Luxemburg – globales Dorf mit langer Geschichte

Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo RaabAuf dem Kirchberg wird das große Geld gemacht. Das Wort der Richter hat großes Gewicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Auch die Politik bewegt von hier aus manches große Rad. Ansonsten ist hier alles etwas kleiner, etwas beschaulicher. Okay, die Kasematten sind mit einer Länge von 23 Kilometern die längsten der Welt und die größte Touristenattraktion. Keine Frage, Luxemburg, die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums, ist ein globales Dorf. Ein Zentrum der europäischen Politik und einer der wichtigsten Finanzmärkte des Kontinents, in dem sich nicht weniger als 146 Banken angesiedelt haben. Hinzu kommen zahlreiche weitere Unternehmen der Finanz- und Versicherungsbranche.

Grund, Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo RaabAbseits der Stahl- und Glaskonstruktionen auf dem 365 Hektar großen Kirchberg, wo sich auch die weithin sichtbaren goldgelben Türme des Europäischen Gerichtshofes in den Himmel strecken, ticken die Uhren spürbar langsamer. Das Regierungsviertel besteht gerade einmal aus einer Handvoll Häusern. Am Sitz des Premierministers kann jeder durchs Fenster blinzeln oder an die Tür klopfen. Jean-Claude Juncker selber, der dienstälteste Regierungschef in der Europäischen Union und langjährige Vorsitzende der Euro-Gruppe, nimmt sich auf dem Weg in sein Büro immer mal wieder Zeit, für einen Plausch mit Passanten oder posiert bereitwillig für ein Erinnerungsfoto.

Großherzöglicher Palast, Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo RaabSicherheitsvorkehrungen kennt hier niemand. Da bewachen keine Sicherheitskräfte den Regierungssitz, da sperrt kein Polizeiaufgebot die Straße ab, wenn der mächtigste Mann des Landes zu einem Termin eilt. Sogar der großherzögliche Palast fällt kaum auf, würde dort nicht ein einsamer Gardesoldat symbolisch Wache schieben. Hier gibt es keine Prunkgärten, hier gibt es keine repräsentative Zufahrt. Im Gegenteil, das Palais liegt inmitten der Fußgängerzone und würde wohl hier und da fast übersehen, hinge hier nicht das großherzögliche Wappen am Balkon und würde hier nicht jener Gardist etwas steif auf und ab marschieren.

„Luxemburg ist ein weltoffenes Dorf, in dem es eigentlich alles gibt“, schwärmt Stadtführerin Lou Spous und verweist auf die Tatsache, dass von den gut 100.000 Einheimischen stolze 43 Prozent ausländische Wurzeln haben. Hinzu kommen gut 150.000 so genannte Grenzgänger, die täglich von Frankreich, Belgien und Deutschland aus zur Arbeit in das einzige Großherzogtum der Welt pendeln. Ein multikultureller Mix, der sich sowohl auf den Speiseplänen der Restaurants widerspiegelt, als auch in der Sprache niederschlägt. Neben Französisch und Deutsch wird Letzebuergisch, ein moselfränkischer Dialekt, gesprochen. Auf dem Bau und im Handwerk arbeiten überwiegend Portugiesen, in der Gastronomie und in vielen Geschäften vornehmlich Franzosen.

Hotel de Ville, Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo Raab„Selbst als Einheimischer weiß man nie, in welcher Sprache man das Personal in einem Laden ansprechen soll“, lacht Lou, die den Sprachen- und Kulturmix als Bereicherung empfindet, auch wenn sie sich wünsche, dass sich einige der ausländischen Bevölkerungsgruppen besser integrieren würden. Dies gelte insbesondere für die Portugiesen, die gerne unter sich blieben. Positiv wirke sich, so Lou weiter, das Dasein als Vielvölkerstadt auf das kulturelle Angebot der 100.000-Seelen-Gemeinde aus, die mit ihren Museen, Festivals, Theateraufführungen und Konzertveranstaltungen den Vergleich zu anderen, weitaus größeren europäischen Hauptstädten nicht scheuen müsse.

