Die Burgen und Schlösser an der Algarve

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So wie hier in Silves finden sich an der Algarve zahlreiche beeindruckende Burgen. – Fotos:  Algarve Tourism Bureau

Nein, langweilig ging es in der Geschichte der Algarve wahrlich nicht zu. Eroberungen und Entdeckungslust haben die Region über Jahrtausende geprägt. Eine Geschichte, die sich noch heute in Burgen, Schlössern und Museen widerspiegelt. Mächtige Festungen wie die Burg von Silves, einst Zentrum der maurischen Herrschaft, oder die eindrucksvolle Burg von Castro Marim, ein Bollwerk der Reconquista, zeugen von vergangenen Zeiten. Museen wie das Archäologische Museum in Faro bewahren Artefakte, die Phönizier, Römer und Mauren hinterlassen haben. Hier verschmelzen Geschichte und Kultur zu einem lebendigen Erbe.

Mehr als eine Festung: Die Burg von Aljezur

Die Burg von Aljezur, ein sehenswertes Relikt aus dem 10. Jahrhundert, thront hoch über der Westküste der Algarve und erzählt von einer langen und wechselvollen Geschichte. Als wichtige arabische Festung im 12. und 13. Jahrhundert diente sie nicht nur der Verteidigung, sondern auch als kulturelles Zentrum. Ihre Ursprünge reichen jedoch noch weiter zurück: Archäologische Funde belegen, dass der Ort bereits in der Bronze- und Eisenzeit besiedelt war.

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Rund 800 Jahre geht die Geschichte der Festung von Aljezur zurück.

Die Burg wurde auf den Fundamenten einer römischen Befestigung errichtet und spielte während der maurischen Herrschaft eine Schlüsselrolle im Verteidigungssystem der Algarve. Mit der christlichen Rückeroberung im Jahr 1249 ging die Festung in die Hände des Santiago-Ordens über. Im 15. und 16. Jahrhundert verlor die Burg an militärischer Bedeutung und wurde aufgegeben. Das Erdbeben von 1755 verursachte schwere Schäden, sodass heute nur noch Ruinen erhalten sind.

Highlight am Ende der Welt

Die Festung von Sagres, das Fortaleza de Sagres, liegt auf der Landzunge Ponta de Sagres am südwestlichen Ende des europäischen Festlandes. Auf drei Seiten vom Atlantik umgeben, vereint sie Geschichte, Kultur und die atemberaubende Natur der Algarve. Als Symbol der portugiesischen Seefahrtsgeschichte und wichtiger Teil der großen Entdeckungen bietet die Festung spektakuläre Ausblicke und spannende Einblicke in die Vergangenheit.

Die Festung von Sagres. – Foto: Algarve Tourism Bureau

Ihre Ursprünge gehen auf das 15. Jahrhundert zurück, als Heinrich der Seefahrer hier eine Stadt gründete. Er nutzte die strategisch günstige Lage der Festung, um Expeditionen in ferne Welten zu unterstützen und die Seefahrtstechnik seiner Zeit weiterzuentwickeln. Bereits in der Antike war die Landzunge als „Promontorium Sacrum“ bekannt und wurde als heiliger Ort genutzt.

Vauban-Verteidigungstechniken

Die Architektur der Festung von Sagres wurde über Jahrhunderte immer wieder verändert. Von der ursprünglichen Anlage Heinrichs ist wenig erhalten, doch im 16. und 18. Jahrhundert wurde sie umfassend modernisiert, zuletzt nach den Verteidigungstechniken des Ingenieurs Vauban. Heute beeindruckt sie mit ihrem neoklassizistischen Eingangstor, gut erhaltenen Kanonen, einem Wachturm und der Kirche Nossa Senhora da Graça, die Heinrich errichten ließ. Nach der Zerstörung durch den englischen Freibeuter Francis Drake 1587 und das Erdbeben von 1755 wurde sie wieder aufgebaut.

