Die Nordseensel Spiekeroog feiert ihre Pferdebahn

Mit nur einem PS zur Kultinstitution: die Pferdebahn auf der Nordseeinsel Spiekeroog.
Mit nur einem PS zur Kultinstitution: die Pferdebahn auf der Nordseeinsel Spiekeroog.

Sie hat schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel. Doch davon unbeirrt verkehrt sich drei- bis viermal täglich mit nur einem PS über die Insel. In diesem Jahr nun blickt Deutschlands einzige Pferdebahn auf ihr 130-jähriges Bestehen. Kein Wunder also, dass ganz Spiekeroog stolz auf seine Museumsbahn ist.

Momentan bringt das Zugpferd „Tamme“ Besucher von A nach B und führt damit die lange Geschichte von Pferden und Kutschern an, die auf der autofreien Insel schon sehr viel erlebt haben. Am 9. Juli 1885 rollte erstmalig ein von Vierbeinern gezogener Wagon über die Schienen. Damals führte die Strecke noch von der Dorfmitte zum Herrenstrand, die Damen mussten schon vor dem Ende der 1,7 Kilometer langen Strecke aussteigen und den restlichen Weg bis zum Frauenstrand zu Fuß laufen, bis dann 1912 am Westend endlich der erste Familienstrand eröffnete.

In längsten vergangenen Tagen wurde die Pferdebahn auch durchs Wasser gezogen.
In längsten vergangenen Tagen wurde die Pferdebahn auch durchs Wasser gezogen.

Überhaupt bewies die ökologische Bahn, wie bequem die sonst so beschwerlichen Wege werden, wenn man die Pferdebahn nutzt: So folgten 1892, sieben Jahre nach der ersten Strecke, Gleise in Richtung Wattenmeer, auf denen Urlauber bequem in den Dorfkern kutschiert wurden. Die Gleise führten bis ins Watt hinein, was bei Ebbe trockene Füße bedeutete. Da die ankommenden Schiffe jedoch nur bei Flut anlegen konnten, standen die Pferde damals bis zum Bauch im Wasser, was ihre Gesundheit nach ein paar Dienstjahren erheblich beeinträchtigte.

Von 1934 bis 1945 trug die Bahn einen ganz besonderen Zweck:. Damals war Spiekeroog Besitzer eines Flughafens und transportierte als einziger auf der Welt seine Passagiere mit einer Pferdebahn. Die Pferdebahn, so wie sie Urlauber und Besucher auch heute noch kennen und lieben, besteht seit 1981.

Die Fahrten mit der Pferdebahn stehen auch nach 130 Jahren hoch in der Gunst der Inselbesucher. (Fotos GCE)
Die Fahrten mit der Pferdebahn stehen auch nach 130 Jahren hoch in der Gunst der Inselbesucher. (Fotos GCE)

Als Hans Roll, ein großer Eisenbahnfan aus Pforzheim, von der Einstellung der beliebten Bahn erfuhr, organisierte er aus dem Stuttgarter Straßenbahnmuseum einen offenen Sommerpferdewagen, den er am 31. Mai 1981 selbst auf der Nordseeinsel in Betrieb nahm. Dieser Schritt markierte auch den Weg zurück zur naturbelassenen Beförderung, denn 1949 wurde die Bahn bis zur geplanten Schließung 1981 auf Diesel-Betrieb umgestellt.

Nun sind seit 24 Jahren wieder die Pferde an der Reihe, die ihren Job mit Bravur von März bis Oktober jeden Jahres bestreiten. 2014 übernahm Tamme den Job von Molly und begeistert die Besucher Tag für Tag. Um 14, 15 und 16 Uhr starten die Fahrten täglich am Bahnhof, in der Hauptsaison auch im 10 Uhr. Der Wagon verfügt über 16 Sitz- und 4 bis 6 Stehplätze. Weitere Informationen unter www.spiekeroog.de.

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