Emilia Romagna: Mehr als Teutonengrill

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In der Emilia Romagna haben Familie bei mehr als 1.400 Stränden die Qual der Wahl. – Foto Archivio Comune Di Comacchio

Rimini ist den meisten Deutschen hinlänglich bekannt: als Sehnsuchtsort der Eltern und Großeltern, als Ferienziel nach einem langen Winter, als Inbegriff von „dolce vita“. Und auch wenn die Bezeichnung „Teutonengrill“ schon lange nicht mehr stimmt – am Strand sonnen sich hauptsächlich Italiener – wird es im Sommer gerne etwas voll. Das dürfte in diesem Jahr anders sein. In Rimini und in der ganzen Emilia Romagna hat man sich in den vergangenen Monaten auf eine sichere Saison vorbereitet: Ohne Andrang und dicht an dicht stehende Sonnenliegen, dafür mit gut durchdachten Hygienekonzepten und vielfältigen Angeboten.

Badeurlaub mit Geschichte

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Im Badeort Rimini erleben die historischen Meeresschaukeln derzeit eine Renaissance. – Foto Archivio Comune di Rimini

Der Sommerurlaub in Rimini ist ein Erlebnis mit Geschichte – schon Mitte des 19. Jahrhunderts lagen die ersten Urlauber am 15 Kilometer langen Sandstrand. Es war der Anfang des Adria-Tourismus, der ein beschauliches italienisches Küstendorf in eine der Hauptstädte des europäischen Fremdenverkehrs verwandelte. Die 1.426 Strandbäder der Emilia Romagna zählen aber nicht nur zu den ältesten Europas – das erste eröffnete bereits 1843 – sondern auch zu den besten Italiens.

Die vielen Yachthäfen der Region geben sich stiummungsvoll. – Foto APT Servizi Regione Emilia Romagna

Ob in Riccione, Milano Marittima, Cesenatico oder an den Lidi di Ferrara bieten sie bunte Sonnenschirme und bequeme Strandliegen, Spielplätze und Kinderbetreuung, schicke Strandlokale und nostalgische Holzumkleidekabinen. Seit Juli können Urlauber noch einmal in die Vergangenheit abtauchen: An der Küste von Rimini wurden nach langer Zeit wieder die beliebten Retro-Meeresschaukeln aus den 1960er Jahren aufgebaut. Hier schwingen sich Badenixen direkt aus dem Wasser auf die Schaukel, um durch die Luft zu schweben, die Sonne zu genießen und dabei das bunte Treiben am Strand perfekt im Blick zu haben. Die Strände der Romagna haben zudem auch die 800 staatlich geprüften Rettungsschwimmer unter Beobachtung. Auf 340 Wachtürmen und mit 1.800 Rettungsbooten sorgen sie für ein Höchstmaß an Sicherheit.

Entdeckungstouren für Groß und Klein

Zu den beliebten Naturphänomenen gehören die riesigen Gruppen von Flamingos. – Foto Archivio Comune di Comacchio

Doch die Emilia Romagna hat mehr zu bieten als Sand, Sonne und Meer. Zwischen Rimini, Riccione, Cattolica und Ravenna finden Familien eine bunte Auswahl an Themen-, Wasser- und Meeresparks. Als besonderes Erlebnis gilt ein Besuch im Naturpark Parco del Delta Po. Der Regionalpark ist das größte Feuchtbiotop Europas und wurde 1999 von der UNESCO zum Welterbe und 2015 zum Biosphärenreservat erklärt. Verschlungene Flussarme, kleine Teiche und weite Lagunen, schilfbedeckte alte Fischerhütten und traditionelle Salinen können auf Radwegen oder mit einem Kajak erkundet werden.

Wo die Zeit stehen geblieben ist

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Die 7.500-Seelene-Gemeinde Brisighella verbreitet ganz besonderen Charme. – Foto Comune di Brisighella

Im Hinterland der Küste stehen verwunschene, kleine Ortschaften. Zum Beispiel Brisighella, ein Dorf in der Provinz Ravenna, das mit einer weltweit einzigartigen Architektur fasziniert: Die bunten, mittelalterlichen Palazzi sind durch Bogengänge miteinander verbunden, die ursprünglich zur Verteidigung genutzt wurden und später den Bewohnern als Zugang zu ihren Ställen dienten. Ebenfalls einen Besuch wert ist das mittelalterliche Dozza, das auf einem Hügel unweit von Imola thront und sich als offene Kunstgalerie präsentiert.