Das Castro Marim fügt malerisch in die Landschaft ein. – Foto: Algarve Tourism Bureau

Ein besonderes Highlight ist die Rosa dos Ventos, eine steinerne Windrose mit 43 Metern Durchmesser. Ihre genaue Funktion ist bis heute ungeklärt, doch sie gilt als faszinierendes Relikt der Seefahrtsgeschichte. Heute erstrahlt die Festung dank umfangreicher Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz. Sie lädt dazu ein, auf ihren Mauern zu spazieren, die raue Küste zu bewundern und die kulturelle Bedeutung dieses Ortes zu entdecken.

Ein Wahrzeichen: Die Burg von Silves

Majestätisch thront die Burg von Silves auf ihrem Hügel. Das imposante Bauwerk aus rötlichem Sandstein ist weithin sichtbar und ein eindrucksvolles Zeugnis der wechselvollen Geschichte der Region. Die Ursprünge der Burg reichen bis in die Zeit der Römer zurück, die in Silves eine strategisch bedeutende Siedlung unterhielten. Die heutige Anlage wurde jedoch im Wesentlichen zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert von den Mauren errichtet. Unter ihrer Herrschaft entwickelte sich Silves zu einem blühenden Handels- und Kulturzentrum. Im Jahr 1189 eroberte der portugiesische König Sancho I. die Burg kurzzeitig zurück, doch erst 1242 gelangte sie endgültig durch den Ritter D. Paio Peres Correia in christliche Hände. Seit 1910 ist die Burg von Silves als portugiesisches Nationaldenkmal anerkannt.

Trutzig und wehrhaft wirken die Festungsmauern von Silves.

Der Grundriss der Burg ist unregelmäßig polygonal, was auf die Anpassung an das natürliche Gelände zurückzuführen ist. Elf Türme, darunter das markante Haupttor, flankiert von zwei Wachtürmen, vermitteln dem Besucher einen Eindruck von der einstigen militärischen Bedeutung der Anlage.

Die islamischen Bäder von Loulé

Die islamischen Bäder von Loulé sind ein imposantes Zeugnis islamischer Architektur aus maurischer Zeit und ein bedeutendes nationales Denkmal Portugals. Sie wurden 2006 entdeckt, sind seit 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich und bieten einen faszinierenden Einblick in das Alltagsleben und die religiösen Praktiken der islamischen Gesellschaft des 12. Jahrhunderts. Die Bäder befinden sich im historischen Zentrum von Loulé, der ehemaligen islamischen Stadt Al-ʿUlyā, und gehören zu den vollständigsten Hamam-Anlagen der Iberischen Halbinsel.

In Loule lässt sich tief in die Geschichte abtauchen. – Foto: CM Loule

Die im 12. Jahrhundert errichtete Anlage liegt strategisch günstig in der Nähe der Stadtmauer und des Haupteingangs der islamischen Stadt. Die Bäder dienten nicht nur der körperlichen Reinigung, sondern waren auch ein Ort der spirituellen Vorbereitung auf Gebete und religiöse Rituale. Der Hammam-Komplex besteht aus fünf für islamische Bäder typischen Funktionsräumen: dem Eingangs- und Umkleideraum, dem Raum für die Abkühlung nach dem Bad, dem Übergangsbereich zur Regulierung der Körpertemperatur, dem eigentlichen Schwitzraum und Herzstück des Bades sowie dem Ofenraum zur Erhitzung des Wassers. Die getrennte Nutzung der Bäder durch Männer und Frauen bildet die soziale Struktur der islamischen Gemeinschaft ab.

Bäder als Naturdenkmal

Am 14. Juli 2023 wurden die islamischen Bäder von Loulé zum Nationaldenkmal erklärt, was ihre historische und archäologische Bedeutung unterstreicht. Sie sind der einzige vollständig erhaltene islamische Hamam in Portugal und ermöglichen eine detaillierte Rekonstruktion der Lebensweise im mittelalterlichen Al-ʿUlyā. Seit der Eröffnung für die Öffentlichkeit am 28. Mai 2022 haben sich die Bäder zu einem zentralen Bestandteil des touristischen Angebots von Loulé entwickelt. Führungen bringen den Besuchern die islamische Geschichte und die kulturelle Bedeutung dieser außergewöhnlichen Stätte näher.

