Die Schöne am Pazifik: Lässige Tage in Vancouver

Das kanadische Vancouver gilt nicht von ungefähr seit Jahren als eine der lebenswertesten Städte der Welt.
Das kanadische Vancouver gilt nicht von ungefähr seit Jahren als eine der lebenswertesten Städte der Welt.

Ihr Lächeln verkürzt sofort die Distanz. Das Gesicht weich und voll, die Haare pechschwarz, die Augen hellwach. Inez Cook ist Squamish-Indianerin und Besitzerin des Restaurants ‚Salmon n’Bannock‘, in dem sie Gerichte nach Rezepten ihrer indianischen Vorfahren anbietet. Auf ihre Kultur und Geschichte ist sie stolz – lächelt selbstbewusst – und serviert Oolichans, kleine Fische; dazu Heringseier, gegrilltes Farnkraut in Butter und Knoblauch.

Die Indianerstämme, in Kanada „First Nations“ genannt, waren da, bevor sie kamen, die Weißen, Schwarzen, Gelben, die Zuwanderer aus aller Welt, die heute Vancouver ausmachen. Es war größtenteils ihr Land, auf dem heute Villen und Wolkenkratzer stehen, Gleise und Straßen verlaufen. Aber „Die First Nations“ wollen zeigen, dass ihre Kultur lebendig ist.

Inez Cook in ihrem Bistro Salmon n’Bannock zusammen mit ihrem Koch. (Foto Katharina Büttel)
Inez Cook in ihrem Bistro Salmon n’Bannock zusammen mit ihrem Koch. (Foto Katharina Büttel)

In neu geschaffenen Indianer-Kulturzentren wird vom Leben, Wissen und den Werten der Squamish erzählt. Alljährlich, für eine Woche, kommen zum großen Fest der Westküstenstämme Indianer wie vor Jahrhunderten in selbstgeschnitzten Kanus, erzählen alte Legenden, singen, feiern spirituelle Zeremonien. Besucher sind willkommen – ein Fortschritt nach der langen Zeit von Unterdrückung und Missachtung.

Das Interesse an der Kultur der First People steigt, bei Ortsansässigen wie bei Touristen. Das Indio-Kulturhaus mit seinen Totempfählen kennen zwar noch wenige, denn jeder pilgert immer nur zu den weltbekannten Totems im Stanley Park.

Die Burrard Bridge vor den Hochhaustürmen von Downtown Vancouver. (Foto Katharina Büttel)
Die Burrard Bridge vor den Hochhaustürmen von Downtown Vancouver. (Foto Katharina Büttel)

Der ist allerdings für die Vancouverites das Outdoor-Paradies schlechthin. Allein die Lage ist berückend: im Norden die Berge, im Westen der Pazifik, im Süden der Kegel des Mount Baker im US-Staat Washington. Beinahe alles ist möglich in der 400 Hektar großen „grünen Lunge“ im Norden der City: Tennis, Rugby, Golf, Schwimmen, Joggen, Rollerblades, Wandern durch alte Douglasienwälder…

Vergnüglich ist eine Radtour den Seawall entlang zum Coal Harbour, wo die Skyline der silbernen und stahlblauen Bürotürme den „One Million Dollar View!“ bietet und elegante Cafés für Genuss sorgen. Auf der Beach Avenue, vorbei an der Lions Gate Bridge, an 800 Jahre alten Zedern nah am Wasser, im Blick die gewaltigen Küstenberge, schaffen es Durchtrainierte bis zum Sunset Beach und der English Bay.

Ein Muss: Afternoon Tea im Empress Hotel von Victoria, Vancouver Island. (Foto Katharina Büttel)
Ein Muss: Afternoon Tea im Empress Hotel von Victoria, Vancouver Island. (Foto Katharina Büttel)

Belohnt werden sie mit einem Panoramablick über die Bay mit unzähligen Kajakfahrern. In dieser Stadt scheinen alle sportlich, schlank, schick und immer unterwegs zu sein „und mit Kaffeebechern umherlaufen.

„Vancouver hat den größten Kaffeeverbrauch weltweit“, lacht Begleiter Rick. „Er soll stimulieren, hellwach bleiben, ja nichts verpassen, ist die Devise“.

„Man geht essen“ in den zahllosen Restaurants, Cafés und Bistros. Nur nicht zu Hause bleiben! Angebote gibt’s aus aller Welt: vom japanischen Krebs-Sushi mit Mango-Coulis über Bisonsteaks bis zum Ziegenkäse-Soufflé mit Waldpilzen.

Kosmopolitische Charmeoffensive in Vancouver. (Foto Katharina Büttel)
Kosmopolitische Charmeoffensive in Vancouver. (Foto Katharina Büttel)

Wer in Downtown durch die Granville oder Robson Street bummelt, erlebt eine lässige, lebensfrohe, kraftvoll pulsierende Großstadt von internationalem Flair. Bunte Häuserzeilen mit baumhohen Rhododendren und flammendroten Azaleen in den ansteigenden Vorgärten erinnern an San Francisco.

