Santa Cruz – im Land der Mammutbäume

Santa Cruz
Holzhaus im Roaring Camp vor den Toren des kalifornischen Santa Cruz. – Foto Karsten-Thilo Raab

Santa Cruz klingt ein bisschen nach Wilder Westen. Tatsächlich ist die 60.000-Seelen-Gemeinde an der Westküste Kaliforniens eher für Sonne, Strand und Wellen, vor allem aber als Surfer-Paradies bekannt. Und doch lässt sich am Geburtsort der amerikanischen Wellenreiter-Faszination ein Stück Holzfäller-Romantik mit Western-Flair erleben. Denn vor den Toren des Beach Bordwalks, dem 1907 gegründeten Vergnügungspark direkt am Hauptstrand der Surfer-Kapitale, startet der nostalgische Zug der Redwood Forest Steam Train mehrmals täglich zu einer Zeitreise in die Vergangenheit.

Holzhaus an der Strecke der Redwood Forest Steam Train. – Foto Karsten-Thilo Raab

Mit gemächlichen Tempo rollt das dampfbetriebene Schienenross zunächst an der Strandpromenade entlang, dann durch die Vororte von Santa Cruz mit ihrem zum Teil überaus mondänen Häusern. Wenig später ist mit den riesigen Redwood-Wäldern ein faszinierendes Stück Natur erreicht.

Express im Schneckentempo

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Lokomotive der Redwood Forest Steam Train. – Foto Karsten-Thilo Raab

Im Schatten der stolzen Baumriesen schlängelt sich der Express, dessen Name ob des schleichenden Tempos ad absurdum geführt wird, durch ausgedehnte Wälder, über Flüsse und Bäche, durch historische Tunnel sowie vorbei an kleinen, schmucken Holzhäusern – immer begleitet vom lautstarken Hupen und Pfeifen. Wilde Tiere, aber auch achtlose Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer sollen so vor dem herannahenden Zug gewarnt werden.

Schaffner in der Redwood Forest Steam Train. – Foto Karsten-Thilo Raab

Das schnaufende Schienenross zog einst Waggons voll bepackt mit Holzstämmen an die nahe Pazifikküste. Heute sind es vornehmlich Naturfreunde, Romantiker und Möchtegern-Abenteurer, die sich in der historischen Panoramaeisenbahn mit ihren teils offen Waggons tummeln. Sie alle wollen zwischen den gigantisch großen Mammutbäumen des Redwood Forests flanieren und das nostalgische Flair im Roaring Camp, dem Nachbau eines alten Holzfällerlagers aus den 1880er Jahren, aufsaugen.

Holzfäller-Romatik zwischen Mammutbäumen

Historische Holzbrücke im Roaring Camp. – Foto Karsten-Thilo Raab

Unterwegs erzählen die Schaffner in historischen Kostümen interessante Geschichten aus der Vergangenheit der Region und bieten Informationen über die Mammutbäume und ihr Ökosystem. Aber auch Kurioses ist zu erfahren. Etwa die Tatsache, dass aggressive Seevögel im Sommer 1961 die Bewohner von Santa Cruz förmlich terrorisierten. Ein Ereignis, von dem sich angeblich Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock, der damals im nahen Scotts Valley wohnte, für seinen Filmklassiker „Die Vögel“ inspirieren ließ.

Holzhaus im Roaring Camp. – Foto Karsten-Thilo Raab

Nach rund einer Stunde Geruckel und Gezuckel ist das Roaring Camp erreicht. Knapp zwei Dutzend historische Holzhäuser und ausrangierte Waggons vermitteln anschaulich einen Eindruck von längst vergangenen Tagen, als Kerle wie Bäume mit Säge und Axt die mächtigen Redwood-Bäume bearbeiteten. Das Holzfällerlager mit seinen aufgestelzten Wassertanks aus Holz, einer komplett überdachten Holzbrücke und einem klassischen Gemischtwarenladen könnte gut als Kulisse für einen Western oder einen Historienfilm herhalten.

85 Meter hohe Baumriesen

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Mammutbaum im Henry Cowell Redwoods State Park. – Foto Karsten-Thilo Raab

Mit der Bret Harte Hall verfügt das Camp sogar über ein eigenes kleines Opernhaus, das auch als Versammlungsstätte genutzt wurde. Während sich ein Hufschmied und ein Kerzenmacher bereitwillig bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen, können sich potenzielle Glücksritter beim Gold waschen probieren oder mit einer Draisine über die Schienenstränge rattern. Derweil sorgt ein Countrysänger mit Gitarre für dezente musikalische Unterhaltung.

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Mammutbaum im Henry Cowell Redwoods State Park. – Foto Karsten-Thilo Raab

Gesäumt wird das Roaring Camp vom 1954 eingeweihten Henry Cowell Redwoods State Park mit seinen imposanten Mammutbäumen. Herzstück des 1.880 Hektar großen Parks ist ein Redwoods-Hain mit uraltem Baumbestand, der sich auf einem 1,2 Kilometer langen Rundweg, dem „Loop“, bequem erkunden lässt. Der älteste Baum hier ist mehr als 1.500 Jahre alt. Seinen Kronen ragen stolze 85 Meter hoch in den Himmel auf; sein Stammumfang misst mehr als fünf Meter. Selbst als Zweimetermann fühlt man sich im Schatten dieses majestätischen Baumriesens fast schon winzig klein.

Hochzeitsnächte im Baumstamm

Fremont Tree im Henry Cowell Redwoods State Park. – Foto Karsten-Thilo Raab

Nicht minder faszinierend ist der sogenannte „John C. Fremont Tree“. Der Mammutbaum wurde im unteren Bereich einst bei einem Feuer mannshoch ausgehöhlt und diente lange Zeit als luxusbefreite und einfache Schlafstätte für Frischvermählte während der Hochzeitsnacht – Holzfällerromantik im Kerzenschein.

Country-Musiker im Roaring Camp. – Foto Karsten-Thilo Raab

Auch sonst ist das Gebiet rund um das Roaring Camp wunderbar wanderbar. Nicht weniger als 24 Kilometer umfasst das gut ausgebaute Wegenetz durch die Santa Cruz Mountains. Einige führen zu kleinen, versteckten Stränden, andere zu Aussichtspunkten mit famosen Panoramablicken über die Monterey Bay. Doch all dies steht klar im Schatten der Mammutbäume. Denn die sind – so oder so – die absolut Größten.

Wissenswertes zu Santa Cruz

Historischer Wassertank im Roaring Camp. – Foto Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.visitsantacruz.org

Lage: Santa Cruz County liegt rund 110 Kilometer südlich von San Francisco, 50 Kilometer südwestlich von San Jose und dem Silicon Valley und 560 Kilometer nördlich von Los Angeles. Die Anfahrt mit dem Auto erfolgt entweder über den legendären Highway 1 entlang der Küste oder den Highway 17 durch die Santa Cruz Mountains.

Bahnübergang im Roaring Camp. – Foto Karsten-Thilo Raab

Zug zum Roaring Camp und Redwood Forest: www.sanjose.org/listings/roaring-camp-railroads. Die einstündige Zugfahrt zu den Redwoods kostet 31 Dollar, für Kinder 26 Dollar.

Roaring Camp: www.roaringcamp.com

Henry Cowell Redwoods State Park: www.thatsmypark.orh