Highlights in der Hauptstadt

Die Kathedrale und die mittelalterliche Stadtmauer sind eindrucksvolle Zeugen der bewegten Geschichte Faros. Die beiden Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt der Algarve verbinden Architektur, Kultur und Geschichte zu einem faszinierenden Erlebnis, das den Besucher in vergangene Epochen entführt. Die Sé Catedral de Faro, auch Igreja de Santa Maria genannt, wurde im 13. Jahrhundert an der Stelle eines römischen Tempels und einer Moschee erbaut. Ihre Architektur spiegelt die wechselvolle Geschichte von der Gotik über die Renaissance bis hin zum Barock wider.

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Nicht nur nach Einbruch der Dunkelheit versprüht Faro einen besonderen Charme. – Foto: CM Faro

Besonders prachtvoll sind der gotische Turm, der manieristische Hochaltar mit seinen fein gearbeiteten Holzschnitzereien und die prächtigen Azulejos aus dem 17. Jahrhundert. Musikliebhaber werden die historische Orgel von Arp Schnitger (1715/16) zu schätzen wissen, die zu den klangvollsten ihrer Art gehört. Besucher können den Glockenturm besteigen, um den spektakulären Blick über Faro und die Ria Formosa zu genießen.

Die Muralhas de Faro umschließen das historische Zentrum der Stadt, die Vila-Adentro. Ursprünglich im 9. Jahrhundert unter den Mauren errichtet, wurden die Mauern nach der christlichen Rückeroberung im 13. Jahrhundert ausgebaut. Daneben laden drei gut erhaltene Stadttorezur Erkundung ein: Der Arco da Vila beeindruckt durch seine klassizistische Fassade. Der Arco do Repouso, ein Tor mit zwei maurischen Türmen, beherbergt eine kleine Kapelle. Und am Arco da Porta Nova verbinden sich historische und moderne Elemente. Innerhalb der Stadtmauern liegt die charmante Vila-Adentro mit ihren gepflasterten Gassen, dem zentralen Platz Largo da Sé, dem barocken Bischofspalast und dem archäologischen Museum der Stadt.

Schmuckstück für Romantiker

Überaus prachtvoll ist der Palácio de Estoi. – Foto: Algarve Tourism Bureau

Der Palácio de Estoi ist ein architektonisches Meisterwerk. Das einzigartige Bauwerk verbindet Neoklassizismus und Neorokoko miteinander. Der Palast, mit dessen Bau man ursprünglich in den 1840er Jahren begonnen hatte, wurde erst1909 vom Visconde von Estoi, José Francisco da Silva, vollendet. Unter der Leitung des Architekten Domingos da Silva Meira entstand ein Juwel, das romantische und klassizistische Stilelemente harmonisch vereint. Nach Jahren des Verfalls wurde der Palast restauriert und gehört seit 2009 – behutsam um einen Neubau erweitert – zur Pousada-Hotelkette.

Die rosafarbene Fassade mit ihrer prächtigen Doppeltreppe ist prägendes Element des Palastes. Im Inneren dominieren kunstvolle Azulejos, filigrane Stuckarbeiten, Fresken und vergoldete Möbel. Diese eklektische Gestaltung macht den Palácio de Estoi zu einem herausragenden Beispiel für die portugiesische Architektur des 19. Jahrhunderts.

Gärten auf drei Ebenen

Aus der Luft wirkt die Anlage des Palácio de Estoi noch beeindruckender. – Foto: – Foto: Algarve Tourism Bureau

Ein weiterer Höhepunkt sind die Gärten des Palastes, die im Stil der französischen Landschaftsarchitektur gestaltet wurden. Sie sind auf drei Ebenen angelegt, die durch von Azulejo-Tafeln flankierte Treppen miteinander verbunden sind. Der französische Garten mit Orangen- und Zitronenhainen wird durch Palmen, Büsten und Springbrunnen ergänzt. Besondere Attraktionen sind der Brunnen der drei Grazien in einer mit Muscheln und Mosaiken geschmückten Grotte sowie die Büsten von Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste.

Heute verbindet der Palast Geschichte mit modernem Luxus: Die komfortable Pousada lädt in prunkvollen Räumen zum Verweilen ein, wobei die Gärten nach wie vor für Besucher geöffnet sind.

