Die kulinarische Exzellenz von Valencia

Valencia
Zu den architektonischen Highlights in Valencia gehört das von Santiago Calatrava entworfene L’Hemisfèric.

Valencia wird oft als die mediterrane Speisekammer Spaniens bezeichnet. Die Stadt vereint Geschichte und kulinarische Exzellenz in harmonischem Einklang und setzt mit einem zukunftsweisenden, nachhaltigen Gastronomiekonzept neue Maßstäbe. Die Vision der Stadt als „Speisekammer des Mittelmeers“ hebt den hohen Stellenwert der landwirtschaftlichen Vielfalt, regionaler Produkte und der mediterranen Ernährung hervor, die von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurde. Valencia offeriert eine authentische und bewusste Art des Reisens und Essens, die Besucher mit ursprünglichen Geschmäckern und einer kulinarischen Kultur verbindet, die Tradition, Innovation und Nachhaltigkeit vereint.

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An der Plaza del Ayuntamiento finden sich zahlreiche historische Prachtbauten.

Die kulinarische Vielfalt Valencias beeindruckt mit einer Fülle an Erlebnissen. Jedes Gericht erzählt eine Geschichte über die Verbundenheit zur Region, wobei frisches Obst und Gemüse aus der Huerta, direktes Fisch- und Meeresfrüchteangebot aus dem Mittelmeer und Reis aus dem Naturpark Elbufer die Speisekammer der Stadt bilden. Mit seiner reichen kulinarischen Landschaft und zahlreichen Restaurants ist Valencia ein wahres Paradies für Feinschmecker, das den hohen Stellenwert von Tradition, Innovation und Nachhaltigkeit in der mediterranen Küche eindrucksvoll ortet und erlebbar macht.

Restaurants mit Michelin-Sternen

Das Restaurant Fierro wird höchsten Ansprüchen gerecht. – Foto: Karl-Heinz Goedeckemeyer

Angesichts der Vielfalt und Qualität der regionalen Küche kann es nicht verwundern, dass es in Valencia aktuell acht Michelin-Sterne-Restaurants in der Stadt gibt. Besonders bemerkenswert ist, dass drei dieser Restaurants von Frauen geführt werden. Dazu gehört auch das Fierro, das von Carito Lourenço gemeinsam mit Germán Carrizo geführt wird. Das Fierro ist ein kreativer Raum, in dem wir ein neues kulinarisches Gedächtnis für die Zukunft schaffen, sagt die Chefköchin. Das Fierro hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein neues kulinarisches Gedächtnis für die Zukunft zu schaffen, betonen Carito Lourenço und Germán Carrizo. Lourenço ist die erste argentinische Köchin mit einem Michelin-Stern in Spanien. Frauen wie Lourenço prägen die Spitzengastronomie Valencias maßgeblich und stehen für die wachsende Präsenz von Frauen in der internationalen Sterneküche.

Bernd Knöller führt das Riff mit großer Hingabe. – Foto: Karl-Heinz Goedeckemeyer

Zu den herausragenden Restaurants zählt auch das Riff. Chefkoch Bernd Knöller, der ursprünglich aus Stuttgart stammt, führt das Restaurant seit 1993. Mit Stolz erzählt Koller, dass er 2009 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Knöller legt großen Wert auf die Qualität seiner Zutaten und kauft diese oft auf Fischversteigerungen. Die Speisekarte umfasst viele Köstlichkeiten, darunter als Vorspeisen Austern mit Auberginen, Spargel mit Tintenfisch und „schmutzigen Reis“ mit Tintenfisch-Innereien. Denn wenn Fische nicht auf Versteigerungen gekauft werden, wie zum Beispiel Seeteufel, Seehecht oder Seezunge, gelten diese als nicht legal. Des Weiteren ist von ihm zu erfahren, dass man Gambas nur 25 Tage im Jahr fischen kann. Der Chefkoch bietet am Abend mehrere Menüs an, von 98 Euro (À la carte) bis 129 Euro (Excel Lent). Als Hauptspeise werden ausgewählte Fisch- oder Fleischspeisen serviert. Zu den Speisen korrespondieren Weine aus dem Baskenland oder aus der Region Ribeiro wie der Boas Vides vorzüglich. Abgerundet wird das Menü mit kleineren Desserts wie Chicorée-Tonika mit Nüssen und Himbeeren sowie Schokoladen-Schaum und Olivenöl.

