Für die meisten Wanderer ist der Herbst die schönste Jahreszeit, das farbenprächtige Laub der Wälder und die milden Temperaturen verlocken zu ausgiebigen Erkundungstouren. Wer Abgeschiedenheit und Ruhe liebt, der ist im Huy (sprich: Hüh) nördlich von Halberstadt genau richtig. Der etwa zwölf Kilometer lange und drei Kilometer breite Höhenzug ist der weithin unbekannte kleine Bruder des Harzes.
Anders als der Harz ist der Huy ein reiner Laubwald, der fast nur aus riesigen Buchen besteht. Im Herzen des Höhenzuges befinden sich auf einer etwa 300 Meter hohen Anhöhe die Türme des Benediktiner-Klosters Huysburg. Von dort geht der Blick weit in die Vorharzlandschaft und auf die Stadt Halberstadt. Gegründet im Jahr 1080, ist das Kloster Huysburg eine wichtige Station der Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt – und der Startpunkt eines neu beschilderten Rundwanderweges durch die Ruhe des Laubwaldes.
Kleine Wegweiser lenken den Wanderer nun auf dem fast zwölf Kilometer langen Huysburg-Rundweg. Die kurzweilige Wanderung lässt nicht nur Entspannung in der Natur finden, sondern berührt auch lokale Sehenswürdigkeiten. Am südlichen Waldrand etwa geht es zur Sargstedter Warte. Sie ist einer von drei Wartetürmen des Huys, die – in der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet – die Stadt Halberstadt vor sich nähernden Raubrittern oder Landsknechtshorden warnen sollten. Heute ist der restaurierte Warteturm als Aussichtsturm in die Vorharzlandschaft öffentlich zugänglich.
Vorbei am malerischen Röderhofer Teich führt die Wanderung durch das kleine Dorf Röderhof, in dem sich das einzige Künstlerhaus Sachsen-Anhalts befindet. Regelmäßig finden hier Kunstausstellungen statt. Über das sehenswerte Röderhofer Schloss geht es dann mit leichtem Anstieg zurück zum Kloster Huysburg, auf dem an Wochenenden ein Klostercafé zur Stärkung einlädt.
Der Huysburg-Rundweg führt auch an der Daneilshöhle vorbei, eine Sandsteinhöhle aus drei etwa zimmergroßen Räumen. Der Räuber Daneil, der nach einer alten Sage hier gehaust haben soll, wurde erst durch die List eines Mädchens überwältigt, die ihr Leid in Halberstadt der steinernen Rolandsfigur am Rathaus klagte. Ihr Eid, keiner lebenden Seele etwas über den Räuber zu verraten, wurde auf diese Weise gelöst, der Räuber in der Höhle mit heißem Brei erstickt. Heute gibt es in der Höhle mehrmals im Jahr kleine Events mit dem „Räuber“. Weitere Infos unter www.halberstadt.de. (djd/pt).
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.