Mobiles Beutel-WC in Holland – Urin-Beutel ersetzen Toilette

Toiletten in Zügen sind ein Spezialfall. Mit Hygiene hat deren Zustand oft so viel zu tun, wie eine Kuh mit dem Klettern. Gleichwohl freut sich manch ein Reisender darüber, wenn es unterwegs mal wieder in der Blasengegend drückt, dass die WC-Anlagen vorhanden sind. Motto: Nase zu und durch – und möglichst wenig anfassen. In den als überaus liberal geltenden Niederlanden wurde dem ohnehin traurigen Buch der Zugtoiletten ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Die niederländische Bahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen N.V. führt nämlich nun in den Zügen der Baureihe „Sprinter“, die ohne Toilette durch das Land der Windmühlen und Grachten rollen, Urinbeutel für etwaige Notdurftnotfälle mit. Quasi eine Art mobiles Beutel-WC.

Die Pinkelbeutel mit dem schönen Namen „Travel John“ werden von den Zugbegleitern für den Bedarfsfall vorgehalten. Die markant weißen Beutel verfügen über einen integrierten Trichter, der das „Zielen“ während der mitunter rumpeligen Bahnfahrt erleichtert, sowie über eine gel-artige Substanz, die den Urin bindet. Nach Gebrauch kann der „Travel John“ mit wenigen Handgriffen versiegelt und im Müll entsorgt werden. Um das kleine Geschäft in möglichst großer Abgeschiedenheit verrichten zu können, dürfen sich die blasenschwachen Fahrgäste für einen Augenblick in die Kabine des Zugbegleiters zurückziehen.

Die Nederlandse Spoorwegen begründete den Kauf der Sprinter sowie die ungewöhnliche Maßnahme damit, dass in Bussen des Öffentlichen Personennahverkehrs und in Taxen auch keine Toiletten zur Verfügung stünden und die Sprinter vornehmlich auf Kurzstrecken eingesetzt würden.

Da sich die Begeisterung seitens der Fahrgäste in Grenzen hält, beschäftigte sich sogar das niederländische Parlament mit dem Vorgang. Mit dem Ergebnis: Ab dem Jahre 2025 müssen alle Züge des Landes wieder serienmäßig mit Toiletten ausgestattet sein. Bis dahin heißt es wohl für die meisten Fahrgäste sich „das Bisschen“ einfach bis zum nächsten Halt zu verkneifen. Schließlich schwören sich nicht wenige, dass eine Notdurftverrichtung dieser Art für sie absolut nicht in die Tüte kommt.