Lindos – zwischen Akropolis und Partykühlschrank

Der prächtige Tempel der Athene Lindia auf der Akropolis von Lindos. - Foto Karsten-Thilo Raab
Der prächtige Tempel der Athene Lindia auf der Akropolis von Lindos. – Foto Karsten-Thilo Raab

Nur die Götter wissen vermutlich, warum die kleine, enge Straße die zum zentralen Platz, der Platía Eleftherías in Lindos führt, nicht für Autos gesperrt ist. Hier gibt es keine Parkplätze, hier darf niemand stehen bleiben. Im Gegenteil, wer am Ende des knapp 400 Meter langen Abschnitts angekommen ist, muss einen Baum umrunden und sich wieder zum Parkplatz an der Hauptstraße hinaufquälen – sehr zum Verdruss der Fußgänger, die nicht selten Angst haben, an die Mauer am Straßenrand gequetscht zu werden. Erst recht, wenn die Blechlawine mal wieder einem Touribus ausweichen muss.

Die kurze Strecke vom Parkplatz bis zum Ortseingang von Lindos, das von vielen als schönste Stadt auf Rhodos gefeiert wird, scheint durchaus zumutbar, zumal in der malerischen Stadt ohnehin keine Fahrzeuge gestattet sind. Im wilden Zickzack schlängeln sich die engen Gassen durch das Meer an weiß getünchten Häuser. Nur knapp 1.000 Menschen leben und arbeiten hier. Zehn- bis fünfzehn Mal so viele strömen tagtäglich durch das Stück Bilderbuch Griechenland.

Schmale Gassen, vergoldete Wände

Blick von der Akropolis auf den malerischen Hafen von Lindos. - Foto Karsten-Thilo Raab
Blick von der Akropolis auf den malerischen Hafen von Lindos. – Foto Karsten-Thilo Raab

Kleine Cafés wechseln mit Boutiquen und Souvenirshops, die allesamt mehr oder weniger dasselbe Sortiment feilbieten. „Fast besser und deutlich billiger als das Original“, preist Sofoklis einige Trikots namhafter Fußballclubs an, während gleich nebenan „beinahe echte“ Luxusuhren und Edel-Sonnenbrillen neben handgefertigten Tischdecken für Spottpreise verschleudert werden. Auf vielen Dächern über den Geschäften laden schnuckelige Tavernen und hübsche Restaurants zu einer Verschnaufpause mit Aussicht an, während kleine Büdchen und Straßenhändler tonnenweise frische Orangen zu Saft verarbeiten.

Ein echtes Kleinod - die Panagía-Kirche, in der nicht fotografiert werden darf. - Foto Karsten-Thilo Raab
Ein echtes Kleinod – die Panagía-Kirche, in der nicht fotografiert werden darf. – Foto Karsten-Thilo Raab

Inmitten der verträumten Gassen duckt sich mit der Panagía-Kirche aus dem 14. Jahrhundert ein echtes Kleinod. Einzigartige Fresken, wertvolle Ikonen und liturgische Geräte warten im Inneren darauf, entdeckt zu werden, ebenso wie eine prachtvolle, vergoldete Altarwand.

Tausende Jahre alte Geschichte

Nicht wenige reiten auf dem Rücken von esel hinauf zur Akropolis - Foto Karsten-Thilo Raab
Nicht wenige reiten auf dem Rücken von esel hinauf zur Akropolis – Foto Karsten-Thilo Raab

Hoch oben über Lindos thronen die Reste der altertümlichen Akropolis. Und alle wollen dort hin. Die Lauffaulen reiten für acht Euro auf dem Rücken eines Esels oder Maultiers den Berg hinauf. Alle anderen machen sich auf Schusters Rappen auf den steilen Weg nach oben. Der Untergrund aus uralten Steinen und Platten ist teilweise so rutschig, dass manch einer in Schlappen oder Flipflops wie ein Schlittschuhläufer auf dem Eis ins Rutschen gerät. Schmerzhafte Stürze nicht ausgeschlossen.