Valencia glänzt mit vielen Attraktionen

Guter Wein gehört in Valencia zum ebenso guten Essen. – Foto: Restaurant Riff

Wer nicht nur die City von Valencia, sondern auch die Grünflächen (Huerta) mit den fruchtbaren Gemüse- und Obstgärten entdecken möchte, die sich rund um die Stadt erstrecken, kann dies mit einem Abstecher in die Villa Indiano krönen. In einer über 100 Jahre alten Villa neben dem Gemüsegarten von Burjassot gelegen, bietet das Restaurant eine traditionelle valencianische Küche, die auf Reisgerichten, gegrilltem Fleisch und Fisch basiert, sowie auf saisonalen Produkten aus der Umgebung. Der über 2.000 Quadratmeter große Garten ist von Frühling bis Herbst ein Highlight für entspannte Gastronomie unter freiem Himmel und wird regelmäßig für kulturelle Veranstaltungen, Live-Musik, Workshops und Märkte genutzt, sagt Marta Giménez Pascual, die als Project-Managerin des Hauses fungiert. Wie Giménez Pascual weiter ausführt, gehört die Villa Indiano zu einem Fünf-Sterne-Hotel in der Stadt.

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Fast schon ein Muss ist der Besuch der Märkte in Valencia.

Valencia ist aber nicht nur für ihre kulinarische Exzellenz bekannt, sondern auch für ihre markanten Sehenswürdigkeiten und kulturellen Veranstaltungen. Ausgehend vom Hotel Dimar, welches sich an einer vielbefahrenen Hauptstraße, der Gran Via befindet, einem wohlhabenden Viertel mit zahlreichen Bars und Restaurants schlendert man in Richtung Mercado Columbus. In dem Gran Via-Viertel sind inzwischen viele Wohnungen für Einheimische zu teuer geworden, erklärt Uta Ehrhardt, eine erfahrene Fremdenführerin, die Besucher durch die lebhaften Straßen dieser faszinierenden Stadt führt. Uta bedauert allerdings, dass sich ähnlich wie in vergleichbaren Großstädten Spaniens viele Wohnungen in der Altstadt von Ausländern aufgekauft wurden, wodurch sich die Preise erhöht beziehungsweise die Investoren hohe Wertsteigerungen erfahren haben. Inzwischen ist der Mercado in Sichtweite.

Hotspot der kulinarischen Köstlichkeiten

Der Mercato Central verbindet Genuss und Architektur.

Der historische Markt im Jugendstil dient vor allem als gastronomischer Treffpunkt. Hier können Interessierte eine Vielzahl von lokalen Köstlichkeiten entdecken, betont Ehrhardt. Am anderen Ausgang des Mercado Columbus sieht man am oberen Ende der Fassade eine Fledermaus, das Wappentier Valencias, welches seit dem 16. Jahrhundert viele Orte in der Stadt schmückt. Besuchern wird in Valencia ein Mix von antiken Fliesen, gotischen Prachtbauten und modernen Gebäuden auffallen. Sehenswert sind auch das Bankenviertel sowie der Rathausplatz, die frühere Zentralpost mit Aussichtsterrasse.

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In Valencia weiß man auch die Feste zu feiern.

