Was tun bei Flugangst?

Flugangst
Flugangst ist ein durchaus weitverbreites Phänomen.

Statistisch gesehen ist das Flugzeug das sicherste aller Verkehrsmittel. Dennoch verspüren viele Menschen große Angst beim Fliegen oder fürchten sich sogar so sehr, dass sie das Fliegen um jeden Preis vermeiden. Das kann zu einer großen Belastung werden, insbesondere, wenn man häufig beruflich, beispielweise bei Geschäftsreisen fliegen soll, aber auch, wenn man gerne die Welt entdecken möchte und von seiner Angst gehemmt wird. Die Angst vorm Fliegen wird auch als Aviophobie bezeichnet und gehört zu den Phobien, die am weitesten verbreitet sind. Je nach Quelle leiden etwa drei bis 20 Prozent der Menschen an echter Flugangst, deutlich mehr werden im Flugzeug nervös oder haben ein mulmiges Gefühl. Die Gründe für die Angst vor dem Fliegen variieren dabei. Oftmals fürchten Betroffene sich davor abzustürzen, doch zum Beispiel auch der Kontrollverlust, die Enge, die Höhe und mögliche Turbulenzen können der Auslöser für die Flugangst sein.

Symptome der Flugangst

Je nach Ausprägung der Angst kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen. Einige Betroffene finden bereits Wochen vor einem gebuchten Flug schlechter Schlaf, entwickeln Magen-Darm-Probleme oder erleiden Panikattacken. Andere bekommen erst am Flughafen oder im Flieger selbst Symptome. Typische Anzeichen für starke Angst sind unter anderem Herzrasen, starkes Schwitzen, Übelkeit, Schwindel, Durchfall sowie Bauchschmerzen. Diese Symptome können sehr unangenehm und beunruhigend sein und die Angst der Betroffenen zusätzlich verstärken. Neben den körperlichen Auswirkungen beeinflusst die Aviophobie auch die Wahrnehmung, denn wer Angst hat, ist in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Jedes Geräusch, ja alles was ungewöhnlich erscheint, wird als potenzielle Gefahr gedeutet. Ein Gedanken-Karussell setzt sich in Gang und zeigt auf, was alles schiefgehen könnte. Die Angst wächst und wächst und kann zu einer Panikattacke führen.

Methoden, um die Flugangst in den Griff zu bekommen

Flugangst
Die Flugangst macht sich vielfach schon vor dem Abflug stark bemerkbar.

Wer unter Flugangst leidet, muss sich dieser nicht hilflos ergeben. Es gibt viele verschiedene Methoden, die dabei helfen können, den nächsten Flug besser zu überstehen und der Angst den Kampf anzusagen.

Für Ablenkung sorgen

In weniger stark ausgeprägten Fällen kann bereits Ablenkung helfen. Das Hören von ruhiger oder fröhlicher Musik kann entspannen und negative Gedanken vertreiben. Das Lösen von Rätseln oder andere anspruchsvolle Denkaufgaben können das kognitive Denken herausfordern und keinen Raum für Ängste lassen. Auch das aktive Nutzen der Hände, beispielsweise durch malen oder stricken (wegen der Sicherheitsbestimmungen besser Stricknadeln aus Holz oder Kunststoff wählen) ist eine Möglichkeit, Anspannung zu senken. Wichtig ist, dass man etwas wählt, woran man grundsätzlich Freude hat. Es ist auch möglich, sich die neue Folge der Lieblingsserie auf dem Handy/Tablet anzusehen oder darauf ein Spiel zu spielen, das einen packt.

Atem- und Entspannungstechniken

Die Kraft von Atem- und Entspannungstechniken wird häufig unterschätzt, dabei können sie wirklich mächtige Werkzeuge gegen Ängste darstellen. Oftmals müssen sie jedoch zunächst erlernt und trainiert werden, bevor sie ihre Wirkung richtig entfalten können. Bei Angstzuständen kann zum Beispiel die 4-7-8-Atemtechnik angewandt werden. Dabei nimmt man eine bequeme Position ein, und platziert die Zunge so, dass die Spitze den Gaumen hinter den Schneidezähnen berührt und belässt sie dort. Anschließend atmet man durch den Mund aus, bis alle Luft raus ist. Nun atmet man vier Sekunden lang langsam durch die Nase ein. Für sieben Sekunden hält man nun die Luft an; wichtig ist, dabei möglichst entspannt zu bleiben. Nach Ablauf der Zeit atmet man für acht Sekunden mit dem Mund aus. Dieses Vorgehen wiederholt man vier Mal. Bei Angst atmen viele Menschen schnell und flach oder vergessen das Atmen kurz. Die 4-7-8-Technik soll dafür sorgen, dass genug Sauerstoff aufgenommen und der Blutdruck gesenkt wird. Anspannung wird abgebaut. Ebenfalls einen positiven Effekt haben können die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, geführte Meditationen, Entspannungsreisen und viele weitere Übungen, die gegen Ängste und innere Unruhe eingesetzt werden können.

Pflanzliche Unterstützung

Die beengten Verhältnisse an Bord vieler Flugzug tragen nicht gerade zur Beruhigung bei.

