Lechweg – von der Quelle bis zum Fall

Lechweg
Der Startpunkt für den Lechweg liegt unweit des Formarinesees. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Indigo, Azurblau, Türkisgrün, Schneeweiß: Rafting- und Canyoning-Guide Christian Fritz aus Warth-Schröcken kennt alle Wasserfarben am Lechweg. Das Formen-Repertoire der 125 Kilometer langen Weitwanderung entlang eines der letzten Wildflüsse Europas ist von ebensolch anmutiger Vielfalt. Während der 1.793 Meter hoch gelegene, spiegelglatte Formarinsee in Lech bereits zu Österreichs schönsten Plätzen gewählt wurde, zählt der Füssener Lechfall zu Bayerns bedeutendsten Geotopen. Wo es auf der Strecke zwischen Vorarlberg und dem Allgäu sonst noch rauscht, fließt oder auch mal ganz still ist, weiß der 43-jährige Experte.

Nuancenvielfalt am Formarinsee

Lechweg
Der ORF hat den Formarinsee oberhalb von Lech/Arlberg 2015 zum schönsten Platz des Landes gewählt. – Foto: Verein Lechweg/Fabian Heinz

Schon zu Beginn des Lechwegs haben Naturliebhaber kaum eine andere Wahl, als ihre Wanderung erstmal zu unterbrechen – leuchtet der beinah kreisrunde Formarinsee auf 1.793 Metern oberhalb von Lech am Arlberg doch je nach Sonneneinfall von smaragdgrün bis hin zu indigoblau. Das natürliche Gebirgsgewässer vor der mächtigen Roten Wand bildet sich jedes Jahr neu aus der Schneeschmelze der umliegenden Vorarlberger Alpen. Für ein ausgiebiges Bad ist der Formarinsee mit maximal 13 Grad leider zu eisig. Ganz in der Nähe aber entspringen Formarin- und Spullerbach, die sich nur wenige Kilometer später zum Wildfluss Lech vereinen.

Warth-Schröcken: Abkühlung im jungen Lech

Beim Wildwasserschwimmen im Lech haben große und kleine Lechweg-Wanderer jede Menge Spaß im österreichischen Warth-Schröcken. – Foto: Warth-Schröcken Tourismus/Sebastian Stiphout

Auf einer Länge von sechs Kilometern eröffnet sich zwischen Lech und Warth eine tief eingeschnittene Schlucht mit türkisgrünem, kristallklarem Nass. Bekleidet mit Neoprenanzug, Schwimmweste und Helm geht’s gemeinsam mit staatlich geprüften Canyoning- und Bergführern sicher durch den Strom. Erlaubt ist dabei, was gefällt – egal ob Springen, Schwimmen, Rutschen oder sich treiben lassen. Das Wildwasserschwimmen ist unter anderem bei uns (www.alpinschulewidderstein.com) buchbar und lässt Neugierige den zweiten Lechweg-Abschnitt nochmal aus einer ganz anderen Perspektive erleben.

Tiroler Lechtal: Raften statt Laufen

Entlang der Weitwanderstrecke können Wasserratten eine der Etappen im Tiroler Lechtal auch im Kajak zurücklegen. – Foto: Lechtal Tourismus

Jetzt wird’s richtig wild: Wasserratten können eine Lechweg-Etappe (Nummer sechs, sieben oder acht) von Anfang Mai bis Mitte September auch per Boot zurücklegen. Professionell ausgestattet mit Neoprenanzug, Helm und Schwimmweste ist die Raftingtour zwar ungefährlich, aber doch actionreich – mit Wildwasserstufe zwei hält der Lech einige Stromschnellen bereit. Es folgen aber auch immer wieder ruhige Abschnitte, bei denen man die Landschaft des Tiroler Lechtals intensiv wahrnimmt. Ein Guide erklärt die Besonderheiten von Flora und Fauna.

Reutte: Naturjuwel Riedener See

Lechweg
Der Lechweg führt direkt am Riedener See oberhalb von Reutte in Tirol vorbei. – Foto: Verein Lechweg/Fabian Heinz

Bei der Durchquerung der Tiroler Naturparkregion Reutte stoßen Lechweg-Wanderer auf so manches Naturwunder – eines davon ist der glasklare Riedener See, um den auch ein entsprechend beschilderter Lehrpfad führt. Der ein Kilometer lange Umweg lohnt sich, denn das moorige Refugium im Wald oberhalb von Rieden beheimatet zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Mit etwas Glück können Hobby-Forscher den Alpensalamander Salamandra Atra, Bergmolche und verschiedene Orchideen beobachten.

Füssen: Best of Bayern am Lechfall

Wanderer überqueren den Wildfluss auf dem 1895 erbauten König-Max-Steg ein letztes Mal, bevor sie ihre 125-Kilometer-Tour ebendort abschließen. – Foto: Verein Lechweg/Fabian Heinz

Der Lechweg endet in Füssen mit einem Finale furioso im wahrsten Sinn des Worts – nicht umsonst zählt der schäumende Lechfall am Rand einer tief eingeschnittenen Klamm zu Bayerns schönsten Geotopen. Die zwölf Meter in die Tiefe stürzenden Staustufen wurden zur Nutzung der Wasserkraft Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Lechfall und -schlucht sind seit je ein Ort zum Innehalten, was vor allem einer Legende zu verdanken ist. Dort soll der Heilige Magnus auf der Flucht vor heidnischen Verfolgern über den Lech gesprungen sein. Weitere Informationen unter www.lechweg.com.

Buchtipp für den Lechweg

Rund 125 km lang folgt der österreichisch-deutsche Lechweg dem Verlauf des Flusses Lech, von der Quelle bei Lech am Arlberg bis zum Lechfall bei Füssen im Allgäu. Mortimer Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab beschreibt gemeinsam mit Ulrike K. Peters den Weg in ihrem praktischen wie handlichen Wanderführer Lechweg auf insgesamt 160 Seiten.

Ein Infoblock zu jeder Etappe enthält Angaben zu Weglänge, voraussichtlich benötigter Zeit, Höhenmetern und Infrastruktur entlang des Weges, ein kurzer einleitender Text stellt die Highlights der jeweiligen Etappe vor. Im Anschluss folgt eine detaillierte Wegbeschreibung, die durch Kartenskizzen und Höhenprofile ergänzt wird. Informationen zur Region und zur Geschichte des Weges und praktische Tipps zu Themen wie Anreise, Gepäcktransfer oder Reisezeit runden den Wanderführer ab. Erhältlich ist der Wanderführer Lechweg (ISBN 978-3-86686-420-7) für 12,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.

Mortimer

Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.