An kalten Winterabenden wärmt er Körper und Seele: Glühwein ist für viele der Inbegriff vorweihnachtlicher Gemütlichkeit. Doch woher stammt eigentlich dieses beliebte Heißgetränk? Die Geschichte führt uns fast zwei Jahrhunderte zurück an die Sächsische Weinstraße zwischen Dresden und Meißen.
Suche nach wärmenden Getränk
Im Herzen der Sächsischen Weinstraße liegt Schloss Wackerbarth. Die barocke Schloss- und Gartenanlage entstand vor rund 300 Jahren zu Füßen der Radebeuler Weinberge und ist eng mit der Glanzzeit des Dresdner Barocks verbunden. Heute hat sich das Ensemble zu einem genussvollen und beliebten Ausflugsziel entwickelt und begrüßt als Europas erstes Erlebnisweingut jeden Tag Gäste aus nah und fern.
Wer sich auf den Weg nach Radebeul macht, findet vor Ort erlesene Gaumenfreuden, eine der ältesten Sekttraditionen Europas und den Ursprung des beliebten Glühweins: Im Dezember 1834 stand August Raugraf von Wackerbarth, ein Nachfahre des Erbauers von Schloss Wackerbarth, in seinem winterlichen Anwesen. Der Kunst- und Genussliebhaber suchte nach einem Trank, der die Kälte vergessen macht und es warm ums Herz werden lässt. So vermählte er weißen Wein mit allerlei exotischen Gewürzen wie Safran und Anis. Anschließend hatte er eine geistreiche Idee: Er erwärmte die Flüssigkeit.
Älteste Glühweinrezept Deutschlands
Das historische Rezept des Raugrafen war lange Zeit verschollen. Erst Ende des Jahres 2013 wurde es im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden wiederentdeckt und eingehend geprüft. Das Ergebnis: Die besondere Rezeptur beschreibt ein Getränk, das wir heute als Glühwein bezeichnen würden. Damit ist es das älteste bekannte Glühweinrezept Deutschlands. Für eine Dresdner Kanne (0,93 Liter) mischte der Raugraf seinerzeit folgende Zutaten mit Wein, erhitzte und seihte alles und schmeckte die Mischung mit Honig und Zucker ab: vier Loth Zimmet-Puder, zwei Loth Ingwer, ein Loth Anis-Körner, ein Loth Galganat (Granatapfel), zwei Loth Muskatnüsse, ein Loth Kardamom und ein Gran Safran.
Glühweingenuss für alle Sinne
Nachdem die Winzer von Schloss Wackerbarth dieses besondere Rezept entdeckt hatten, passten sie es behutsam dem heutigen Geschmack an. Aus ausgesuchten Weißweinen, Traubensaft und feinwürzenden Zutaten kreierten sie ein feinfruchtiges Wintergetränk. Das Ergebnis heißt heute „Wackerbarths Weiß & Heiß“ und ist neben anderen erlesenen Spezialitäten erhältlich. Auch vor Ort gibt es im Winter einen besonderen Genuss: Europas erstes Erlebnisweingut verwandelt seine Anlage und die Weinberge von November bis Februar in eine märchenhafte Welt aus Licht, Musik und Genuss. (djd)
Der aktuelle Buchtipp
Realität ist der Zustand, der aus Mangel an Alkohol entsteht, lehrt eine irische Trinkweisheit. Frei übersetzt bedeutet dies wohl, dass das Leben – nüchtern betrachtet – nur besoffen zu ertragen sei. Aber wir wollen die Vorliebe zum Alkohol nicht bewerten. Das muss ein jeder mit sich und seiner Leber alleine ausmachen. Gleichwohl kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere mal einen über den Durst trinkt. Dies bleibt zumeist ohne Folgen. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich so mancher in solchen Fällen den zuvor konsumierten Alkohol noch einmal durch den Kopf gehen lässt und dass das Bett mit einem Karussell zu fahren scheint.
Die Trinkgewohnheiten und -vorlieben vieler Zeitgenossen flossen dann auch in die augenzwinkernde Hommage an alle, die durchaus dem Alkohol nicht völlig abgeschworen haben, ein. So oder so dürfte bei den Geschichten rund um Bier, Wein, Champagner und andere hochgeistige Getränke, die Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem neuen Buch unter dem Titel Ich trinke, dann kannst du fahren zusammengetragen hat, kein Auge trocken bleiben.
So erfährt nicht nur der trinkfreudige Leser wie lange die Menschen rund um den Erdball für ein Glas Bier arbeiten müssen, wie viel Bier in den Schnäuzer dieser Welt hängen bleibt und wieso Wein sowohl die Intelligenz fördern können soll als auch vor intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Daneben geht es beispielsweise um Kuriositäten wie Bier aus Käse oder Bier für Hunde oder um die Frage, warum auf Kreuzfahrten der Alkoholkonsum deutlich ansteigt.
Erhältlich ist Ich trinke, dann kannst du fahren (ISBN 978-3-7115-2765-3) von Karsten-Thilo Raab ab für 18 Euro sofort im Buchhandel.
Mortimer
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