Seamus Heaney war der Stolz einer ganzen Nation, ein Sprachgigant und Dichter von Weltrang. Im Jahre 2013 hat der wortgewaltige Naturalist und Nobelpreisträger das Zeitliche gesegnet. In Vergessenheit sind Heaney und sein großartiges Werk bis heute nicht geraten – auch Dank eines kleinen, aber feinen Museums im nordirischen Bellaghy, das dem Nationaldichter ein würdiges Andenken bewahrt.
Seamus Justin Heaney, der am 13. April 1939 in der Grafschaft Derry geboren wurde, galt als Repräsentant einer jahrhundertelang unterdrückten religiösen Mehrheit, die ihre Wurzeln immer auf dem Lande gesehen hat. Er setzte sich kompromisslos gegen die Diskriminierung der katholischen Bevölkerung Nordirlands ein. Sein dichterisches Schaffen spiegelte die intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte Irlands, den Mythen des Landes und historischen Überlieferungen wider.
Seamus Heaney wuchs auf einer Farm namens Mossbawn unweit von Bellaghy auf und hat die „moosigen“ Orte seiner Kindheit in seiner Lyrik verewigt. In seinen frühen Gedichten ist häufig von Farnen und Rohr, Baumkresse, Ringelblumen, Seggenried und Moos die Rede. Heaney präsentierte auch eine in der Literatur oft verkannte, wenig bekannte und bisweilen sogar verlachte Tradition, die als Quellen die gälisch-keltische Überlieferung und die Erfahrungen des Landlebens einbrachte.
Nach dem Besuch der renommierten Queen’s University in Belfast, wo der gläubige Katholik ab 1966 als Dozent tätig war, widmete sich Seamus Heaney ab 1972 einige Jahre ausschließlich seinem künstlerischen Schaffen, um dann 1975 eine Anstellung an der Dubliner Universität anzutreten. 1984 erhielt Heaney eine Gastprofessur an der amerikanischen Harvard University und fungierte von 1989 bis 1994 als Professor für Poetik an der englischen Oxford University.
Sein erster Gedichtband, Death of a Naturalist, erschien 1966. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen daneben Door into the Dark (1969), Wintering Out (1972), Field Work (1979), Preoccupations (1980), Station Island (1984), The Haw Lantern (1987) sowie Seeing Things (1991).
Obschon mit zahlreichen Preisen überschüttet, trat der, vor allem in seiner nordirischen Heimat hoch verehrte Seamus Heaney 1995 endgültig ins internationale Rampenlicht, als ihm der Literaturnobelpreis verliehen wurde. Im gleichen Jahr erschienen „Ausgewählte Gedichte“ in deutscher Übersetzung, 1997 wurde Heany mit dem Whitbread-Preis, einer der wichtigsten englischen Literaturauszeichnungen geehrt.
Das familiäre Museum HomePlace im nordirischen Bellaghy, dem Geburtsort des Dichters, feierte im Jahr 2017 sein einjähriges Bestehen. Für Kenner der irischen Literatur ist es ein kleines Juwel der Literaturgeschichte. Für Literaturliebhaber bietet es Perlen und Ansichten, um diesen beredten Felsen der irischen Literatur zu ergründen. Denn wenig ist außerhalb des angelsächsischen Sprachraums über Seamus Heaney, den großen Sohn einer nordirischen Bauernfamilie, bekannt.
Buchtipps: Ulrike Katrin Peters & Karsten-Thilo Raab: Nordirland Reisehandbuch, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-00-0, bestellen
Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.
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Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.