Biologin Amanda Swinimer erklärt einige der 650 Algensorten an Vancouver Island’s Westcoast. (Foto Katharina Büttel)
Biologin Amanda Swinimer erklärt einige der 650 Algensorten an Vancouver Island’s Westcoast. (Foto Katharina Büttel)

Mit seinen fünf schneeweißen Segeln protzt am Hafen der Canada Place. Nahebei das restaurierte Hafenviertel Gastown mit roten Backsteinhäusern, Pubs und „First People“-Kunstläden. Ein echter Touristenmagnet. Genau hier siedelten vor gerade mal 100 Jahren Indianer im dichten Urwald. Unvorstellbar.

Granville Island – eine wiederbelebte Industriebrache – hat, so scheint es, noch all das, was Greenwich Village in New York oder das Quartier Latin in Paris langsam verlieren. Im Aquabus kreuzt man vom Yaletown Dock hinüber. Der überdachte Public Market ist wahrlich ein „fun place“: Top-Köche schauen nach lokalen Lebensmitteln und Gourmet-Goodies.

Neben schicken Klamotten hängen Exponate noch unentdeckter Künstler, neben Kitsch und Skurrilem eine Brauerei mit „Gastown Amber Ale“ im Ausschank. Und hinter der Burrard Bridge geht langsam die Sonne unter…

Mit Rangern unterwegs im „Zauberwald“ auf Saturna Island. (Foto Katharina Büttel)
Mit Rangern unterwegs im „Zauberwald“ auf Saturna Island. (Foto Katharina Büttel)

Gegenüber im Pazifik liegt das 500 Kilometer lange Vancouver Island, benannt nach seinem Umsegler George Vancouver. An der Südspitze, im mildesten Winkel, Victoria, die Hauptstadt von British Columbia – fein, ‚kolonial‘ und so britisch, als wär’s ein Seebad an Cornwalls Küste.

„Leisure time“ bei High Tea oder Kir Royal: von der Terrasse der Hotellegende „The Empress“ geht der Blick auf den Naturhafen und das Regierungsgebäude mit der Statue der Queen Victoria. Flanieren lässt es sich im hübsch restaurierten, historischen Kern. Radtouren führen über hügelige Straßen durch englische Parks, in die Uplands, vorbei an den Villen der Betuchten.

Die Natur bleibt immer in Sichtweite: nach Norden ist die Insel mit Urwäldern bedeckt, bewohnt von Bären und Wölfen; an Stränden und Felsbuchten lagern Robben und Seelöwen.

Auf Saturna, Fischfanggebiet der First Nations, wandern wir durch Regenwald unter uralten Zedern, vorbei an urwüchsigen Farnen, Wasserfällen, Moosen und Pilzen.

Walflucke auf halb acht! Orcas vor Vancouver Island. (Foto Katharina Büttel)
Walflucke auf halb acht! Orcas vor Vancouver Island. (Foto Katharina Büttel)

Wal-Safari 70 Kilometer draußen im Pazifik: die schwarzweißen Orcas aber zeigen nur ihre Fluken; hier und da „flasht“ ein buckliger Rücken. Egal. In Erinnerung bleibt für immer das „You‘re welcome“ im Land der First People.

Allgemeine Informationen: Tourism British Columbia, Aboriginal Tourism BC sowie Tourism Vancouver

Anreise: Mit Air France über Paris oder mit KLM Royal Dutch Airlines via Amsterdam

Eingangstor zu Chinatown in Victoria. (Foto Katharina Büttel)
Eingangstor zu Chinatown in Victoria. (Foto Katharina Büttel)

Unternehmungen: in Vancouver z.B.: indigene Kultur in einem der besten Museen der Stadt: Museum of Anthropology. Kulinarik in 3000 Restaurants testen; City-Radtouren; Kayaking im False Creek; drittgrößtes Aquarium Nordamerikas; mit dem Hopp-on-hopp-off-Bus die Stadt erkunden; Panoramablick vom Harbour Centre; ein ‚Must‘: „FlyOver Canada“; Chinatown Nachtmarkt u.v.m. –

Victoria: Royal BC Museum; Butchart Gardens; High Tea im „Empress“; Abendszenerie am Inner Harbour; Munro‘ Books-Laden; abends ins Brauerei-Lokal ‚Canoe Brewpub Marina‘; – Bootstour durch den Gulf Islands NP, Stop auf Saturna Island: dort Lunch im originellen Doppeldecker-Bus „Whoa!“, geführte Tour auf dem Regenwald-Trail. Whale-Watching-Tour u.v.m., Näheres: www.tourismvictoria.com

Lunch bei Aleah, Chefin des originellen Bus-Restaurants auf Saturna Island.. (Foto Katharina Büttel)
Lunch bei Aleah, Chefin des originellen Bus-Restaurants auf Saturna Island.. (Foto Katharina Büttel)

Seealgen-Tour mit Biologin Amanda Swinimer: www.dakinitidalwilds.com

Unterkünfte: Zu den besten Adressen in Vancouver zählt das Fairmont Waterfront direkt am Canada Place mit Ausblicken auf Küstenberge und Hafen.

Individuell die von First People geführte Skwachays Lodge nahe Gastown; 18 Zimmer wurden von City-Designern und indigenen Künstlern kreiert mit viel original indianischer Kunst.

In Sooke: das einzigartige Sooke Harbour House direkt am Wasser. Alle 28 Zimmer sind individuel im Westküstenstil designt.

In Victoria am Außenhafen Hotel Coast Victoria Harbourside


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