Nachwuchs-Jamie-Olivers aus dem britischen Tal der Ahnungslosen

Sieht lecker aus, ist aber nicht jedermanns Sache: Whisky mit Haggis, einem mit Innereien gefüllten Schafsmagen. (Foto: Visit Britain)
Sieht lecker aus, ist aber nicht jedermanns Sache: Whisky mit Haggis, einem mit Innereien gefüllten Schafsmagen. (Foto: Visit Britain)

Obschon es nirgendwo auf der Welt eine höhere Konzentration von Sterne-Restaurants als in London gibt, gilt das britische Königreich eher als kulinarisches Niemandsland. Mit lukullischen Genüssen wird das, was die Küchen der Untertanen ihrer Majestät, der Themsen-Elizabeth, verlässt, nicht unbedingt gleichgesetzt. Was an der Dominanz des Frittierten und Gebratenen auf den Tellern der Inselnation liegen mag. Auch sind Speisen wie Lammfleisch mit Minzsauce oder Haggis, ein mit Innereien gefüllten Schafsmagen, wie ihn die Schotten mögen, nicht unbedingt jedermanns Sache.

Schaufensterreklame für frittierte Mars-Riegel, ein beliebter Snack auf den britischen Inseln. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Schaufensterreklame für frittierte Mars-Riegel, ein beliebter Snack auf den britischen Inseln. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Kaum verwunderlich daher, dass die britische Küche, die so interessante Gaumenfreuden wie frittierte Mars-Riegel hervorbrachte, insbesondere von Ausländern mit Argwohn betrachtet wird. Aber auch der eigene Nachwuchs hadert offenbar mit dem, was bei den Briten als Essbar eingestuft wird. Diesen Verdacht lassen zumindest die Ergebnisse einer Umfrage unter 27.500 britischen Grundschülern zu.

Demnach sind ein Drittel der potenziellen Nachwuchs-Jamie-Olivers davon überzeugt, dass Käse aus Pflanzen gemacht wird. Was ja nicht völlig verkehrt ist. Schließlich ist es überwiegend Gras, das in die Kuh hinein gemummelt wird, bevor Milch als Käserohstoff herauskommt. Bedenklicher scheint hingegen die Annahme von 33 Prozent der Abc-Schützlinge, dass Nudeln von Tieren stammen würden. Okay, die Eier, die zumeist bei der Herstellung Verwendung finden, wurden von Hühnern gelegt. Und natürlich gibt es auch zahllose spaghetti-ähnliche Tiere wie Würmer und Schlangen. Daraus jedoch den Schluss zu ziehen, die italienischen Teigwaren seien tierischen Ursprungs, scheint doch weit hergeholt.

Wie sehr die künftigen Steuerzahler von der Insel kulinarisch im Dunkeln tappen, wird auch aufgrund der Tatsache deutlich, dass 18 Prozent annehmen, Fischstäbchen würden aus Hühnerfleisch hergestellt. Was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, das Chicken Nuggets den länglichen, zu Quadern gepressten Fischteilen optisch ein wenig ähneln.

Britannia Kuriosa, Coverbild, Copyright Westrflügel VerlagZudem sind viele bei beiden unsicher, was sich genau unter der Panade verbirgt. Und da 21 Prozent der kleinen Schüler noch nie auf einem Bauernhof waren, wissen sie vermutlich auch nicht, dass Hühner gar nicht schwimmen können. Es sei denn, sie landen gerupft im Suppentopf.

Buchtipps: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Briten, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-800-7 

Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Britannia Kuriosa – Die skurrilsten Veranstaltungen in Großbritannien, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-04-8