Fast alle Epochen der rhodischen geschichte werden in der Akropolis lebendig. - Foto Karsten-Thilo Raab
Fast alle Epochen der rhodischen geschichte werden in der Akropolis lebendig. – Foto Karsten-Thilo Raab

Die Akropolis, deren erste Tempelbauten im 1. Jahrhundert vor Christus errichtet worden sind, erstreckt sich über ein weitläufiges Plateau. Ab dem 4. Jahrhundert wurde das Areal von den Kreuzrittern um eine Festungsanlage erweitert, so dass sich hier heute ein faszinierender Mix aus den Resten uralter Tempel und einer Burg befindet. Hinter den trutzigen Mauern erhebt sich auch eine orthodoxe Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die zur Burgkapelle umgestaltet und dem Heiligen Johannes gewidmet wurde.

Dorische Tempel und Kreuzritter-Festung

Der Burgberg eröffnet grandiose An- und Aussichten. - Foto Karsten-Thilo Raab
Der Burgberg eröffnet grandiose An- und Aussichten. – Foto Karsten-Thilo Raab

Der Burgberg bietet einen Querschnitt durch die rhodische Geschichte. Zeugnisse aus allen wichtigen Epochen bis hin in die Jungsteinzeit wurden hier in den zurückliegenden Jahrzehnten ausgegraben. Die auf einem 116 Meter hohen Felsen thronende Akropolis galt zudem als eine der bedeutendsten Heiligenstätten der Antike. Besonders imposant mutete der dorische Tempel der Athene Lindia aus dem 4. Jahrhundert an, während die kubischen Flachdachhäuser von Lindos von hier oben wie kleine weiße Farbkleckse wirken.

Die Akropolis erhebt sich 116 Meter über dem schneeweißen Dorf. - Foto Karsten-Thilo Raab
Die Akropolis erhebt sich 116 Meter über dem schneeweißen Dorf. – Foto Karsten-Thilo Raab

Nach dem schweißtreibenden Aufstieg auf die Akropolis, wo übrigens zum Leidwesen der kulturell interessierten „Bergsteiger“ die vier aufgestellten Getränkeautomaten chronisch kaputt sind, bieten sich drei herrliche Möglichkeiten zur Abkühlung. Das nächstliegende ist dabei ein Bad am herrlichen Stadtstrand etwas unterhalb der Platía Eleftherías, der aber an warmen Tagen Tausende von Sonnenanbetern und Badefreunden in seinen Bann zieht.

Fast kreisrunde Badebucht

Ein fast kreisrunder Badetraum: die Ágios-Pávios-Bucht. - Foto Karsten-Thilo Raab
Ein fast kreisrunder Badetraum: die Ágios-Pávios-Bucht. – Foto Karsten-Thilo Raab

Ungleich spektakulärer mutet die südlich der Stadt gelegene Ágios-Pávios-Bucht an. Die fast kreisförmige Bucht mit ihrem türkisblauen Wasser und zwei Sand-Kies-Stränden wird nahezu komplett von bizarren Felsformationen umrahmt. Nur über eine schmale Öffnung ist die Traumbucht mit dem Meer verbunden. Der Legende nach soll der Apostel Paulus hier im 1. Jahrhundert nach Christus angelandet sein, um die Insulaner zum Christentum zu bekehren. Ihm ist ein kleine Kapelle am Südende der Bucht gewidmet.

Ein mächtiger Poseidon aus Eis gehört zu den Blickfängen der coolen Eisbar. - Foto Karsten-Thilo Raab
Ein mächtiger Poseidon aus Eis gehört zu den Blickfängen der coolen Eisbar. – Foto Karsten-Thilo Raab

Wem dies nicht Erfrischung genug ist, der sollte wieder hinauf zum großen Parkplatz laufen. Genau gegenüber befindet sich die einzige (dauerhafte) Eisbar in Griechenland. Minus sechs Grad herrschen in dem Eispalast an der Rückseite eines beliebten Restaurants. 100.000 Kilogramm Eis aus Kanada wurden hier verbaut. Entstanden sind riesige Eisskulpturen der Göttin Athene und von Poseidon, Tische, Bänken, Hocker und eine Bar aus gefrorenem Wasser. Selbst die Gläser, in denen die eiskalten Drinks serviert werden, sind komplett aus Eis.

