Animateure an Bord – Polonäse über den Wolken

Animateure könnten an Bord von Langstreckenfliegern für jede Menge Abwechselung sorgen.
Animateure könnten an Bord von Langstreckenfliegern für jede Menge Abwechselung sorgen.

Auf langen Flügen benötigen Passagiere Langmut, um nicht in chronische Langeweile zu verfallen. Dabei wird nicht nur das Sitzfleische einem Härtetest unterzogen. Gelenke schmerzen, Beine schwellen an, der Nacken wird steif und der Rücken kommt sich vor, als sei er an einen Materpfahl gebunden. Bei zehn, zwölf Stunden Flugzeit von einem Kontinent zum anderen mangelt es ungeachtet des Bemühens der Airlines an Abwechslung für die Fluggäste. Dabei zählt schon die zusammen gemantschte Pampe, die manche Airlines als Mahlzeit anbieten, zu den Highlights.

Außer „Bubu“ zu machen, bleibt in der Regel sonst nicht viel zu tun. Die Chance, einen charmanten und unterhaltsamen Sitznachbarn beim Zufallslotto der Sitzplatzvergabe zu ergattern, ist etwa so groß wie Neuschnee am 3. August in Berlin. Okay, man kann auf dem Bordmonitor einen Film gucken, der aber – je nach Airline – häufig nicht in Deutsch ausgestrahlt wird. Was für diejenigen, deren Serbokroatisch oder Mandarin etwas eingerostet ist und die des Englischen nicht mächtig sind, zum K.o.-Kriterium werden könnte.

Ob der engen Sitzreihen ist an entspanten Schlaf während vieler Flüge kaum zu denken.
Ob der engen Sitzreihen ist an entspanten Schlaf während vieler Flüge kaum zu denken.

Manche Onboard-Entertainment-Einrichtungen bieten auch Spiele an. Aber Computerspiele sind kein Bewegungsersatz, um Thrombose und Gliederschmerzen vorzubeugen. Wird also Zeit, dass die Airlines neben den Stewardessen endlich auch ein paar Animateure einstellen. Und die Luftikusse könnten die Passagiere mit wenig Aufwand in Bewegung versetzen.

Zunächst wird zum Aufwärmen ein wenig Musik aufgelegt. Dann lädt der fliegende Animateur reihenweise dazu ein, sich beim Sitznachbarn einzuharken und zum Rhythmus der Musik locker zu schunkeln. Ganz nebenbei kommen sich so wildfremde Menschen näher, was ja auch etwas verbindendes haben kann.

Schritt zwei der Luft-Animation wäre dann, dem Vordermann den Nacken zu kraulen und die Ohren zu massieren. Okay, ob der Schuppen oder des Fettgehalts der Haare muss man sich hier und da sicher schon etwas überwinden.

Aber es geht ja darum, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Vor diesem Hintergrund könnte auch versucht werden, aus Ermangelung einer Apfelsine mit einem Brötchen eine lustige Stafette zu organisieren. Der erste klemmt das Backwerk zwischen die Ellbogen, dreht sich zum Nachbarn, der das Ganze versucht, mit den eigenen Ellenbogen zu übernehmen, ohne dass die Semmel hinfällt, und so weiter.

Schritt drei wäre dann die Onboard-La-Ola-Welle, die mal von einer Reihe zur nächsten schwappt, dann wieder vom Fenster- zum Mittelplatz und zum nächsten Fensterplatz etc.

Absoluter Höhepunkt wäre schließlich eine Polonäse über den Wolken. Wobei wahlweise der jüngste Passagier, die hübscheste Stewardess oder der besoffenste Fluggast die lustige Tanzreihe durch die Flugzeuggänge anführen könnte. Das hebt die Stimmung und sorgt garantiert dafür, dass die Zeit über den Wolken wie im Flug vergeht…