Expo 2020: Nachhaltigkeitstreff in Dubai

Expo 2020
Der Wasserfall ist das wohl unumstritten populärste Feature auf der Expo 2020 in Dubai. – Foto Karsten-Thilo Raab

Knapp fünf Millionen Besuche allein in den ersten acht Wochen sind mehr als ein Ausrufezeichen. Eindrucksvoll stimmen Gäste aus aller Welt seit Anfang Oktober mit den Füßen ab und adeln in der von Corona geprägten Zeit die wegen der Pandemie verspätet gestartete Expo 2020 in Dubai. Gewohnt setzt das Emirat der Superlative auf eben solche und schraubt die Messlatte für künftige Expos in anderen Länder extrem hoch: Insgesamt sind 190 Länder am Arabischen Golf vertreten. Ein Rekord. Nur Island und Liechtenstein sind nicht dabei. Das im Süden von Dubai gelegene Areal der Expo 2020 bedeckt gut 4,38 Quadratkilometer Fläche und ist damit fast doppelt so groß wie der Zwergstaat Monaco.

Rollende Roboter interagieren mit den Besuchern, erinnern sie höflich an die Maskenpflicht oder helfen, sich auf dem weitläufigen Gelände zu orientieren. Derweil können die Gäste im chinesischen Pavillon mit vermeintlichen Außerirdischen kommunizieren.

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Der Al Wasl Dome ist zentraler Anlaufpunkt und Veranstaltungsgelände auf dem Expogelände. – Foto Karsten-Thilo Raab

Unter dem Motto „connecting minds – creating the future“ („Gedanken verbinden, die Zukunft schaffen“) stellen die verschiedenen Länder sich und ihre Zukunftskonzepte vor. Schwerpunktthemen bilden dabei Nachhaltigkeit, neue Formen der Mobilität sowie Entwicklungen, die helfen sollen, die Erde besser zu schützen und zukunftsfähig zu machen. Genau hier setzt auch der aus wiederverwendbaren Baumaterialien errichtete Pavillon der Niederlande an. Das europäische Königreich präsentiert ein faszinierendes System, mit dem Feuchtigkeit aus der Luft extrahiert und in Trinkwasser umgewandelt werden kann.

Im Pavillon der Niederlande wird aus der Luftfeuchtigkeit Trinkwasser gewonnen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Als Gastgeber präsentieren sich die Vereinigten Arabischen Emirate in einem der wohl spektakulärsten Bauten der Expo 2022. Der weiße Pavillon, entworfen von Stararchitekt Santiago Calatrava, ist wie das Federkleid eines Falken, des nationalen Wappentiers, geformt und verfügt über mehr als zwei Dutzend bewegliche, stählerne Flügel. Auf 10.000 Quadratmetern präsentieren die Emirate im Innern den Wandeln von einer armen Wüstenfleck zu einer der wohlhabendsten Regionen der Welt mit Megametropolen wie Dubai.

Mit seinen beweglichen Flügeln ist der Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate eine architektonische Besonderheit. – Foto Karsten-Thilo Raab

Nur einen Steinwurf entfernt lässt sich im Pavillon von Saudi-Arabien im wahrsten Sinne des Wortes in einen künstlichen Wasserfall eintauchen. Was angesichts der muckeligen Außentemperaturen von 28 bis 30 Grad Celsius eine willkommene Abkühlung ist. Ansonsten stellt das arabische Land, das sich mehr und mehr dem Tourismus öffnet, multimedial überwiegend die Schönheiten und Besonderheiten des Königreichs in den Fokus. Imagepflege pur.

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Gute Laune-Garant: Der Wasserfall am Eingang zum Pavillon von Saudi-Arabien. – Foto Karsten-Thilo Raab

Neuseeland setzt ebenfalls auf ein multimediales Setting, betont vor allem, wie wertvoll frisches Wasser für das Land am anderen Ende der Welt ist. Spanien lenkt multimedial den Fokus auf Energie und Klima, weiß aber mit dem unter neun aufblasbaren Zylindern befindlichen Pavillon auch einen architektonischen Akzent zu setzen. Gleichzeitig sollen die Zylinder aus widerstandsfähigem Ethylen-Tetrafluorethylen (EFTE) für eine angenehme Kühle im Innern sorgen.

Amanda Parers aufblasbare Figur eines Mannes in Denkerpose ist ein echter Hingucker. – Foto Karsten-Thilo Raab

Im polnische Pavillon schweben kinetische Vogelschwärme unter der Decke, während Schweden geschickt typisch skandinavische Vegetation mir arabischen Gestaltungselementen kombiniert. Einen Hingucker der anderen Art hat Künstlerin Amanda Parer mit der aufblasbaren Figur eines Mannes in Denkerpose entwickelt. Der zwölf Meter große Riese ist dabei eng an die berühmte Skulptur „Der Denker“ von Auguste Rodin angelehnt. Das wohl populärste Feature der Expo ist neben den Robotern die Wasserfall-Installation unweit des Al Wasl Dome. Der zentrale Kuppelbau ist Bühne und Treffpunkt zugleich. Zudem wird die weltgrößte Stahlgitterkuppel als Projektionsfläche genutzt.

Der Campus Germany erfreut sich großer Beliebtheit auf der Expo. – Foto Karsten-Thilo Raab

Einer der unumstritten beliebtesten Pavillons der Expo 2020 ist der sogenannte „Campus Germany“. Nicht von ungefähr sind vor dem 27 Meter hohen Komplex Wartezeiten von drei bis vier Stunden an der Tagesordnung. Eine Geduldsprobe, die jedoch durchaus lohnenswert ist.