Die Fremdenführerin weist auch auf ein wichtiges Ereignis hin, die Festveranstaltung Las Fallas, die mit beeindruckenden Prozessionen am 17. und 18. März Tausende von Einheimischen und Touristen anzieht. Unweit des Rathauses befindet sich der Mercado Central, der Zentralmarkt von Valencia. Mit einer Fläche von über 8.000 Quadratmetern und gut 300 Marktständen ist der Mercado Central der größte Frischwarenmarkt Europas. Das Angebot umfasst eine riesige Auswahl an frischem Obst und Gemüse – insbesondere Orangen, Tomaten und Bohnen –, Fleisch, Käse, Meeresfrüchte, Fisch (darunter lebende Aale), Gewürze, Trockenfrüchte, Backwaren, Wein, Spirituosen und viele weitere Spezialitäten. Der Markt ist bekannt für die außergewöhnliche Qualität und Vielfalt der Produkte, die größtenteils aus der Region Valencia stammen und die mediterrane Küche widerspiegeln. Unter den kulinarischen Angeboten sticht besonders die Paella LaChef hervor, die zwölf verschiedene Reis-Varianten der traditionellen Speise anbietet.

Besondere Architektur und Atmosphäre

An markanten Bauwerken mangelt es nicht.

Das Gebäude wurde zwischen 1914 und 1928 im valencianischen Jugendstil (Modernisme) errichtet und ist ein architektonisches Meisterwerk mit Einflüssen von Art Nouveau und gotischen Elementen. Die auffällige Architektur besticht durch hohe Eisensäulen, kunstvolle Kuppeln, farbige Glasfenster, Keramikkacheln und eine lichtdurchflutete Halle. Die Hauptkuppel ist etwa 30 Meter hoch und reich dekoriert, die Außenfassade zeigt Szenen aus der lokalen Landwirtschaft, insbesondere die berühmte Orangenernte. Der Mercado Central ist nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein sozialer Treffpunkt für Einheimische und Touristen.

Die angebotenen Genussmomente variieren nach Geschmack und Geldbeutel. – Foto: Karl-Heinz Goedeckemeyer

Hier verschmelzen Geschichte, Gastronomie und Alltagsleben: Es finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen, Kunstausstellungen, Kochworkshops und kulinarische Events statt. In der Nähe des Marktes findet sich die Seidenbörse, die als einer der schönsten Plätze der Stadt gilt. Diese wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und diente als Handels-, Gerichts- und Bankzentrum. Besonders sehenswert ist der Verhandlungssaal mit seinen beeindruckenden gotischen Strukturen. Die Seidenproduktion hatte im 18. Jahrhundert einen großen Einfluss auf Valencias Wirtschaft, wobei rund die Hälfte der Bevölkerung in der Seidenproduktion beschäftigt war.

America’s Cup und Formel Eins

Der America’s Cup macht mehrfach in Valencia Station.

Sehenswert ist auch die Marina in Valencia, weil sie eine lebendige Mischung aus Kultur, Sport, Gastronomie und Freizeit bietet. Sie liegt zwischen dem Handelshafen und der Strandpromenade und lädt zu Spaziergängen, Radtouren und Wassersportarten wie Segeln, Tauchen und Kajakfahren ein. Bei einer Katamaranrundfahrt sticht sofort das markante Gebäude Veles e Vents ins Auge. Das Gebäude ist ein kulturelles Zentrum mit Ausstellungen, Livemusik und Restaurants. Zudem war die Marina Austragungsort des 32. America’s Cups im Jahr 2007, was ihre Bedeutung als moderner Yachthafen untermauert hat, betont Laura Llopis, PR-Managerin von Visit Valencia. Mit Stolz weist Llopis darauf hin, dass in Valencia von 2008 bis 2012 auch Formel-1-Rennen ausgetragen wurden.

Das Stadttor Torres de Serrano.

Der Große Preis von Europa fand auf dem Valencia Street Circuit statt, einer etwa 5,4 Kilometer langen Stadtrennstrecke im Hafengebiet nahe den America’s-Cup-Anlagen. Insgesamt gab es dort fünf Rennen, mit Siegern wie Felipe Massa, Sebastian Vettel und Fernando Alonso. Vom Hafengelände aus bietet sich ein Spaziergang entlang des Strands von Valencia an. Nach etwa 30 Minuten gelangt man in das bunte, authentische Viertel El Cabanyal, wo sich auch das Restaurant La Sastrería befindet. Die Gastwirtschaft ist bekannt für ihr preisgekröntes, außergewöhnliches Interior Design, das die lokale Architektur und das Leben der Nachbarschaft kreativ widerspiegelt. La Sastrería befindet sich in einer alten Schneiderei, in der früher die Seeleute ihre Anzüge anfertigten, mit denen sie zur See fuhren.