Die Flugangst mit Alkohol zu betäuben ist nicht ratsam, denn unter Alkoholeinfluss kann diese sogar noch verstärkt werden. Außerdem verdrängt man seine Angst so bloß, arbeitet aber nicht an ihr. Gleiches gilt für verschreibungspflichtige Medikamente. Diese können zusätzlich schnell abhängig machen, weshalb die Einnahme die absolute Ausnahme bleiben sollte. Wer aber dennoch ein wenig Unterstützung braucht, kann rezeptfreie Präparate ausprobieren. Sie betäuben nicht, können aber für etwas Linderung sorgen. So ist Baldrian eine Heilpflanze, die für ihre beruhigende Wirkung bekannt ist. In Form von Tropfen oder Tabletten ist Baldrian in der Apotheke und Drogerien erhältlich. Wichtig ist jedoch, dass diese Präparate über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen, damit sich innere Ruhe und Gelassenheit einstellen. Deswegen ist es ratsam bereits einige Wochen vor dem Flug mit der Einnahme zu beginnen.

Ähnlich verhält es sich mit Präparaten mit CBD. Sie haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten und sollen bei einer Vielzahl von Beschwerden Linderung verschaffen können, darunter auch Angstzustände, innere Unruhe, Schlafprobleme und Übelkeit. Meistens wird CBD-Öl in Form von Tropfen eingenommen. Die CBD Tropfen Wirkung tritt am schnellsten ein, wenn die Einnahme sublingual erfolgt, das Öl also unter die Zunge getropft und dort für etwa eine Minute belassen wird, bevor man es schluckt. Nach etwa 15 bis 60 Minuten sollen die entspannenden Effekte eintreten und für mehrere Stunden anhalten. Die regelmäßige Einnahme verstärkt die Wirkung. Auch wenn CBD aus der Hanfpflanze gewonnen wird, hat der Wirkstoff keine berauschende Wirkung. Eine weitere Heilpflanze, deren Wirkung bei Flugangst helfen kann, ist die Passionsblume. Auch sie hat beruhigende Eigenschaften und lindert Magen-Darm-Beschwerden.

Seminare gegen Flugangst

Flugangst
Manch einer, der Flugangst geplagt ist, wagt in der Luft kaum aus dem Fenster zu schauen.

Viele große Airlines bieten Seminare an, die sich mit dem Thema Flugangst beschäftigen und Wege aufzeigen, sie zu bekämpfen. Allein der Austausch mit Menschen vom Fach sowie anderen Betroffenen kann dabei helfen, sich mit seiner Angst besser arrangieren zu können. Die Seminare verbinden Erkenntnisse aus der Psychologie mit Informationen über Abläufe und Technik an Bord, gehen auf individuelle Ängste ein und bieten konkrete Handlungsempfehlungen für mehr Entspannung. Häufig spielt Konfrontation eine Rolle, indem am Ende gemeinsam ein Flug absolviert wird. Auch das Bedienen eines Flugsimulators, also die Illusion, selbst ein Flugzeug zu steuern, kann dabei helfen die Aviophobie zu besiegen. Dies kann vor allem damit begründet werden, dass die Betroffenen das Gefühl des Kontrollverlusts überwinden können und sie mehr Kenntnis über das Vorgehen der Piloten erhalten.

Kognitive Verhaltenstherapie

Ist die Flugangst sehr ausgeprägt, ist professionelle, psychotherapeutische Unterstützung meist das beste Mittel der Wahl. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich beim Kampf mit Phobien bewährt. Sie verfolgt das Ziel, Vermeidungsverhalten abzubauen, beispielsweise das Vermeiden von Flügen oder diese ausschließlich unter Medikamenteneinfluss zu absolvieren, und neue Verhaltensweisen sowie Gedankengänge zu etablieren, die ein Bewältigen des Angstauslösers ermöglichen. Dabei steht die sogenannte Exposition im Fokus, bei der es darum geht, sich der Angst zu stellen. Die Betroffenen werden Schritt für Schritt darauf vorbereitet, sich in die von ihnen gefürchtete Situation zu begeben.

Mit einigen Tipps und Tricks lässt sich die Angst vor Fliegen mächtig eindämmen.

Im Falle der Aviophobie kann beispielsweise zunächst das Vorstellen von einem Flug, dann das tatsächliche Betreten eines Flughafens, das Besichtigen eines Flugzeuges und schließlich ein kurzer Flug unter therapeutischer Anleitung stattfinden. Auch die Mechanismen der Psyche sowie der Angst im Speziellen werden während der kognitiven Verhaltenstherapie erläutert und verständlich gemacht. Ziel ist es, dass Menschen mit Angsterkrankung Methoden erlernen, die ihnen dabei helfen ihre Ängste zu bewältigen. Es geht nicht unbedingt darum die Angst komplett auszulöschen, sondern vielmehr darum, einen gesunden Umgang mit ihr zu finden und sich von ihr nicht einschränken zu lassen.

Fazit

Flugangst betrifft zahlreiche Menschen – mehr oder weniger stark. Sie kann in der Regel aber gut bewältigt werden, entweder selbstständig, beispielsweise mit Ablenkung und Atem-Techniken oder aber mit professioneller Hilfe. Wichtig ist, dass man sich seiner Angst stellt und davon nicht im Leben einschränken lässt. Es gibt zu viele Ziele, die es wert sind, entdeckt zu werden.