Zandvoort – Stippvisite an der Nordsee

Zandvoort
Der traumhafte Strand ist das größte Pfund, mit dem Zandvoort wuchern kann. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Zugegeben, architektonisch ist das niederländische Zandvoort fraglos alles andere als eine Schönheit. Überwiegend gesichts- und schmucklose Zweckbauten sowie Wohnblocks zieren große Teile der Stadt an der Nordsee. Dafür kann die 17.000-Seelen-Gemeinde jedoch mit einem riesigen, breiten und fast zehn Kilometer langen Strand punkten. Das vom Meer umspülte, sandige Areal lädt natürlich nicht nur zum Sonnenbaden und zu ausgiebigen Strandspaziergängen ein. Auch Wassersport wird hier natürlich in allen denkbaren Varianten gerne getrieben, obwohl die Nordsee, bedingt durch den sandigen Untergrund, überwiegend dunkelbraune Wellen aufwirft.

Farblich steht das Wasser der Nordsee daher häufig im jähen Kontrast zum nicht selten strahlenden Blau des Himmels. Überall am Strand finden sich einladende Strandlokale, die mit ihren verglasten Terrassen Schutz vor dem bisweilen starken Wind bieten. Derweil stürzen sich nur die wenigsten zum Plantschen oder Schwimmen in die Fluten, zumal die Nordsee sich im Frühjahr und Frühsommer selten auf mehr als 14, 15 Grad Celsius Wassertemperatur erwärmt. Kein Wunder, dass viele sich darauf beschränken, mal kurz den dicken Onkel ins Wasser zu tauchen oder mit nackten Füßen durch die Wellenausläufer am Strand zu stapfen.

Bausünden am Horizont

Zandvoort
Fast zehn Kilometer lang ist der Nordseestrand. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Während Familien die Gelegenheit nutzen, Sandburgen zu bauen oder Drachen steigen zu lassen, gleiten Windsurfer und Kitesurfer vom stetigen Wind angetrieben über die Wellen tragen. Etwas kurios mutet am Nordende des Strands eine Pommesbude mit wehenden Fahnen an, die von einem Trecker bis direkt an die Wasserlinie geschoben wurde. Parallel zur einsetzenden Ebbe oder Flut rückt der Imbiss, wo Kibbeling und fangfrischer Fisch zu den Verkaufsschlagern gehören, immer ein Stück vor oder zurück.

Zandvoort
Näher am Meer geht wohl kaum. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Zwar säumt mit den so genannten Beach Houses der eine oder andere hübsche Ferienbungalow den Strand, dominiert wird die Skyline an der Wasserlinie jedoch überwiegend von wenig ansehnlichen Bausünden und Wohnblocks, die vielfach ein Stück weit aus der Zeit gefallen sind. Von der einstigen Idylle als beschauliches Fischerdorf ist hier nur noch wenig zu spüren.

Fischerdorf-Vergangenheit

Im Zentrum von Zandvoort gibt es typisch niederländische Giebel zu entdecken. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wesentlich charmanter gibt sich die in Strandnähe gelegene Fußgängerzone mit ihren kleinen Cafés, Kneipen, Restaurants und Boutiquen. Wobei Shoppingjünger vornehmlich in der Haltestraat und der Kerkstraat auf ihre Kosten kommen, während im Schatten der Kirche an der Kerkplein die Außengastronomie mit steigenden Temperaturen Hochkonjunktur hat.

Zandvoort
Imposant: das Zandvoorter Rathaus. – Foto: Karsten-Thilo Raab

So oder so kann und will Zandvoort die Vergangenheit als einstiges Fischerdorf nicht verleugnen. Ein besonderes Kleinod ist vor diesem Hintergrund das kleinste Fischerhaus der Stadt in der Rozenobelstraat. In den „Sloppies“, jenen typischen, engen Gassen, reiht sich ein altes Fischerhaus an das nächste. Sehenswert ist daneben das historische Rathaus aus dem Jahre 1912.

Kulturgenuss im Vorbeigehen

Zandvoort
Mehr Flagge zeigen als am Casino, lässt sich wohl kaum. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, sollte dem Zandvoorts Museum und dem Jutters Mu-ZEE-um einen Besuch abstatten. Wobei Letzteres mit einer faszinierenden Strandgut-Sammlung besticht und von den Dingen erzählt, die das Meer zeitweise verschluckt und dann wieder preisgegeben hat.

Im Straßenraum finden sich zahlreiche Kunstwerke. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Kultur im Vorbeigehen lässt sich entlang der ausgewiesenen Straßenkunstroute genießen. Dabei fallen Werke wie eine Statue der Kaiserin Sissi in Strandnähe oder die „Springenden Meisjes“ ins Auge. Auch Graffitikünstler haben gut sichtbar ihre Spuren hinterlassen.

Naturschönheiten

Auch im Vorbeigehen lässt sich so mancher kleiner Blickfang erhaschen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Motorsportliebhaber zieht es unterdessen zum Circuit Zandvoort, der nicht weit vom Strand und dem Zentrum zu finden ist. Auf der Rennstrecke, die in früheren Jahren sogar den Formel-Eins-Zirkus beheimatete, können Wagemutige abseits von Renntagen selber ein paar Runden in einem rassigen Sportwagen drehen.

Zandvoort
Am Strand werden auch einige einladende Ferienhäuser vorgehalten. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Größtes Pfund, mit dem Zandvoort wuchern kann, ist jedoch neben dem Strand die atemberaubende Natur. Allen voran der Nationalpark Zuid-Kennemerland und die Amsterdamse Waterleidingduinen. Beide laden mit ihren Dünenlandschaften sowie ihrer vielfältigen Flora und Fauna zu ausgiebigen Wander- oder Radtouren ein. Und wenn dann die Sonne langsam über der Nordsee zu versinken scheint, lehrt sich der Strand. Der perfekte Augenblick um die Abendstimmung mit einem Drink in der Hand zu genießen und dem Donnern der Wellen zu lauschen.

Abendstimmung am weitläufigen Strand von Zandvoort. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.visitzandvoort.de

Essen & Trinken: Martha´s, Haltestraat 7, 20242 LJ Zandvoort, Telefon 023-5716631, www.zaras.nl. Es muss nicht immer Kibbeling sein: Populäres griechisches Restaurant in der Fußgängerzone.

Fotospot an der Strandpromenade. – Foto: Karsten-Thilo Raab

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Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.