Die 25-Euro-Kampfansage an alle Liegenreservierer

Liegenreservierer - Foto Karsten-Thilo Raab
Die Wunschliege an den besten Plätzen am Strand oder Pool ist oft von früh bis spät belegt. – Foto Karsten-Thilo Raab

Ja, sie tun es. Täglich. Überall auf der Welt. Nicht nur in Spanien. Nein, überall, wo es Sonne satt, Strand, Pools und Liegen gibt. Einige tun es noch bevor der erste Hahn kräht. Die meisten tun es vor dem Frühstück. Und einige sogar noch schnell vor dem Schlafengehen. Ja, so sind sie – die Deutschen. Sie sind nicht von ungefähr als Liegenreservierer verschrien. Vielleicht leiten sie so etwas wie ein verbrieftes Recht darauf aus der vermeintlichen Tatsache ab, dass die Deutschen als Reiseweltmeister gelten. Auch wenn statistisch gesehen die Chinesen längst den Platz an der Sonne einnehmen.

Vielleicht halten einige nur täglich im Stile großer Eroberer ihre persönlichen kleinen Triumphfeldzüge ab. Dazu okkupieren sie eine gut einen Quadratmeter große Minischolle auf Plastik- oder Metallbeinen. Eine Masche, die als typisch Deutsch gilt, mittlerweile aber auf Sonnenhungrige aus aller Welt abzufärben scheint. Denn nicht wenige unbedarfte Urlauber fühlen sich durch das Massenphänomen irgendwie unter Zugzwang gesetzt und werden früher oder später vom strengen Kritiker selber zum Täter.

Für 25 Euro die Wunschliege reservieren

Ungeachtet eindeutiger Schilder treiben an vielen Urlaubsorten die Liegenreservierer im Halbdunkel ihr Unwesen. - Foto Karsten-Thilo Raab
Ungeachtet eindeutiger Schilder treiben viele Liegenreservierer ihr Unwesen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Ein Trend, der nun auch zu einem neuen Geschäftsfeld avanciert. Reiseveranstalter Thomas Cook bietet mit seinen Veranstaltermarken Neckermann Reisen, Thomas Cook Signature und Öger Tours nun einen Reservierungsservice für die Lieblingsliege am Pool an.

Der Startschuss für das nur zögerlich publik gemachte Serviceangebot unter dem Namen „Meine Sonnenliege“ fiel bereits im Februar 2018. Dabei war das Angebot zunächst nur in drei Thomas Cook-eigenen Hotels auf den Kanaren buchbar. Aktuell bieten 20 Hotels auf den Kanaren, auf Mallorca, in der Türkei und in Griechenland diesen Service an. Gemäß einer Unternehmenssprecherin nutzen bereits rund sechs Prozent der Gäste das Angebot. Pro Liege und Gast werden dabei unabhängig von der jeweiligen Urlaubsdauer einmalig 25 Euro Gebühr erhoben.

Liegenplan kommt per Mail

Massenweise freie Liegen finden sich eigentlich nur in der Nebensaison. - Foto Karsten-Thilo Raab
Massenweise freie Liegen finden sich eigentlich nur in der Nebensaison. Liegenreservierer sind ann nicht gefordert- Foto Karsten-Thilo Raab

Und so funktioniert es: Kunden, die in einem Hotel mit dem entsprechenden Angebot übernachten, erhalten nach der Buchung für den Liegenservice sechs Tage vor Abreise eine E-Mail mit einem Pool- und Liegenplan. Auf diesem sind neben den Pools und Liegen alle wichtigen Entscheidungskriterien eingezeichnet. So etwa die Lage der Zimmer, Restaurants, Erwachsenen- und Kinderbereiche sowie die Himmelsrichtung, um zu wissen, wann wo die Sonne steht. Die Gäste können über den Plan ihre individuelle Wunschliege reservieren. Die Bezahlung erfolgt vorab. Am Hotel-Pool ist die Liege dann im gewünschten Zeitraum mit einem Schild reserviert, auf dem die Zimmernummer des Gastes steht.

„Mit unserem neuen Service möchten wir den Gästen die Möglichkeit geben, schon vor Abreise den schönsten Platz für ihre Sonnenliege auszuwählen. Und zwar ganz bequem per Mausklick. Unabhängig davon, ob man lieber die Vormittags- oder Nachmittagssonne genießt, ein ruhiges Plätzchen mit Meerblick bevorzugt oder lieber nahe am Beckenrand liegen möchte, um die Kinder beim Plantschen besser im Auge zu behalten. Die Vorabreservierung garantiert, dass der Lieblingsplatz den ganzen Urlaub über rund um die Uhr exklusiv verfügbar ist. Ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken und am späten Vormittag zum Pool, wo die persönliche Liege schon mit Handtüchern bereit steht – mit unserem neuen Service lässt sich die wertvolle Urlaubszeit noch entspannter genießen“, unterstreicht Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung von Thomas Cook.

Lukrativer Servicegedanke

Auch wenn das Deutsch nicht ganz richtig ist, so bleibt die Botschaft eindeutig. - Foto Karsten-Thilo Raab
Auch wenn das Deutsch nicht ganz richtig ist, so bleibt die Botschaft eindeutig. – Foto Karsten-Thilo Raab

Zehn bis 20 Prozent der Liegen werden gemäß Unternehmensangaben zur Vorabreservierung freigegeben. Es seien aber selbstverständlich auch genug Liegen da für Gäste, die lieber spontan entscheiden. Durch diesen Service erhöht sich der Druck auf die ungeliebten morgendlichen Liegenreservierer natürlich zusätzlich. Die geringere Auswahl könnte den Konkurrenzkampf um den vermeintlich schönsten Platz an der Sonne zusätzlich verschärfen.

Bei Thomas Cook allerdings wird kein kollektiver Aufschrei der anderen Hotelgäste befürchtet: „Nein, im Gegenteil. Statt frühmorgens mit dem Handtuch an den Pool zu laufen, können unsere Gäste, denen ein bestimmter Platz wichtig ist – oder vor allem auch Familien und Freunde, die zusammen liegen möchten – jetzt bequem vorab ihre Liegen reservieren“, heißt es aus dem Unternehmen, das mit „Meine Sonnenliege“ ungeachtet des Servicegedankens auch eine weitere, neue Einnahmequelle entwickelt hat.

Schon 2017 hatte der Reiseveranstalter den kostenpflichtigen Service „Mein Zimmer“ eingeführt. Dieser gibt Gästen die Möglichkeit, ihr Wunschzimmer vorab zu reservieren. Auch dies sei sehr gut angenommen worden. Zudem besteht ja kein Zwang, die Liegen für ein kleines Entgelt vorab zu reservieren. Wer mag, kann ja weiter im Morgengrauen losschlappen und sich eine freie Liege reservieren, so fern er eine findet…