Parque Natural de La Albufera

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Der Parque Natural de La Albufera weiß mit seiner Flora und Fauna zu begeistern.

Der Naturpark Parque Natural de La Albufera ist der größte Süßwassersee in Spanien mit einer Fläche von über 2800 Hektar. Er ist ein bedeutendes Feuchtgebiet und bietet Lebensraum für rund 300 Vogelarten, darunter viele Wasservögel wie Flamingos. Zudem ist die Lagune durch Kanäle mit dem Meer verbunden und von einer vielfältigen Landschaft mit Dünen, Reisfeldern und kleinen Inseln umgeben. Der Park ist eng mit der traditionellen Reiswirtschaft und der Kultur der Region verbunden. Eine Bootsfahrt auf der Albufera ist besonders interessant, weil sie einen direkten Einblick in das Ökosystem des Sees ermöglicht. Man kann zahlreiche Vogelarten aus nächster Nähe beobachten und erfährt viel über die Natur, die Geschichte und die Lebensweise der Menschen, die seit Jahrhunderten vom Reisanbau und der Fischerei leben. Die Fahrt in traditionellen, handgefertigten Booten („Albuferencs“) führt durch ruhige Gewässer und bietet eine entspannte Atmosphäre, besonders bei Sonnenuntergang. Diese Region ist auch bekannt für Fische, wobei der Aal der bekannteste Fisch ist, sagt Jaume Dasi, der seit ca 20 Jahren als Fischer aktiv ist.

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Die beliebte Paella gibt es in verschiedenen Varianten.

La Albufera ist auch deshalb interessant, weil hier die Paella ihren Ursprung hat. Die Kombination aus dem idealen Klima und den fruchtbaren Reisfeldern machte diesen Ort zur Wiege des Gerichts. Der Reis aus der Albufera-Region trägt heute sogar eine geschützte Ursprungsbezeichnung (D.O.P.), was die besondere Verbindung zwischen dem Gebiet und der Paella unterstreicht. Im Herzen des Naturparks L’Albufera befindet sich auch das Restaurant Bon Aire in El Palmar. Seit seiner Gründung im Jahr 1981 durch die Familie Roig hat es sich der traditionellen valencianischen Küche verschrieben, insbesondere den authentischen Reisgerichten. Unter der Leitung von Chefkoch Raúl Magraner und seiner Familie bezieht das Restaurant seine Zutaten aus eigenem Anbau und der umliegenden Region, was die Frische und Qualität der Gerichte garantiert. Mit großem Stolz betonte Raul, dass am Wochenende 5.000 bis 6.000 Touristen ins kleine Örtchen El Palmar kommen und sein Restaurant Bon Aire etwa 500 Pfannen Paella die Woche zubereitet. Bon Aire wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter der Sieg beim Internationalen Paella-Wettbewerb von Sueca.

Valencia ist ein lohnendes Ziel nicht nur für Genussmenschen und Architekturfreunde.

Informationen: www.visitvalencia.com

Übernachten: Fünf-Sterne-Boutique-Hotel MYR Hotel Palacio Vallier; Caro Hotel – ein Fünf-Sterne-Boutique-Hotel mit archäologischen Funden im Inneren; Vier-Sterne-Boutique-Hotel SH Inglés oder im Drei-Sterne-Boutique-Hotel Cosmo Hotel Boutique.


Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung von Turespaña, dem Spanischen Fremdenverkehrsamt, statt.

Karl-Heinz Goedeckemeyer

lebt in Frankfurt am Main und ist seit 2023 für das Mortimer Reisemagazin als Autor tätig. Er verfasst Beiträge zu Destinationen, wo auch Restaurants und Hotels nicht zu kurz kommen.