Die zweitgrößte Stadt der amerikanischen Ostküste hat ihre eigene Art von urbaner Schönheit entwickelt: auf monumentalen Häuserwänden zeigt sie Kinder beim Lesen, Sonnenblumen beim Blühen oder Menschen verschiedenster Hautfarbe, die sich die Hand reichen. Mit diesen „Murals“ entstand die bisher größte Open-Air-Galerie der Welt – und das Schöne daran: bei einer Sightseeing-Tour durch die Stadt begegnet man ihnen ganz automatisch.
In Philadelphia gibt es Geschichte zum Anfassen – ohne Frage. Aber nicht nur die Independence Hall, in der die Unabhängigkeitserklärung der USA unterzeichnet wurde, oder die Freiheitsglocke ziehen Tag für Tag tausende Besucher an. Ein weiterer Grund sind die Murals, großflächige Wandgemälde, die in ganz Philadelphia zu finden sind. Inzwischen gibt es in der Stadt ungefähr 4.000 der gigantischen Bilder (genau gezählt hat sie noch niemand), weshalb Philadelphia zurecht auch als „Mural Capital of the World“, als Welthauptstadt der Wandermalerei, bezeichnet wird. Auch in der historischen Innenstadt schmücken sie kahle Wände und Fassaden, die ansonsten trostlos anmuten würden. Verantwortlich dafür ist das City of Philadelphia Mural Arts Program – eine Initiative, die seit über 30 Jahren erfolgreich dem urbanen Verfall mit Pinsel und Farbe zu Leibe rückt.
Mural Arts Philadelphia wurde von der Künstlerin Jane Golden mit dem Ziel gestartet, die Energie von Jugendlichen, die damals in das Graffiti-Sprühen floss, in konstruktivere Kanäle zu leiten. Künstler und Pädagogen gingen in schwierige Viertel, suchten freie Wandflächen und rekrutierten jugendliche Sprüher, um gemeinsam an Großbildern auf freien Wandflächen zu arbeiten. Die Motive wurden und werden bis heute zusammen mit den Menschen erarbeitet, die hier leben. Der Gedanke dahinter war, dass die Menschen durch die Projekte anfangen, ihr Leben zu ändern und beginnen, ihre Stadt zu schätzen, statt sie zu beschmieren und zu zerstören.
Heute ist die Innenstadt von Philadelphia prachtvoll hergerichtet und eine der sehenswertesten der USA. Im Altstadtkern sieht man neben belebten Fußgängerzonen alte Kontore und Werkstätten, die in moderne Lofts umgewandelt wurden, und interessante Boutiquen reihen sich an coole Cafés und schicke Restaurants.
Etwa 20 der haushohen bunten Murals kann man in der Innenstadt bei einem Spaziergang durch das nur fünf Quadratkilometer große Karree zwischen dem Schuykill und dem Delaware River betrachten. Egal wo man durch die Gassen schlendert, immer wieder wird man in eine bunte Fantasielandschaft hineingezogen, die beispielsweise Schmetterlinge beim Flattern oder Frank Sinatra beim Singen zeigt.
Knapp 400 Kilometer an Radwegen gibt es in Philadelphia – Grund genug, sich auf den Sattel zu schwingen und zahlreiche Wandgemälde an sich vorbeiziehen zu lassen – entweder bei einer geführten Philly Bike Tour oder auf eigene Faust mit einem Mietfahrrad von Wheel Fun Rentals.
Die Spring-Garden-&-Beyond-Tour führt mit dem Trolley vorbei an brandneuen Murals und Street Art im Spring Arts District am Rande von Center City. Zudem wird die Masterpieces-East- sowie die Masterpieces-West-Tour angeboten, bei denen man die sich jeweils östlich und westlich der Broad Street befindenden Wandgemälde bewundern kann.
Bei der Mural Mile Center City Walking Tour kommen Teilnehmer den Murals in der Innenstadt hautnah. Professionelle Tourguides erzählen auf interessante Weise die Geschichte zum jeweiligen Gemälde, wer dahintersteckt und was es mit dieser besonderen Form der Kunst auf sich hat. Egal, ob zu Fuß, mit dem Trolley, dem Fahrrad oder dem Segway – es bieten sich unzählige Möglichkeiten, diese einzigartige und vielfältige Kunst in der „Stadt der brüderlichen Liebe“ zu entdecken. Die Auswahl ist groß und es ist mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei. Weitere Informationen unter www.muralarts.org/tours.
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Mortimer
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