Ganz unabhängig davon, ob sie ständig unter Strom stehen oder nicht, dürften dies gute Nachrichten für alle Stromer und für alle, die gerne herumreisen, sein. Vor allem dann, wenn sie Sri Lanka bereisen wollen. Im asiatischen Inselstaat im Indischen Ozean könnte die Energiegewinnung nämlich künftig mit göttlicher Hilfe erfolgen. Wie genau der Stromgott heißt, ist nicht bekannt. Aber ihn scheint es zu geben. Vielleicht ist es auch eine überaus energetische Göttin, die nahe am Wasser gebaut ist. Fakt ist, Pavithra Devi Wanniarachchi, die Energieministerin des Landes, dürfte nun mit einer großen Geste die Wassergötter zu Tränen gerührt und damit die dringlichsten Probleme des Landes gelöst haben. Wenn nämlich wieder Wasser fließt, können die Wasserkraftwerke des von einer langen Trockenperiode gegeißelten Landes endlich wieder die dringend benötigten Energiemengen produzieren.
Allerdings steht zu befürchten, dass Pavithra Devi Wanniarachchi ihre Kompetenzen überschritten hat und sich möglicherweise den Zorn ihres Kabinettskollegen Dinesh Gunawardena zugezogen haben könnte. Der ist schließlich der zuständige Minister für die Wasserversorgung. Vielleicht hatte sie aber auch seine Zustimmung, als sie jüngst in nach Anuradhapura reiste.
Die Tempelstadt, einst die erste Hauptstadt Sri Lankas und heute Hauptstadt der Nord-Zentralprovinz, wurde im vierten Jahrhundert vor Christus nahe des sagenumwobenen Sri Mahabodhi Baumes gegründet. Der Überlieferung nach wuchs die heilige Pappel-Feige aus einem Zweig jenes Baumes aus dem indischen Bodh Gaya, unter dem Siddhartha Gautama, der Buddha, die Erleuchtung erlangt haben soll.
Neben dem noch immer hoch verehrten Baum befinden sich in Anuradhapura mehrere bedeutende buddhistische Tempelanlagen. Und genau hier speiste Pavithra Devi Wanniarachchi nicht nur die die dort lebenden Mönche mit großzügigen Almosen ab, sondern entzündete in der Hoffnung auf besagten göttlichen Beistand gleich 4.000 Öllampen. Diese flackern aber vermutlich nur kurz auf. Denn wenn die Götter sich erweichen lassen, heißt es garantiert bald nicht nur in Anuradhapura. Sondern in ganz Sri Lanka: „Wasser marsch!“
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.