Bock-Kassematten, Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo RaabWährend etwa das Historische Museum einen Überblick über die bedeutendsten Momente der mehr als 1.000-jährigen Geschichte Luxemburgs liefert, wartet das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst mit einem der schönsten römischen Fußbodenmosaike nördlich der Alpen auf. Modernes findet sich im Casino Luxemburg als Forum für zeitgenössische Kunst und im Museum für Moderne Kunst Grand-Duc Jean (Mudam). Letzteres wurde vom amerikanischen Stararchitekten Ieoh Ming Pei auf den Ruinen eines alten Forts errichtet. Nur wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt sorgt die vom Franzosen Christian de Portzamparc geplante Philharmonie als klingender Stempel des Landes mit ihrem geschwungenen weißen Dach und der markanten Säulenumrandung für einen weiteren architektonischen Blickfang.

Europäischer Gerichtshof, Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo RaabUngleich geschichtsträchtiger sind das 1830 errichtete Hotel de Ville, das Rathaus der Stadt, sowie die hochgotische Liebfrauenkathedrale, deren Portal vom Deutschen Daniel Müller Anfang des 16. Jahrhunderts gestaltet wurde.

Das eigentliche Schmuckstück Luxemburgs hat derweil längst ausgedient: die Kasematten. Sie waren dereinst Teil eines 40.000 Quadratmeter großen Verteidigungssystems aus Kasernen, Pulverlagern und Magazinen, das sich vom Bockfelsen bis hinauf zum Fort Thungen, auch Dräi Eechelen (Drei Eichen) genannt, auf dem Kirchberg zog.

„Der Bockfelsen ist die Wiege unserer Stadt Luxemburg“, erinnert Lou daran, dass Graf Siegfried den Felsen im Jahre 963 erwarb und hier eine erste Burg errichtete, die zur Keimzelle der jungen Stadt werden sollte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Kastell immer wieder zerstört, um dann mit noch dickeren, noch höheren Wänden wieder auf- und ausgebaut zu werden.

Der Hall der Kanonen ist lange verstummt. Nur einzelne, erhaltene Geschütze erinnern heute noch an die Wehrhaftigkeit der Luxemburger. Geblieben ist das weit verzweigte Tunnelsystem der Kasematten, das ebenso wie die Altstadt seit 1994 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht. Immer wieder geben die unterirdischen Gänge der Kasematten den Blick frei auf das Tal und das Flüsschen Alzette, das vom Stierchen, einer kleinen Verteidigungsbrücke mit Rundturm, überspannt wird, frei. An die Hänge der fast senkrecht aufragenden Felsen schmiegen sich terrassenförmig angelegte Gärten. Hier unten im Tal liegt auch der verträumte Stadtteil Grund mit seinen von Kopfsteinpflaster überzogenen Gassen und der einstigen Benediktinerabtei Neumünster, die heute einer der beliebtesten kulturellen Treffpunkt der Stadt bildet und bis in den Herbst hinein jeden Sonntag ab 11.30 Uhr zu kostenfreien Jazzkonzerten in der Brasserie einlädt.

Informationen: Luxembourg City Tourist Office, 30, place Guillaume II, 1648 Luxembourg, Telefon: 00352-222809, www.lcto.lu

Luxemburg-Stadt, Copyright Karsten-Thilo RaabEssen & Trinken: Le Bistrot, 134 Ave du X Septembre, 2250 Luxemburg, Telefon 00352-447249. Das bistromäßige Restaurant bietet traditionelle Gerichte mit moderner Note.

L’Osteria, 8-10 place Guillaume II, 1648 Luxemburg, Telefon: 00352-27478125, www.losteria.lu. Gegenüber des Hotel de Ville bietet das moderne Restaurant feine italienische Speisen.

Kniddelkinnek, 4 Rue de la Loge, 1949 Luxemburg, Telefon: 00352-27478059,  www.kniddelkinnek.lu. Das beliebte Restaurant bietet luxemburgische Spezialitäten.

Übernachten: Hotel Parc Belair, 111 Ave du X Septembre, 2250 Luxemburg, Telefon 00352-4423231. Das Vier-Sterne-Haus liegt direkt am gleichnamigen Parc Belair, rund 1,5 Kilometer vom Zentrum entfernt.

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