Misano Adriatico – Meer und noch viel mehr

Misano
Nostalgische Umkleidekabinen am Strand von Misano Adriatico. – Foto Cornelia Lohs

Der Badeort an der Küste der Romagna steht im Schatten seiner weitaus bekannteren Nachbarn Cattolica, Riccione und Rimini. Zu Unrecht, denn außer goldgelben kilometerlangen Sandstränden haben der Ort und sein facettenreiches Hinterland allerhand zu bieten. Dass die Strandpromenade nach Plänen des weltberühmten Architekten Paolo Portoghesi umgestaltet wurde, ist nicht vielen bekannt. Mit ihren hübsch gepflasterten Wegen, blühenden Blumenbeeten, Brunnen mit hochschießenden Fontänen und Installationen versprüht die langgestreckte Promenade ein Flair, wie man es nur an wenigen Badeorten findet.

Das Wasser an den Brunnen der Strandpromenade schießt aus unzähligen kleinen Düsen. – Foto Cornelia Lohs

Der parallel verlaufende Strand gibt Blicke auf bunte Sonnenschirme und Strandliegen, nostalgische Holzumkleidekabinen, Strandlokale, Volleyballfelder, Spielplätze und das dahinter liegende türkisblaue Meer frei. Die Strände an der 110 Kilometer langen Emilia Romagna-Küste zählen zu den besten Italiens. Die von Misano wurden sogar mit dem Qualitätssiegel Bandiera Blu (Blaue Flagge) ausgezeichnet, was für besondere Sauberkeit und hohe Umweltstandards steht. Das flach abfallende Meer, kleine Süßwasserpools und spezielle Kinderbereiche machen den Strand zu einem Urlaubsparadies für Familien.

Radeln, wandern und Ausflüge ins Grüne

Misano
Ein freies Plätzchen findet sich immer – ganz besonders am freien Strand „Spiaggia Libera“. – Foto Cornelia Lohs

Für Abwechslung im Badeurlaub sorgen ein 30 Kilometer langes Radwegenetz, ein Naturpark und zahlreiche Ausflugsziele im hügeligen Hinterland Misanos. Leihfahrräder gibt es an mehreren Ecken des Badeortes. Für eine kurze Fahrradtour eignet sich der Radweg entlang der Strandpromenade zum Yachthafen im Viertel Portoverde, wo es hübsche kleine Restaurants mit Blick auf den Hafen gibt.

Misano
Der Hafen von Portoverde. – Foto Cornelia Lohs

Wer ins hügelige Hinterland radeln möchte, leiht sich ein E-Bike oder bucht eine geführte E-Bike-Tour vor Ort. Ein Muss ist Misano Monte, der historische Teil Misano Adriaticos, im hügeligen Hinterland ca. sechs Kilometer südwestlich des Ortes. Grüne Lunge Misanos ist der Naturpark „Parco del Conca“ mit Rad- und Wanderwegen rings um den gleichnamigen See sowie einem ornithologischen Observatorium zur Vogelbeobachtung. Wer schon immer mal wissen wollte, was es mit Nordic Walking auf sich hat, kann einen Kurs buchen und sich die Grundtechnik beim „Walking“ im Park aneignen.

Misano World Circuit – Blick hinter die Kulissen

Die Rennstrecke wurde nach dem tödlich verunglückten Motorradrennfahrer Marco Simoncelli benannt. – Foto Cornelia Lohs

Für Fans des Motorradsports bietet Misano im Stadtteil Santa Monica mit dem „Misano World Circuit Marco Simoncelli“ eine ganz besondere Attraktion. Auf der über vier Kilometer langen Rennstrecke werden nicht nur der Große Preis von San Marino und Läufe zur Superbike-Weltmeisterschaft ausgetragen, man darf im Rahmen einer geführten Tour auch mal hinter die Kulissen schauen. Die Tour ermöglicht unter anderem Blicke ins Fahrerlager, in die Boxen und Boxengasse, das Kontrollzentrum der Rennleitung und den monumentalen Presseraum mit unzähligen Bildschirmen. Fürs Foto darf man aufs Podium steigen, auf dem die Sieger ihre Preise erhalten. Wer möchte, darf am Ende der Tour auf dem E-Bike eine Runde auf der spektakulären Rennstrecke drehen. Wer’s ruhiger angehen möchte, bewältigt die Strecke an Bord eines kleinen Zuges.

