Die architektonischen Meisterwerke von Florida

Eine einsame Insel, 110 Kilometer vom Festland entfernt: Fort Fefferson. (Foto Rob O’Neal)

Strafvollzug, Konkurrenzkampf oder Winterzuflucht. Die Gründe für den Bau der berühmtesten Prachtbauten in Florida sind äußerst verschieden – aber jedes einzelne Meisterwerk ist einen Besuch wert, sowohl wegen ihrer Geschichte als auch auf Grund der architektonischen Leistung.

Henry B. Plant Museum in Tampa

In Tampa würdigt das gleichnamige Museum die Museum für die Errungenschaften von Henry B. Plant. (Foto Visit Tampa Bay)

Konkurrenz belebt das Geschäft – das gilt auch für die Bauwerke der beiden Eisenbahnpioniere Henry Morrison Flagler und Henry Bradley Plant. Der Startschuss für die Erschließung des südlichen Florida ist untrennbar mit Flagler und Plant verbunden. Letzterer begann mit dem Bau einer Eisenbahnlinie an der Westküste, deren Endpunkt 1891 das Tampa Bay Hotel mit seinen 13 maurischen Türmen wurde. Nachdem das Hotel während des spanisch-amerikanischen Bürgerkriegs von Theodore Roosevelt kurzzeitig als Hauptquartier genutzt wurde, dauerte es nicht lange, bis in den mehr als 500 Hotelzimmern dieses Prachtbaus die berühmtesten Persönlichkeiten aus aller Welt wohnten. In den dreißiger Jahren zog das Tampa Junior College und später die University of Tampa ein – für den auf 99 Jahre ausgelegten symbolischen Pachtzins von 1 US-Dollar pro Jahr. Ausgenommen war lediglich der Südflügel, wo ein Museum für die Errungenschaften von Henry B. Plant errichtet wurde.

Flagler College in St. Augustine

Berühmte Landmarke in St. Augustine: das Flagler College. (Foto Visit Florida)

Plants schärfster Konkurrent, Henry Flagler, konzentrierte sich auf den Osten Floridas. Sein im Stil der Spanischen Renaissance konzipiertes Luxushotel Ponce de León wurde 1888 fertiggestellt und besteht vollständig aus Gussbeton. Als eines von nur wenigen Gebäuden dieser Zeit war das Hotel vollständig elektrifiziert, dank Flaglers berühmtem Freund Thomas Alva Edison. Die beiden Zwillingstürme dienten ursprünglich als Wassertanks, bevor sie die amerikanische Küstenwache im Zweiten Weltkrieg als Gefängnis umfunktionierte. 1968 wurde das Hotel zum Kernstück des neu eingerichteten Flagler College; seit 2006 ist das Gebäude als National Historic Landmark klassifiziert.

 Cà d’Zan in Sarasota

Zirkuspionier John Ringling ließ sich mit Ca d’Zan in Sarasota eine Winterresidenz errichten. (Foto Visit Sarasota County)

Zirkuspionier John Ringling ließ sich in den 1920er Jahren in Sarasota an der Westküste Floridas nieder. Dort errichtete er 1924 gemeinsam mit seiner Frau Mable im venezianisch-gotischen Stil ihre Winterresidenz „Cà d’Zan“ (Venezianisch für „Haus von John“). In diesem Palazzo mischen sich gotische Stilelemente mit Einflüssen der Italienischen Renaissance und der Architektur des New Yorker Madison Square Gardens, in dem der Zirkus mit seinen Aufführungen große Erfolge feierte. Das mehr als 3.000 Quadratmeter große Haus hat 41 Zimmer, 15 Bäder und ist vollständig unterkellert – für Florida sehr ungewöhnlich. Der 25 Meter hohe Turm bietet einen Rundblick über die Sarasota Bay. Im benachbarten Ringling Museum of Art befinden sich die Hinterlassenschaften des Zirkuspioniers: europäische und amerikanische Kunst, darunter eine der bedeutendsten Rubens-Sammlungen der Welt. Ein weiteres Highlight ist zudem der größte Miniaturzirkus weltweit im Zirkusmuseum, das ebenfalls Teil des Ringling Museumskomplexes ist – auf 350 Quadratmetern befindet sich hier mit acht großen Zelten, 1.300 Artisten und Angestellten, 800 Tieren sowie 152 Wagons eine Reminiszenz an die „Greatest Show on Earth“.

 Loews Don Cesar Hotel in St. Petersburg

Woher das Don CeSar in St. Petersburg den Beinamen „Pink Lady“ bejkam, ist nicht schwer zu erahnen. (Foto Visit Florida)

277 Hotelzimmer, zwei Schwimmbäder, drei Restaurants, ein 10.000 Quadratmeter großes Spa, eine über 90-jährige Geschichte und Gäste von Al Capone bis hin zu Franklin D. Roosevelt und weiteren amerikanischen Präsidenten – das alles steckt hinter der „Pink Lady“. Das Loews Don Cesar Hotel in St. Petersburg ist benannt nach dem Helden Don Cesar DeBazan in Vincent Wallaces Oper Maritana. Während der Großen Depression war es kurioserweise die Baseballmannschaft der New York Yankees, die dem Hotel durch einen Dreijahresvertrag das Überleben ermöglichte. Zu der Zeit hielten die Spieler hier an der sonnigen Golfküste ihr Trainingslager ab. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Hotel als Krankenhaus und zudem als Kuranstalt der Air Force umfunktioniert, bevor es 1973 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet wurde. Heute, mehr als dreißig Jahre später, werden jährlich rund 400 Hochzeiten im „Pink Palace“ gefeiert.

 Fort Jefferson – Dry Tortugas

Fort Jefferson im Dry Tortugas Nationalparl lässt sich auch vom Wasser aus in Augenschein nehmen. (Foto Visit Florida)

Eine einsame Insel, 110 Kilometer vom Festland entfernt – eine Qual! Zumindest für die einstigen Gefangenen der Festung Fort Jefferson. Im Nationalpark Dry Tortugas, auf einer unbewohnten Insel im Golf von Mexiko, können Besucher heute noch die 14 Meter hohen Gefängnismauern besichtigen, mit deren Bau bereits 1825 begonnen wurde. Ursprünglich als Leuchtturm und Warnung vor dem Korallenriff gedacht, wurde das Fort Jefferson zwei Jahrzehnte später für 1.500 Soldaten und 450 Kanonen errichtet. Bei einer großen Gelbfieberepidemie 1867 kamen die zugeteilten Ärzte ums Leben, bevor den Gefangenen geholfen werden konnte. Einzig der inhaftierte Arzt Samuel Mudd konnte vielen kranken Häftlingen wie Soldaten helfen – und wurde zum Dank vorzeitig aus der Haft entlassen. Zu den berühmtesten Insassen gehörten unter anderem auch die Mitverschwörer um die Ermordung Abraham Lincolns. Heute ist das Eiland, welches nur per Wasserflugzeug, Fähre oder Boot erreicht werden kann, ein beliebter Anlaufpunkt für Taucher und Schnorchler.

{google_map}Fort Jefferson, Dry Tortugas Nationalpark{/google_map}