Eiskalt zwischen Poseidon und Athene

Die Eisbar sorgt auch an heißen Tagen für eine entspannte Abkühlung. - Foto Karsten-Thilo Raab
Die Eisbar sorgt auch an heißen Tagen für eine entspannte Abkühlung. – Foto Karsten-Thilo Raab

Aber keine Angst, frieren muss im größten Partykühlschrank auf Rhodos niemand. Denn bevor es in die Bar hinein geht, werden die Besucher mit einem wärmenden Cape und Handschuhen ausgestattet. Da viele mit nackten Füßen in Sandalen oder Slippern kommen, werden auf Wunsch sogar Socken zur Verfügung gestellt.

Weithin sichtbar ist die Akropolis von Lindos. - Foto Karsten-Thilo Raab
Weithin sichtbar ist die Akropolis von Lindos. – Foto Karsten-Thilo Raab

Aber egal, wie heiß es draußen war, länger als 20, 30 Minuten hält es keiner in der Eisbar aus. Und nicht wenige, die wieder hinaus kommen, fühlen sich so erfrischt, dass sie gleich noch einmal den Anstieg zur Akropolis wagen könnten. Schließlich eröffnen sich mit wechselndem Licht immer neue, tolle Ausblicke auf das Meer, die Traumstrände und die schönste Stadt der Insel.

Wissenswertes zu Lindos in Kurzform

Unter der Akropolis funkelt das Meer in den schillernsten Farben. - Foto Karsten-Thilo Raab
Unter der Akropolis funkelt das Meer in den schillernsten Farben. – Foto Karsten-Thilo Raab

Allgemeine Informationen: www.visitgreece.gr und www.rodosisland.gr

Lage: Rhodos ist die viertgrößte Insel Griechenlands und die Hauptinsel der griechischen Inselgruppe Dodekanes in der Südost-Ägäis. Lindos liegt im Osten der Insel, knapp 50 Kilometer südlich von Rhodos-Stadt.

Wartet auf Kundschaft: ein Esel in der Altstadt von Lindos. - Foto Karsten-Thilo Raab
Wartet auf Kundschaft: ein Esel in der Altstadt von Lindos. – Foto Karsten-Thilo Raab

Anreise: Der Diagoras Flughafen auf Rhodos wird von Mai bis Oktober von vielen Flughäfen in ganz Deutschland direkt angeflogen. Zu den Anbietern gehören hier u.a. Condor, Tui Fly und Aegean. Aegean bietet auch in der kälteren Jahreszeit Flüge via Athen nach Rhodos an.

Akropolis: Eintritt für Erwachsene 12 Euro, Kinder sind frei

Das leibliche Wohl

Souvenir-Liebhaber kommen in den engen Gassen der denkmalgeschützten Altstadt voll auf ihre Kosten. - Foto Karsten-Thilo Raab
Souvenir-Liebhaber kommen in den engen Gassen der denkmalgeschützten Altstadt voll auf ihre Kosten. – Foto Karsten-Thilo Raab

Essen & Trinken: Lindos Ice Bar, Krana Square, Lindos, Rhodos, Telefon 0030-2244031491, www.lindosicebar.com. Eintritt ohne Drink kostet 10 Euro, für Kinder 8 Euro; mit Drink 14 Euro. Geöffnet ist die Eisbar täglich von 8 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts.

Arhontiko Restaurant, Odos Agoiou Pavlou 488, Lindos, Rhodos, Telefon 0030- 2244031992, www.arhontikolindos.com. Traditionelle griechische Küche steht auf dem Speiseplan des familiengeführten Lokals.

Das Fünf-Sterne-Hotel Lindos Royal liegt oberhalb eines weitläufigen Starndes und verfügt über sechs Pools. - Foto Karsten-Thilo Raab
Das Fünf-Sterne-Hotel Lindos Royal liegt oberhalb eines weitläufigen Starndes und verfügt gleich über sechs Pools. – Foto Karsten-Thilo Raab

Übernachten: In Lindos selber gibt es keine größeren Hotels, nur ein paar Pensionen. Empfehlenswert ist das Lindos Royal Hotel, Vlycha, Rhodos, Telefon 0030-2244032000, http://lindosroyal.gr. Etwas oberhalb des Vlycha Strandes gelegenes Hotel mit schöner Poollandschaft.

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