Montefiore Conca – Burggeist inklusive

Blick von der Burg auf Montefiore di Conca. – Foto Cornelia Lohs

Im hügeligen Hinterland liegt eines der schönsten Dörfer Italiens – Montefiore Conca gehört zum erlauchten Kreis der „Borghi più bella d’Italia“. Über dem mittelalterlichen Dorf thront die weithin sichtbare Festung „Rocca Malatestiana“, die imposante Burganlage der einst mächtigen Familie Malatesta. Ein Bollwerk mittelalterlicher Baukunst aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Highlight sind die Dauerausstellung „Sotto le tavole die Malatesta“, die einen Teil der Keramikproduktion aus der Zeit der Malatesta zeigt sowie die höchste Terrasse der Burg, die einen atemberaubenden Blick auf das Dorf mit seinem mittelalterlichen Grundriss, die grüne Landschaft und die Küste bietet.

Eines der rekonstruierten Burggemächer. – Foto Cornelia Lohs

In den Gemäuern der Festung soll der Geist von Costanza Malatesta spuken. Eine Version der Legende ist folgende: Costanza, die Tochter von Ungaro Malatesta, wurde schon als Dreizehnjährige mit dem sechs Jahre älteren Ugo d’Este verheiratet, der aber schon früh im Kampf starb. Kaum 20, kehrte sie als Witwe in die väterliche Burg zurück, wo sie sich in Ormanno, einen deutschen Herzog verliebte, der im Dienst der Malatesta stand. Als ihr Vater zwei Jahre später starb, erbte sie einen Großteil seiner Besitztümer, was die Habgier eines Onkels entfachte. Um an das Erbe zu gelangen beschloss er, Costanza zu töten und heuerte dazu einen Killer namens Foriuzzo da Forlì an, der Costanza und Ormanno in der Nacht des 15. Oktober 1378 hinrichtete und die Leichen auf nimmer Wiedersehen verschwinden ließ. Seitdem will immer wieder mal jemand den Geist von Costanza gesehen haben, der klagend durch die Räume der Burg wandert.

Mondaino – unterwegs mit Italiens Nationaldichter

Professor Angelo Chiaretti alias Dante. – Foto Cornelia Lohs

In dem weniger als 1.400 Einwohner zählenden Dorf auf einem Hügel an der Grenze zwischen der Romagna und Marken gründete der frühere Universitätsprofessor Angelo Chiaretti 1997 den Kulturverein „Centro Studi Danteschi S. Gregorio in Conca“. Einerseits, um das Wissen über das Leben und Werk Dante Alighieris zu vertiefen und andererseits, um die alte Abtei San Gregorio aus dem 11. Jahrhundert zu erhalten. Über das Centro Studi Danteschi kann man eine Führung durchs Dorf mit Angelo Chiaretti alias Dante buchen. Diese beginnt auf der Piazza Maggiore, wo Italiens Nationaldichter die Gäste in mittelalterlicher Robe empfängt und in der Gruppe sofort Ausschau nach einer geeigneten „Beatrice“ hält. Beatrice Portinari war die Jugendliebe Dantes, die er in seiner „Göttlichen Komödie“ verewigte.

Dante schreitet mit Beatrice zur Kirche San Michele Archangelo. – Foto Cornelia Lohs

Mit Dante-Zitaten und Beatrice an der Hand beginnt die Führung durch die Via Roma, die Hauptgasse des mittelalterlichen Dorfes zu dessen Geschichte Dante jede Menge Anekdoten parat hat. An der Treppe zur Kirche San Michele Archangelo verläuft die Grenze zur Region Marken. Am Ende der Gasse befindet sich im Keller der Mühle „Porta di Sotto“ die kleine Manufaktur „Il Formaggio delle Fosse della Porta di Sotto“, wo eine der kulinarischen Eigenheiten Mondainos erzeugt wird – der Grubenkäse. Und das schon seit über 500 Jahren. Käselaibe aus Schafsmilch werden in Gruben unter der Mühle verfrachtet, der Eingang wird von Mühlsteinen verschlossen, so dass die Laibe mehrere Monate in Ruhe reifen können. Es darf gekostet werden. Im Gebäude „Porta di Sotto“ befindet sich auch das Centro Studi Danteschi – der Professor alias Dante verabschiedet sich.

Teil der Dante-Bibliothek in der Mühle Porta di Sotto. – Foto Cornelia Lohs

Allgemeine Informationen: www.visitmisano.it/de

Anreise: Flug nach Bologna, am Flughafen Shuttle-Bus nach Rimini (Fahrzeit 1,5 Stunden), von dort in den Zug nach Misano Adriatico (12 Minuten).

Misano
Das Ristorante „Il Mulino“ lockt mit einem weitläufigen Garten. – Foto Cornelia Lohs

Essen und Trinbken: Ristorante „Il Mulino“, Via Ponte Conca, Misano, www.ristoranteilmulino.com

Unterkunft: Hotel Atlantic Riviera Misano, ein Doppelzimmer in dem hübschen maritimen 4-Sterne-Haus gibt es in der Nebensaison ab 110 Euro, in den Sommermonaten ab 180 Euro. Buchung und Info: www.atlanticriviera.com