Dem Wassers des Lebens auf der Spur – Whisky-Touren nicht nur in Schottland und Irland

In Sachen Whisky haben Genießer nicht selten die Qual der Wahl., Mittlerweile sind sogar einige passable deutsche Whiskys auf dem Markt. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
In Sachen Whisky haben Genießer nicht selten die Qual der Wahl., Mittlerweile sind sogar einige passable deutsche Whiskys auf dem Markt. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

 „Der Regen von heute, ist der Whisky von morgen“, lautet eine bekannte schottische Volksweisheit. Und der Norden der britischen Inseln ist bekanntlich mit reichlich Regen gesegnet. Was vielleicht erklärt, warum schottischer Whisky auf eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition blickt und sich derart großer Beliebtheit erfreut. Nachweislich reichen die Spuren der Whiskyherstellung in diesem Teil Westeuropas bis in das Jahr 1494 zurück. Damals durfte ein jeder Schotte das „Wasser des Lebens“, wie Whisky in Anlehnung an die gälische Bezeichnung „uisce beatha“ genannt wird, selber produzieren. Die älteste noch heute existierende Destillerie in Schottland ist Glenturret in der Nähe von Crieff, das 1775 seine Pforten öffnete. Verglichen mit Bushmills in Nordirland ist sie jedoch ein „junger Hüpfer“. Denn die älteste Destillerie der Welt erhielt bereits 1608 eine Lizenz zugesprochen. 

Station auf dem schottischen Whisky Trail: Glenfiddich. (Foto: Visit Britain)
Station auf dem schottischen Whisky Trail: Glenfiddich. (Foto: Visit Britain)

Noch heute zählt Schottland rund 100 Destillerien, von Glenkinchie südlich der Hauptstadt Edinburgh bis Scapa ganz im Norden der Orkney Inseln, von Edradour, der kleinsten Destille inmitten der Highlands, bis hin zu Auchentoshan in den Lowlands vor den Toren Glasgows. Die wohl beste Art, die Vielfalt des schottischen Whiskys kennen zu lernen, ist eine Tour entlang des gut ausgeschilderten „Whisky Trails“, der sich von Forres über Archiestown, Craigellachie und Roothes nach Keith, Dufftown, Glenlivet und Aberlour reicht. Die Rundfahrt erstreckt sich über mehr als 100 Kilometer und führt an einigen der bedeutendsten Destillerien wie Glenfiddich, Cardhu, Glen Grant, Glenlivet und Strathisla, sowie an einer Küferei und dem Museum in der stillgelegten Brennerei Dallas Dhu vorbei.

Schottlands kleinste Destillerie: Edradour. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Schottlands kleinste Destillerie: Edradour. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Auch im benachbarten Irland gibt es einen Whiskey Trail. Dieser ist jedoch virtuell angelegt. Unter Federführung von Heidi Donelon ist eine Website entstanden, die Hochprozentiges in sich hat. Donelon führt mit Witz und Humor quer durch ihre Heimat zu Destillerien, feinen Whiskeyläden und in die besten Pubs für zivilisierte Whiskeyverkostungen. Ob in der Old Jameson Distillery in Dublin oder einer weniger bekannten Hochburg wie dem Fairhill House Hotel in Connemara, das mit 170 verschiedenen Whiskeys aufwarten kann, geht es immer um den kleinen Schluck mit Maß und viel guter Nase.

Auch in Deutschland lässt sich auf den Spuren des Hochprozentigen manches entdecken und probieren. So haben sich 2013 die Destillerien Holger Höhler aus Aarbergen-Kettenbach, Klaus Gemmer aus Rettert und Bettina Wagner aus Hünfelden-Dauborn zum Nassauer Whisky Trail zusammengeschlossen. Pauschale Arrangements ermöglichen, den „Golden Ground Whisky“ der Familie Wagner oder Holger Höhlers hessischen „Whessky“ zu testen und zu vergleichen. In einem weiteren Schritt sollen die Destillerien durch einen ausgeschilderten Wanderweg miteinander verbunden werden.

Auch aus deutschen Destillerien kommt mittlerweile manch guter Tropfen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Auch aus deutschen Destillerien kommt mittlerweile manch guter Tropfen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Bereits seit Herbst 2012 verbindet der knapp 80 Kilometer lange Schwäbische Whisky Trail mehr als ein Dutzend Brennereien im „Ländle“. Das sogenannte goldene Dreieck befindet sich zwischen Tübingen, Fellbach und der 3.500-Seelen-Gemeinde Owen, die mit ihren drei Destillerien als deutsche Whisky-Kapitale gilt.

Überhaupt schickt sich Deutschland als Land der Bier- und Weinliebhaber mit Siebenmeilenstiefeln an, in die Fußstapfen der berühmten Destillerien aus Schottland und Irland zu treten. Und dies mit großem Erfolg. Denn mittlerweile ist es einigen Brennereien durchaus gelungen, sich mit ihren Single Malt Whiskys einen Namen über die Landesgrenzen hinaus zu verschaffen. Neben der Qualität sollte auch die Quantität nicht unerwähnt bleiben, denn mittlerweile produzieren landauf, landab gut 50, überwiegend familiengeführte Brennereien über 100 verschiedene Whiskysorten mit dem Prädikat „made in Germany“.

Pionier der deutschen Whiskyhersteller ist nach eigenem Bekunden Robert Fleischmann aus dem oberfränkischen Eggolsheim, der 1983 seinen ersten Malt Whisky produzierte. Aushängeschild ist die nach seinem Lokal benannte „Blaue Maus„, die natürlich im Probierkeller ebenso im Ausschank ist wie die übrigen neun Whiskys aus dem Hause Fleischmann.

