Gelebte Pfingstbräuche im Bayerischen Wald

Bayerisches Pfingstspektakel hoch zu Ross: Das Kötztinger Pfingstritt. (Foto Tourismusverband Ostbayern)
Bayerisches Pfingstspektakel hoch zu Ross: Der Kötztinger Pfingstritt. (Foto Tourismusverband Ostbayern)

Pfingstvogelsingen, Englmari-Suchen, Pfingstkerzenwallfahrt und eine der größten berittenen Bittprozessionen Europas, der Kötztinger Pfingstritt – am 19. und 20. Mai 2013 erleben wieder Zehntausende die religiös-historischen Pfingstbräuche und die Jahrhunderte alten Wallfahrten des Bayerischen Waldes.

Der über 600 Jahre alte Kötztinger Pfingstritt gehört zu den ältesten Wallfahrten in Bayern und beginnt traditionsgemäß am Pfingstmontag um acht Uhr. Die reine Männerwallfahrt, eine „Eucharistische Prozession zu Pferde“, an der sich alljährlich rund 900 Reiter in den überlieferten Trachten und auf prächtig geschmückten Pferden beteiligen, führt zu der sieben Kilometer entfernten Nikolauskirche nach Steinbühl. Der Legende nach hatte ein Geistlicher im Jahre 1412 dorthin einem Sterbenden die Sakramente zu bringen, wobei das Allerheiligste von mutigen Kötztinger Burschen gegen räuberische Übergriffe geschützt wurde. Nach glücklicher Rückkehr gelobten sie den Ritt jedes Jahr zu wiederholen. Heute ziehen die Wallfahrer im Anschluss an die Pfingstreitermesse in Steinbühl feierlich nach Bad Kötzting auf den Platz vor der Kirche St. Veit ein. Dort erhält der vom Stadtpfarrer ernannte Pfingstbräutigam aus der Hand des mitreitenden Kaplans das Tugendkränzchen, eine Filigranarbeit aus Gold- und Silberdraht handgefertigt von den Cistercienserinnen der Abtei in Seligenthal. Langjährige Ritt-Teilnehmer zeichnet die Stadt mit Fahnen oder Ehrenbändern aus. Ein Pferdemarkt am Pfingstsamstag, die Zugleistungsprüfungen für Haflinger- und Kaltblutpferde am Pfingstsonntag sowie ein vielseitiges Kultur- und Volksfestprogramm umrahmen die Festtage in Bad Kötzting.

Seit über 500 Jahren tragen Wallfahrer am Pfingstwochenende einen mit Wachs umwickelten rund 13 Meter langen und etwa 50 Kilogramm schweren Fichtenstamm von Holzkirchen im Landkreis Passau auf den Bogenberg bei Straubing zur ältesten Marienwallfahrtskirche Bayerns. Als Dank für die Rettung ihrer Wälder vor dem Borkenkäfer formen sie jährlich gemäß alten Überlieferungen und mit teilweise noch historischem Werkzeug einen Stamm zu einer Pfingstkerze. In einer zweitägigen Prozession bringen sie die Wallfahrer geschultert oder streckenweise von einem Einzelnen stehend getragen von Holzkirchen über Deggendorf in das 75 Kilometer entfernte Bogen. Hier empfangen jedes Jahr rund 10.000 Pilger die Bittgänger und begleiten sie bis zum Heiligtum auf dem Bogenberg, dort findet die Kerze ihren Platz neben dem Altar.

Mit einem farbenprächtigen Umzug ziehen am Pfingstmontag die Einwohner und Reiter Sankt Englmars beim traditionellen Englmari-Suchen hinauf zum Kapellenberg. In Gedenken an ihrem Ortspatron Englmar stellen sie in einem religiös-historischem Schauspiel seine Auffindung und Beerdigung symbolisch nach. Ein Ochsenwagen bringt dann die überlebensgroße Holzfigur in die Pfarrkirche des Bergdorfes. Als ein besonderes Erlebnis für die mehreren tausend Zuschauern gilt auch die anschließende Feldmesse hoch über den Dächern des Ortes.

Einer der ältesten Kultbräuche der heimischen Bevölkerung im Bayerischen Wald ist das Pfingstvogelsingen im Passauer Raum. Am Sonntagabend ziehen die sogenannten „Wasservögel“ bei Einbruch der Dunkelheit singend mit neckischen Reimen von Haus zu Haus. Als Dank begießen die Bewohner sie vom Balkon oder aus dem Fenster mit Wasser. Früher gab es neben der nassen Erfrischung noch Eier geschenkt, die anschließend meist verkauft wurden. Heute erhalten die Sänger auch Geldgeschenke. Den Erlös teilen sie untereinander auf oder geben ihn gemeinsam für Speis und Trank aus.

Weitere Informationen zu den Bräuchen unter www.bayerischer-wald.de oder www.ostbayern-tourismus.de.

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