park besser kennen. Als dritte Option lockt ein Spaziergang an der nahegelegenen Simpsons Gap, das quasi das Eingangstor der West MacDonnell Ranges bildet. Rund um das imposante Naturwunder finden Besucher neben den hochaufragenden roten Felsen ein großes Wasserloch sowie diverse Tier- und Pflanzenarten des Outback. Einen Tag später, beim Halt in Katherine, haben die Ghan-Passagiere die Wahl zwischen zwei entspannten Bootstouren in der Nitmiluk-Schlucht und einem unterhaltsamen Mittag mit einem waschechten Territorian aus dem Outback, bei der die Besucher mehr über die Lebensart erfahren. Zurück an Bord des Ghan folgt die letzte Etappe der Tour zur Endstation Darwin. Die Fahrt mit dem berühmten Zug kann natürlich auch in entgegengesetzter Richtung mit Endstation Adelaide erfolgen. Weitere Informationen zum Ghan unter www.journeybeyondrail.com.au.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.