Die Brücke. Keine Frage. Kaum einer, der das niederländische Arnheim nicht mit jener schicksalsträchtigen Brücke in Verbindung bringt, die während des Zweiten Weltkrieges traurige Berühmtheit erlangte. Auch als Roman und filmisches Dokument ist „Die Brücke von Arnheim“ vielen ein Begriff. Beides schildert den verzweifelten Kampf der Alliierten, die während des Zweiten Weltkrieges im Rahmen der so genannten „Operation Market Garden” versuchten, holländische Rheinbrücken zu erobern, um von dort aus ins Ruhrgebiet vorzustoßen.
Doch die alliierten Truppen wurden von einem deutschen Panzerkorps eingekesselt. Gleichwohl gelang es den Soldaten unter Führung des englischen Colonels John Frost die umkämpfte Brücke mehrere Tage lang zu halten. Dabei fanden rund 3.000 Männer den Tod.
In Erinnerung an jene grausamen Tage trägt die Brücke heute den Namen des Kommandeurs. An der John-Frost-Brücke befindet sich auch die Informationsstelle zur Schlacht von Arnheim. Neben einer dreidimensionalen Übersicht des historischen Schlachtfelds vermitteln Porträts, Audio- und Videofragmente sowie eine Filmdokumentation einen Eindruck von den schrecklichen Ereignissen im Spätsommer 1944.
Arnheim aufs Haupt geschaut
Nur einen Steinwurf entfernt erhebt sich am Rande des Marktplatzes mit dem Sabelspoort ein mittelalterliches Stadttor. Auf der gegenüberliegenden Marktseite ragt der Turm der Eusebiuskirche in den Himmel. Mit dem gläsernen Fahrstuhl des Gotteshauses geht es hinauf auf 73 Meter Höhe. Von hier bietet sich der wohl beste Rundumblick auf Arnheim, das nicht von ungefähr unter Shoppingjüngern zu beliebtesten Einkaufszielen der Niederlande zählt.
Vor allem Mode nimmt hier große Bedeutung ein, auch weil Arnheim Sitz der ArtEZ Hochschule für Design ist. Im sogenannten Modekwartier Klarendal stehen abseits der Angebote großen Ketten individuelle Kleidungsstücke und Trends im Blickpunkt.
Zu den beliebtesten Flecken der Stadt zählen daneben der von Cafés, Kneipen, Restaurants, Bars und Clubs gesäumte Jansplaats und der angrenzende Korenmarkt, wo mit dem 55 Degrees eines der angesagten und fraglos besten Restaurants in der Provinz Gelderland zu finden ist.
Arnheimer Besuchermagneten
Wer im wahrsten Sinne des Wortes etwas tiefer in die Geschichte von Arnheim eintauchen möchte, sollte die Rijnstraat am Rande der Fußgängerzone besuchen. Hier befinden sich 30 miteinander verbundene, mittelalterlich restaurierte Keller, die ebenso sehenswert sind wie der mehr als 100 Jahre alte Stadtpark Sonsbeek.
Wer sich auf den Weg von der Innenstadt zum beliebten Burgers Zoo und/oder Freilichtmuseum macht, wird erstaunt sein, wie hügelig die Region ist. Der Tierpark hat in so genannten „Öko-Displays“ die natürlichen Lebensräume exotischer Tiere nachgestellt. Wo immer die Verhältnisse dies zulassen, können Besucher sich darin ebenso frei bewegen wie die Tiere.
350 niederländische Lebensart
Nicht minder populär ist das Nederlands Openluchtmuseum. Seit 1918 macht das Freilichtmuseum rund 350 Jahre niederländischer Lebensart und Geschichte begeh- und erlebbar. Auf einer über 44 Hektar großen Fläche mit gut 100 historischen Gebäuden aus verschiedenen Epochen und aus den gesamten Niederlanden vermittelt das weitläufige Museum anschaulich die Geschichte des täglichen Lebens im Land der Grachten und Windmühlen. Letztere fehlen natürlich ebenso wenig wie uralte Bauernhöfe, Wohnhäuser, eine Käserei und eine Brauerei, während historische Straßenbahnen die einzelnen Attraktionen im gemütlichen Tempo ratternd miteinander verbinden.
Informationen: www.vvvarnhem.nl
Tipp: Arnheim kann von Deutschland aus bequem mit dem Zug erreicht werden. Bis Arnheim besitzt auch das 49-Euro-Ticket Gültigkeit.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.