Die Ruinen von Milreu

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Auf die alten Römer gehen die Ruinen von Milreu zurück. – Foto: Algarve Tourism Bureau

Geschichtsfreunde finden ganz in der Nähe ein weiteres Highlight: Die römischen Ruinen von Milreu sind eine bedeutende archäologische Stätte, die die römische Wohn- und Wirtschaftskultur des 1. Jahrhunderts n. Chr. repräsentiert. Sie gehören zu einer Villa Rustica, einem Landgut, das während der römischen Kaiserzeit florierte. Die Anlage umfasst eine luxuriöse Villa mit Fußbodenheizung und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden, ausgezeichnet erhaltene Mosaike, umfassende Thermenanlagen und einen mystisch anmutenden Tempel, der später in eine christliche Kirche umgewandelt wurde.

Die Ruinen wurden 1877 entdeckt und ab den 1970er Jahren systematisch ausgegraben und restauriert. Heute sind die Überreste der Villa aus dem 2. und 3. Jahrhundert sowie Teile des Tempels zugänglich.

Glänzende Aussicht: Die Burg von Tavira

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Die römische brücke gehört zu den Wahrzeichen von Tavira. – Foto: Algarve Tourism Bureau

Das Castelo de Tavira ist eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt. Seine Geschichte reicht bis in die Antike zurück. Darüber hinaus bietet die Burg einen faszinierenden Rundumblick über die Stadt und die landschaftlichen Schönheiten der Ostalgarve. Die Ursprünge der Burg liegen in der Jungsteinzeit, als das Gebiet erstmals besiedelt wurde. Um 800 v. Chr. errichteten die Phönizier eine befestigte Siedlung. Danach übernahmen die Römer und die Westgoten die Herrschaft. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg nach der Eroberung durch die Mauren im 8. Jahrhundert n. Chr. Im 11. Jahrhundert errichteten sie die Festung auf den Überresten einer römischen Anlage und machten Tavira zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum.

Auch in Tavira könnten die Steine viel erzählen. – Foto: Algarve Tourism Bureau

1242 wurde die Burg während der christlichen Rückeroberung von Dom Paio Peres Correia und dem Ritterorden von Santiago eingenommen. Der Legende nach war dies die Vergeltung für die Ermordung von sieben Rittern durch die Mauren. Unter König Dinis wurde die Burg im 13. und 14. Jahrhundert weiter ausgebaut, bevor das Erdbeben von 1755 große Teile zerstörte. Heute sind die Überreste der mittelalterlichen Festung ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders beeindruckend sind die erhaltenen Wehrmauern und der Torbogen „Arco da Misericórdia“. Von den Zinnen der Burg eröffnet sich ein wunderschöner Panoramablick über die Dächer von Tavira, den Naturpark Ria Formosa und den glitzernden Atlantik. Innerhalb der Mauern liegt ein gepflegter Garten, eine Oase der Ruhe und Entspannung. Die Kombination aus historischer Kulisse und natürlicher Schönheit macht die Burg zu einem idealen Ort für Fotografen, Naturliebhaber und Geschichtsfans. In den Sommermonaten finden im Burggarten regelmäßig Open-Air-Veranstaltungen statt. Weitere Informationen unter www.visitalgarve.pt/de.

Perfekte Lektüre für Reiselustige

Mit spitzer Feder, aber nie ohne kritische Sympathie, entwirft Mathias Knoll in „Das Geheimnis der Vogelperspektive“ faszinierende Reiseskizzen, deren Blickwinkel immer wieder überraschen. Die minutiöse Beobachtung lässt spielerisch den Gedanken des Autors folgen und dieser geleitet den Leser mit seinen unterhaltsamen Kurzgeschichten in fremde Länder. Eine Kunst, die fraglos nicht viele Autoren beherrschen. Und so bilden die spanische Region Andalusien, Marokko, das italienische Siena, die Nordseeinsel Norderney und die Baleareninsel Mallorca Stationen einer fraglos begeisternden literarischen Rundreise aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel.

Erhältlich ist der 164 Seiten starke Band Das Geheimnis der Vogelperspektive (ISBN 978-3-939408-67-3) von Mathias Knoll für 14,99 Euro (Österreich 15,50 Euro) im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag.

Mortimer

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