Kernige Kurzgeschichten: Ich dachte, das hätten wir längst in die richtige Kiste gepackt!

Nors_Cover_300dpi„Ich dachte, das hätten wir längst in die richtigen Kisten gepackt.“ – Für diesen Satz ist der Vater in der Kurzgeschichte „Das Entenküken“ bekannt. Er spricht ihn, wenn der Nachbar etwas zum Thema Politik sagt, er spricht ihn zu seiner Frau, wenn es etwas zwischen ihm und ihr gibt und er spricht ihn zu all seinen anderen Frauen, wenn sie unglücklich darüber sind, dass er sich nicht scheiden lassen wollte. Sätze wie diese sind es, die den Kurzgeschichten-Band „Handkantenschlag“ von Dorthe Nors so spannend machen. Man dreht und wendet sie, noch lange nach dem Lesen schwirren sie im Kopf herum und bilden ein inspirierendes Kaleidoskop der Gedanken. Es sind Geschichten, die gleichzeitig gut tun und weh tun, die gemütlich, wundervoll auf der einen Seite und beunruhigend auf der anderen Seite sind.

Es geht um alle Emotionen, zu denen Menschen fähig sind, von der Fähigkeit zur Grausamkeit bis zum Mitgefühl. Scharfsinnig sind die Charaktere der dänischen Autorin, unsentimental hart und skurril die Geschichten. Eine junge Frau liegt nichts ahnend im Bett, während ihr geliebter Gatte im Internet surft – besessen von weiblichen Serienkillern. Ein Bürokrat wird zum Buddhisten und hält sich für einen Auserwählten. Kurzweiliger und knackiger können Kurzgeschichten nicht sein. Schade, dass nach 169 Seiten schon Schluss ist…

Erhältlich ist „Handkantenschlag“ (ISBN 978-3955 100 704) von Dorthe Nors für 17,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim Osburg Verlag.