Blick in die Whisky-Herstellung bei Balvenie. (Foto: Visit Britain)
Blick in die Whisky-Herstellung bei Balvenie. (Foto: Visit Britain)

Deutschlands größte Brennerei findet sich im oberbayerischen Schliersee, genauer gesagt im dortigen Ortsteil Neuhaus. Seit 1999 destilliert die Familie Stetter dort den aus geräuchertem Gerstenmalz und dem Gebirgswasser der Bannwaldquelle hergestellten „Slyrs„. Drei Jahre lagert das edle Tröpfen in Holzfässern aus amerikanischer Weißeiche, ehe der bayerische Single Malt in den Verkauf geht. Bis zu 50.000 Whisky-Liebhaber stimmen jährlich mit den Füßen ab und verschaffen sich beim Besuch der Erlebnis-Destillerie direkt vor Ort einen Eindruck von den einzelnen Produktionsschritten – eine Kostprobe inbegriffen.

Mehr Zeit zu reifen, lässt Johannes Haas aus dem bayerischen Pretzfeld seinem Destillat. Sein fränkischer „Whisky 12″ wird zehn Jahre in Fässern aus amerikanischer Weißeiche gelagert. Derweil hat die Steinwälder Hausbrennerei Schraml aus dem oberpfälzischen Erbendorf mit dem fünf Jahre alten „Stonewood Woaz“ und dem „Stonewood 1818″ gleich zwei Malzwhiskys im Angebot. Wobei die Rezeptur für Letzteren auf einen seit 1818 gebrannten Korn zurückgeht. Im niedersächsischen Zorge stellt die Hammerschmiede seit dem Jahre 2002 mit dem Glen Els einen Harzer Single Malt in kleinen Mengen als Jahrgangsedition oder als Daueredition her.

Zum Besuch einer Destillerie gehört auch eine geschmacksprobe, das "Tasting". (Foto Visit Britain)
Zum Besuch einer Destillerie gehört auch eine geschmacksprobe, das „Tasting“. (Foto Visit Britain)

Bei aller Euphorie sollte nicht verschwiegen werden, dass die deutschen Whiskys von hoher Handwerkskunst zeugen, aber aufgrund ihrer verhältnismäßig jungen Geschichte oft noch ein wenig geschmackliche Reife, die sich zumeist erst nach zehn oder mehr Jahren einstellt, vermissen lassen. Gleiches gilt wohl auch für den Puni aus Glurns in Südtirol. Seit Herbst 2012 hat sich dort Italiens erste und einzige Brennerei der Whiskyherstellung verschrieben. Im verglasten Inneren der Destillerie können Besucher auch die kupfernen Brennblasen, eine 100 Jahre alte Malzmühle sowie die Marsala- und Bourbon-Fässer bewundern, in denen die erste Whisky-Generation gelagert wird. Die Schau-Destillerie kann bei Voranmeldung besichtigt werden, selbstverständlich inklusive Verkostung des ersten „Italian Single Malt“.

Allgemeines: Gemäß EU-Vorschrift muss Whisky durch das Destillieren von Getreidemalzmaische gewonnen werden und mindestens drei Jahre lang in Holzfässern reifen. Der Mindestalkoholgehalt beträgt 40 Prozent. 

In vielen Destillerien werden auch Vergleichtest angeboten, um echte Whisky-Kenner zu ermitteln. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
In vielen Destillerien werden auch Vergleichtest angeboten, um echte Whisky-Kenner zu ermitteln. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Whiskysorten: Im Wesentlichen werden drei Hauptsorten unterscheiden: der aus reinem Gerstenmalz hergestellte Malt Whisky, der aus verschiedenen Getreidearten produzierte Grain Whisky sowie der Blended Whisky, ein Verschnitt aus verschiedenen Sorten. Besonders hoch im Kurs stehen die sogenannten Single Malts. Dahinter verbirgt sich das Produkt einer einzigen Destillerie, das durchaus ein Gemisch aus verschiedenen Jahrgängen sein kann.

Whiskyherstellung: Als Grundbestandteile eines Whiskys werden naturbelassenes Wasser und gemahlenes Malzschrot in einem Bottich vermischt und erhitzt. Dabei lösen sich die Zuckerbestandteile aus dem Malzschrot heraus. Die so entstandene Maischwürze wird zusammen mit Hefe in einem speziellen Holzbehälter gefüllt, wo der Zucker zu Alkohol vergoren wird. Nach ungefähr zwei Tagen ist die Gärung abgeschlossen, die gegorene flüssige Maische enthält nun etwa sieben bis acht Prozent Alkohol. Anschließend beginnt die eigentliche Destillation. Dabei wird das alkoholhaltige Gemisch in einem Kupferkessel so lange erhitzt, bis der Alkohol verdampft. Der Dampf wird in eine Kühlanlage weitergeleitet, wo er kondensiert. Nach einer zweiten Destillation steigt schließlich der Alkoholgehalt auf etwa 63 Prozent. Nun wird die Flüssigkeit in Holzfässer gefüllt und eingelagert, bevor der Whisky für den Verkauf in Flaschen abgefüllt wird.

Whiskymuseum: Das Whiskymuseum auf der Kyrburg zeigt nicht nur Gerätschaften aus Destillerien, Werkzeuge aus Küfereien und eine Kupferbrennblase, sondern hält rund 3.500 Whiskyflaschen aus allen Teilen der Welt vor. Darunter auch Raritäten wie Whiskys aus der DDR, Israel oder der Türkei. Informationen: Restaurant & Whiskymuseum auf der Kyrburg, Auf der Kyrburg 1, 55606 Kirn, Telefon 06752-91190.

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