Mit Blotschen und Dirndl durch Odebach

Odebach
Runde 2.000 Teilnehmende gestalten die Parade durch Odebach, wie der Düsseldorfer Stadtteil Urdenbach mundartlich genannt wird. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wer an Großverstaltungen in Düsseldorf denkt, hat unweigerlich den ausgelassenen Straßenkarneval, den nicht minder populären Japantag und die Rhein-Kirmes mit der großartigen Stimmung in den Festzelten vor Augen. Kaum einer, der nicht der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt zu Hause ist, weiß, dass auch in Düsseldorfer Süden jährlich Anfang Oktober mit dem Erntedankfest im Stadtteil Urdenbach ein besonderes Spektakel steigt, dass gerne 30.000 Besucher und mehr in seinen Bann zieht.

Odebach
Mit der Schürreskarre geht es rund um Urdenbach. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Schon Wochen vor dem Erntedank putzen die Menschen in „Odebach“ ihren Stadtteil heraus, fegen Bürgersteige, jäten Unkraut, dekorieren Häuser und Vorgärten mit Stroh, Kürbissen und Blumenkränzen. Und nicht wenige schlüpfen in Dirndl und Lederhose, um es den Teilnehmer des großen Festumzuges gleich zu tun.

Ganz Odebach putzt sich zum Erntedank heraus. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Denn die Parade ist der traditionelle Höhepunkt des Feiermarathons. So auch am Sonntag, 6. Oktober, wenn sich ab 13 Uhr der fröhliche Lindwurm in Bewegung setzt. Aufwendig geschmückte Wagen, gezogen von alten Traktoren oder Arbeitspferden, rollen dann durch Urdenbach als ein bewegtes Symbol der Dankbarkeit für die Gaben der Natur. Startpunkt ist am Urdenbacher Acker.

Pompeflitzer und Heckedrisser

Odebach
Die Schürreskarren sind individuell gestaltet und beladen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Zwischen den Festwagen sorgen neben den mitmarschierenden Musikgruppen vor allem die Fußgruppen in ihren schmucken Trachten für Begeisterung. Dabei tragen die Gruppen Spaßnamen wie Heckedrisser, Kübeskopp, Strohkoepp, Pompeflitzer, Pützeschwengel, Odebachs Jonges Jemös, Pannebäcker oder Kämpenflitzer.

Odebach
Die Teilnehmer an der Parade tragen fast ausnahmslos Blotschen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Weiteres Kennzeichen der fast 2.000 Teilnehmenden sind die so genannten „Blotschen“. Die steifen Treten war einst ob ihrer Robustheit das bevorzugte Schuhwerk der Bauern.

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Auch historische Traktoren sind bei der Parade zu bestaunen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Nicht wenige staffieren die unbequemen Holzschuhe mit Stroh aus, um sich auf dem Weg durch „Odebach“ keine Blasen zu laufen. Vergrößert wird die Anstrengung durch die Tatsache, dass die meisten eine selbst gefertigte und liebevoll herbstlich dekorierte und mit Obst und Gemüse beladenen Holzschubkarre, die Schürrekarre, vor sich herschieben.

Schürreskarrerennen und Blotschenball

Die Festwagen sind liebevoll und aufwendig dekoriert. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Und die kleinen Gefährte rücken nach dem Ende der Parade abermals in den Fokus, wenn die Schnellsten der Blotschen-Träger beim traditionellen Schürreskarrerennen unter dem Applaus der unzähligen Zuschauer um Ruhm und Ehre wetteifern.

Hier und da gibt sich Odebach eine tierische Note. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ab 18.30 Uhr steigt dann im großen Festzelt am Piels Loch die Erntedank-Party mit DJ Chris. Bereits am Samstagabend, 5. Oktober, herrscht an gleicher Stelle ab 20 Uhr Partystimmung mit der Schroeder Band und DJ Snake 68, bevor am Montag, 7. Oktober, im Festzelt mit dem Blotschenball und der Proklamation des Blotschenkönigspaars der abschließende Höhepunkt des Urdenbacher Erntedankfestes auf dem Programm steht.

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In Trachten geht es auf den Erntedankfestumzug. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Weitere Informationen unter www.duesseldorf-urdenbach.de

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Mancher Schürreskarrenschieber präsentiert seine ureigene Ernte. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Buchtipp: Lektüre für Feierlustige

Realität ist der Zustand, der aus Mangel an Alkohol entsteht, lehrt eine irische Trinkweisheit. Frei übersetzt bedeutet dies wohl, dass das Leben – nüchtern betrachtet – nur besoffen zu ertragen sei. Aber wir wollen die Vorliebe zum Alkohol nicht bewerten. Das muss ein jeder mit sich und seiner Leber alleine ausmachen. Gleichwohl kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere mal einen über den Durst trinkt. Dies bleibt zumeist ohne Folgen. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich so mancher in solchen Fällen den zuvor konsumierten Alkohol noch einmal durch den Kopf gehen lässt und dass das Bett mit einem Karussell zu fahren scheint.

Die Trinkgewohnheiten und -vorlieben vieler Zeitgenossen flossen dann auch in die augenzwinkernde Hommage an alle, die durchaus dem Alkohol nicht völlig abgeschworen haben, ein. So oder so dürfte bei den Geschichten rund um Bier, Wein, Champagner und andere hochgeistige Getränke, die Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem neuen Buch unter dem Titel Ich trinke, dann kannst du fahren zusammengetragen hat, kein Auge trocken bleiben.

So erfährt nicht nur der trinkfreudige Leser wie lange die Menschen rund um den Erdball für ein Glas Bier arbeiten müssen, wie viel Bier in den Schnäuzer dieser Welt hängen bleibt und wieso Wein sowohl die Intelligenz fördern können soll als auch vor intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Daneben geht es beispielsweise um Kuriositäten wie Bier aus Käse oder Bier für Hunde oder um die Frage, warum auf Kreuzfahrten der Alkoholkonsum deutlich ansteigt.

Erhältlich ist Ich trinke, dann kannst du fahren (ISBN 978-3-7115-2765-3) von Karsten-Thilo Raab ab für 18 Euro sofort im Buchhandel.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.