Parma ist von schnuckligen Straßen durchzogen. – Foto APT Servizi Regione Emilia Romagna

Über 200 Künstler aus Italien und der ganzen Welt haben sich an den Wänden der alten Häuser verewigt – ein Projekt, das in den 1960er Jahren mit der „Biennale del Muro Dipinto“ begann und im Laufe der Jahre zu einem sehenswerten Gesamtkunstwerk geworden ist. Schließlich das Dorf San Leo, das sich auf einem mächtigen Felsbrocken über dem Marecchia-Tal in der Provinz Rimini erhebt. Nur eine einzige, in den Fels geschlagene Straße führt in die 600 Meter hoch gelegene Altstadt mit einer imposanten Festung, die aufgrund ihrer Unzugänglichkeit dem Vatikan einst als Kerkeranlage diente. In der Burg befindet sich ein Waffenmuseum mit historischer Folterkammer, der Blick über das Marecchia-Tal bis hin zum Meer ist sensationell.

Für Outdoorfans und Kulturbegeisterte

Die vielen Strände bieten weit mehr als „nur“ badevergnügen. – Foto APT Servizi Regione Emilia Romagna

Sportliche Urlauber finden besonders viele Möglichkeiten. Das hat Tradition: Schon 1984 wurde am Strand von Cervia Italiens erstes Beachvolleyball-Turnier ausgerichtet. Heute bieten die meisten Strandbäder Volleyball-, Fußball-, Basketball- und Tennisplätze an, breite Uferpromenaden laden zum Radfahren und Skaten ein. Wassersportler nutzen die sanften Wellen zum Surfen und Segeln, Landratten die Freeclimbing-Wände und Open-Air-Fitnessanlagen am Strand und Wanderer die abwechslungsreichen Cammini (Wege), die weit entfernt von asphaltierten Straßen auf alten Kammwegen aus etruskisch-römischer Zeit verlaufen.

Bologna besticht durch Prachtbaute und ein großes Kulturangebot. – Foto Bologna Welcome

Wer lieber durch Städte mit hohem Kulturfaktor läuft, kommt in Parma, Bologna, Ravenna, Modena, Rimini oder Ferrara auf seine Kosten. Parma blickt auf eine lange Zeit höfischen Lebens zurück, das Renaissance-Städtchen Ferrara punktet mit einem von der UNESCO als Weltkulturerbe klassierten historischen Stadtkern und Riminis „centro storico“ sorgt mit salonartigen Piazze, idyllischen Laubengänge, dem lebhaften Fischerviertel Borgo San Giuliano und dem Fellini Museum, welches im September eröffnet, für Abwechslung vom Strandleben.

Der Bauch Italiens

Ein regionale Köstlichkeit: Piadina romagnola squacquerone e rucola. – Foto APT Servizi Regione Emilia Romagna

Auch Gourmets dürfen sich freuen: Die Emilia Romagna gilt als italienisches Schlaraffenland. Die Gründe liegen auf der Hand – man denke nur an Parmaschinken, Parmesan oder Aceto Balsamico Tradizionale, an Tortellini, Tortelloni und Tagliatelle, an Piadine, Ragu, Vongole und gegrillten Fisch. Diese Köstlichkeiten gibt es (fast) überall: an Straßenständen und Kiosken sowie in einfachen Osterien, gediegenen Trattorien und Sterne-Restaurants. Zahlreiche gastronomische Betriebe können auch besucht werden, etwa Parmesan-Käsereien, Aceto Balsamico-Produzenten, Weingüter oder die „laboratori di pasta fresca“, also kleine Läden für frische Pasta. Natürlich muss man sich vorher anmelden, aber es gibt kaum etwas Spannenderes, als mit eigenen Augen zu sehen, wie und wo diese beliebten Spezialitäten entstehen und wie viel Arbeit dahintersteckt. Auch Kinder haben ihren Spaß daran! Weitere Informationen unter www.visitromagna.it und unter www.emiliaromagnaturismo.com.