Abenteuer Urlaub – Erlebnisgarantie dank Streik

Die regelmäßigen Zugausfälle sorgen für zusätzliche (An-) Spannung bei den Reisenden. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die regelmäßigen Zugausfälle sorgen für zusätzliche (An-) Spannung bei den Reisenden. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Deutschland einig Streikland. Wie herrlich! Wenn die Lokführer mal gerade nicht streiken, sind es die Fluglotsen, dann mal wieder die Piloten oder das Sicherheitspersonal am Flughafen. Und die Reisenden lieben diese Streiks einfach. Denn ganz ehrlich, längst sind wir Deutschen als langjährige Reiseweltmeister in Sachen Reisen viel zu routiniert. Fliegen ist so selbstverständlich geworden wie Busfahren. Dies birgt natürlich die Gefahr, dass Langeweile aufkommt. Ebenso wie bei allen Dingen, die immer gleich ablaufen.

Daher verwundert es kaum, dass nicht wenige Reisende ihr Morgengebet mit der Zeile „Unseren täglichen Streik gib uns heute, damit auch wir etwas zu fluchen haben“ beginnen. Denn fahrplanmäßig mit dem Flieger von A nach B abzuheben oder mit der Bahn von A nach B zu rollen, ist einfach nur öde, ist unspektakulär und reicht noch nicht einmal für eine kurze Schimpftriade beim anschließenden Urlaubsbericht bei Freunden, Verwandten und Kollegen. Schließlich wollen Urlauber und Reisende etwas erleben. Nur faul am Pool liegen und ein Buch lesen, nachdem man ohne Verzögerungen am Urlaubsort eingetroffen ist, reicht da einfach nicht.

Doch dank der chronischen Streikwelle, die die Reisenden in Deutschland in immer kürzeren Abständen erwischt, beginnt das „Abenteuer Urlaub“ schon oft vor der geplanten Abreise. Nicht nur Bahnreisende können da die eingefahrenen und fest gefahrenen Gleise endlich einmal verlassen und nach alternativen Reisemöglichkeiten suchen.

Zudem erhält der Urlaub so etwas Spielerisches. Denn die Streiks werden zum Geduldsspiel für die Wartenden – und zu einer Zerreißprobe für die Nerven. Da kommt schnell schon mal Stimmung auf. Gut, diese ist hier und da ein wenig angeheizt und aggressiv, aber dafür hat der nette Reisende von nebenan dann zuhause etwas zu erzählen.

Dank der Streiks erhält der geneigte Urlauber zudem einen kostenfreien Mehrwert. Er bekommt mehr Reisezeit fürs dasselbe Geld, er kommt am Infoschalter und in den Warteschlangen mit vielen Menschen in Kontakt und bekommt sogar ab und an kostenfrei ein Kaltgetränk sowie einen Schokoriegel gereicht.

Thekenbrust-CoverEin bisschen gemindert wird die große Vorfreude auf etwaige  Reiseerschwernisse leider, leider immer wieder durch die Tatsache, dass mehr und mehr Gewerkschaften dazu übergehen, die Streiks, zwei, drei Tage vorher anzukündigen und auch die Streikdauer genau bekannt zu geben.

Daher der dringende Appell an die Bahn, die Lokführer, Fluggesellschaften, Fluglotsen und Flugplatzbetreiber doch bitte, bitte auf diese frühzeitigen Ankündigungen zu verzichten, um für Urlauber den Spaßwert nicht unnötig zu verringern. Stattdessen sollte, ja müsste, im Sinne der Kundenzufriedenheit ein dringend erforderlicher Strategiewechsel erfolgen. Denn ganz ehrlich, völlig unangekündigte und spontane Streiks sorgen bei Passagieren und Fluggästen einfach für noch mehr Freude.

Buchtipps: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Karsten-Thilo Raab: San Diego Waldfried,  (ISBN: 978-84-9015-620-9). Erhältlich  im Buchhandel oder direkt beim Verlag für 20,90 Euro.