Das Bällebad im Campus Germany symbolisiert 100.000 Ideen für die Zukunft. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Besucher werden wie an der Uni immatrikuliert, in einer Einführungsveranstaltung begrüßt und durchlaufen ein Curriculum zu den Themenfeldern Energie, Stadt der Zukunft und Biodiversität, ehe sie am Ende die Ergebnisse ihrer Studien mitgeteilt bekommen“, erläutert Björn Berninger, der als Sprecher des Campus Germany einer von 180 Mitarbeitern vor Ort ist.

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Die Ausstellung im Campus Germany ist überaus faszinierend. – Foo Karsten-Thilo Raab

Das unmögliche Möbelhaus lässt grüßen, wenn die Gäste des deutschen Pavillons in ein Bad aus 100.000 quietschgelben Bällen eintauchen sollen. Jeder Ball symbolisiert eine Idee für eine bessere Zukunft. Spielerisch wird der Einsatz von Flugdrachen zur Energiegewinnung vorgestellt – eine mobile und effizientere Lösung als bisherige Technologien zur Herstellung von Windstrom. Ein ähnliches Ziel wird mit Nemos verfolgt. Eine schwimmende Apparatur, die aus der Bewegung der Wellen im Meer Energie gewinnen soll. Aber auch der Frage, wie man Energie effektiv speichern kann, wird nachgegangen.

Visionen der Stadt der Zukunft sind im Campus Germany erlebbar. – Foto Karsten-Thilo Raab

Daneben werden Visionen für die Stadt der Zukunft umrissen. Gebäude entstehen aus recycelten Steinen, vertikale Aufzüge sausen durch Häuser und Flugtaxen schweben durch die Lüfte, während die neueste Lasertechnik den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft unnötig machen soll. Derweil demonstrieren im sogenannten Biodiversity Lab insgesamt 150 Bildschirme die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur und demonstrieren anschaulich, dass alles einem ständigen Wandel unterliegt.

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Die wegen der weltweiten Pandemie verspätet gestartete Expo 2020 in Dubai findet unter strengen Corona-Regelungen statt. – Foto Karsten-Thilo Raab

Abgerundet wird der Gang durch den Campus Germany ein wenig kitschig und doch beeindruckend mit dem kollektiven Schaukeln in eine bessere Zukunft. Verbunden ist die kleine Show mit der klaren Botschaft, dass es gemeinsam gelingen kann, den Planeten zu retten und weiterzuentwickeln. Und genau das ist der Anspruch und das Ziel der Expo 2020 in Dubai.

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Putzige kleine Roboter kommunizieren mit den Expo-Besuchern. – Foto Karsten-Thilo Raab

Allgemeine Informationen: www.visitdubai.com

Informationen: www.expo2020dubai.com/de; www.campus-germany.de (deutscher Pavillon auf der Expo)

Öffnungszeiten: Die Expo läuft noch bis zum 31. März 2022. Samstags bis mittwochs öffnen die Pforten von bis 9 bis 24 Uhr, donnerstags und freitags ist bis 2 Uhr morgens geöffnet. Die Pavillons öffnen täglich von 10 bis 22 Uhr.

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Der Wasserfall auf der Expo sorgt für eine angenehme Erfrischung. – Foto Karsten-Thilo Raab

Eintritt: 45 Dirham, was etwa 11,57 Euro entspricht. Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren, Senioren im Alter von über 60 Jahren und Menschen mit Behinderungen genießen freien Eintritt.

Zusatzprogramm: Auf der Expo 2022 steigen täglich zwischen 60 und 100 wechselnde Events – von Konzerten über Minishows bis hin zu Paraden.

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In den Abendstunden gibt sich die Expo besonders stimmungsvoll. – Foto Karsten-Thilo Raab

Anreise: Emirates bietet von Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg, Wien oder Zürich Direktflüge nach Dubai an. Die Flugzeit beträgt je nach Startpunkt zwischen fünf und sechseinhalb Stunden. Das Expo-Gelände ist vom Flughafen und aus dem Zentrum von Dubai mit der Metro bequem erreichbar. Zudem setzen größere Hotels eigene Shuttlebusse ein.
Klima: Dubai ist eine perfekte Winterflucht mit sommerlichen Temperaturen um die 30 Grad Celsius von Januar bis März. Beste Reisezeit ist zwischen Dezember und Ende März.
Zeit: Der Unterschied zur Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) beträgt drei Stunden.

Beeindruckend ist das abends illuminierte Eingangsportal der Expo 2020 in Dubai. – Foto Karsten-Thilo Raab

Essen und Trinken: Die Expo zählt mehr als 200 Restaurants und Verpflegungsstände mit Küchen nahezu aller teilnehmenden Länder. Hier findet sich für jeden Geschmack und Geldbeutel das Richtige – vom Fastfood bis zum Fine Dining. Dabei kann man sich förmlich einmal rund um den Globus „durchfuttern“.

Wissenswertes: Die erste Expo fand im Jahre 1851 in London statt. Die nächsten beiden Expos sind bereits in Planung: 2023 soll das argentinische Buenos Aires Gastgeber sein und 2025 das japanische Osaka.

Das Atlantis, The Palm, ist eine famose Hotel-Ikone auf Dubais berühmter Palmeninsel. – Foto Karsten-Thilo Raab

Übernachten: Atlantis, The Palm, Cresent Road, The Palm Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, Tel. 00971-4-4260000, www.atlantis.com. Die direkt am Strand gelegene Hotel-Ikone auf der Palmeninsel gehört zu den berühmtesten Landmarken in Dubai, verfügt über eine eigene Mall, 35 Restaurants aller Preisklassen sowie einen angeschlossenen Wasserpark.