Der Burren – Irlands bizarre Mondlandschaft

Der Burren mit dem markanten Poulnabrone Dolmen gehört zu den faszinierendsten Landschaften in Irland.

Schon nach wenigen Metern in dem Kalkstein- und Kiefer-Plateau drängt sich das Bild von einer Mondlandschaft auf. Man fühlt sich unweigerlich wie Neil Alden Armstrong bei der Erstbesteigung des Mondes. Trotz der steinigen, kargen, windumtosten Flächen finden sich hier im Burren Nationalpark, einem der faszinierendsten Landstriche im Westen der Grünen Insel, auf wundersame Weise Pflanzen aus dem arktischen Raum wie aus der Mittelmeerregion.

Kein Baum, kein Strauch so weit das Auge reciht.

Die baumlose, steinige Karstlandschaft ist in Irland einzigartig und für ihre seltene Flora berühmt. 1.100 der insgesamt 1.400 in Irland beheimateten Pflanzenarten sind in dem 250 Quadratkilometer großen National Park zu finden. Wilde Orchideen, Thymian und Pfefferminze gedeihen hier ebenso wie Storchschnabel, Roter Klee, Johanniskraut, Enzian und Schlüsselblumen, die sich durch die Felsspalten schieben. Hinzu kommen Irischer Steinbrech, Silberwurz, Montbretia und Kuckucksknabenkraut.

Einst teil eines flachen Ozeans

Millionen Jahre altes Karstgestein dominiert die Landschaft im Burren.

Der Burren war vor 350 Millionen Jahren der Grund eines warmen, flachen Ozeans. Vor 270 Millionen Jahren pressten tektonische Kräfte den Meeresboden nach oben. Wind, Wasser und die Auswirkungen der Eiszeit verliehen der Landschaft ihre außergewöhnlichen Formen. Im Burren Display Centre in Kilfenora ist ein Modell des Gebietes aufgebaut, mit dessen Hilfe die geologischen Besonderheiten anschaulich erläutert werden.

Hier scheinen sich die Tiere von Steinen ernähren zu müssen.

In der gespenstigen Mondlandschaft soll der in Südafrika geborenen englischen Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973), der auch einige Jahre an der Universität Galway lehrte, die Idee für seine weltberühmte Trilogie The Lord of the Rings (Der Herr der Ringe) entwickelt haben. Und im 17. Jahrhundert soll Cromwells General Edmund Ludlow über den Burren gesagt haben: „Neither water enough to drown a man, no tree to hang him, no soil enough to bury him.“

Kein Baum, kaum Wasser, kaum Erde

Von der UNESCO wird der Nationalpark als GeoPark geschützt.

Aber die Region hatte für den hoch dekorierten Soldaten nicht nur „keinen Baum um einen Mann aufzuhängen, nicht genug Wasser, um ihn zu ertränken, und nicht genug Erde, um ihn zu verscharren.“ Aufmerksam fügte er hinzu: „Ihr Vieh ist recht fett, denn das Gras, das auf den kaum einen Quadratmeter großen Erdschollen zwischen den Felsen aus Kalkstein wächst, ist sehr nahrhaft.“

Am Rande des Burren finden Kühe saftige Wiesen.

Eine der meistbesuchten und fotografierten Stätten innerhalb des Burren Nationalparks ist zweifelsohne der Poulnabrone Dolmen. Das gewaltige Megalithgrab, dessen Alter auf mehr als 4.000 Jahre geschätzt wird, verdeutlicht, mit welcher Pracht die prähistorischen Bewohner dieser Region ihre Anführer begruben. Zur Wintersonnenwende scheint in das Hünengrab direkt die Sonne hinein. Bei Ausgrabungen fand man hier die Gebeine von 17 Erwachsenen und 16 Kindern.

Faszination Tropfsteinhöhle

Die Aillwee Cave wurde er zufällig von einem Hund entdeckt.

Lohnenswert ist daneben ein Besuch der Aillwee Cave. Die Tropfsteinhöhle in der Nähe von Ballyvaugham wurde 1944 eher zufällig von Schafshirt Jacko McGann entdeckt, der seinen entlaufenen Hund suchte. Aber es dauerte noch bis 1973, bis Höhlenforscher begannen, das Innere der Aillwee Cave systematisch zu erkunden. Im Jahre 1976 starteten dann die Arbeiten, um die Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Vor Millionen von Jahren hatte ein großer unterirdischer Fluss die Höhle aus dem Kalkstein ausgewaschen. Schnee- und Eiswasser vergrößerten Ende der letzten Höhle und formten lange unterirdische Kammern. Nach der Eiszeit trocknete die Höhle aus und blieb nahezu 10.000 Jahre unverändert, sieht man von dem langsamen Wachstum der Stalagmiten und Stalaktiten einmal ab.

Größter unterirdischer Höhlensaal der Welt

Bizarre Gesteinsformationen finden sich im Inneren der Ailwee Cave.

Die Gänge führen mehr als 500 Meter tief in das Innere der Höhle mit dem angeblich größten unterirdischen Höhlensaal der Welt. Einige Stalaktiten – so in der Mud Hall – sind 8.000 Jahre alt. Zu den auffälligsten Formationen zählen die Praying Hands (betenden Hände), The Carrots (die Möhren) und das Wasps Nest, das Wespennenst, die allesamt ihre Namen aufgrund ihres außergewöhnlichen Aussehens erhielten. Besondere Bedeutung kam der Entdeckung einer Bärenhöhle mit den Knochen eines Braunbären zu, da Meister Petz in Irland seit mehr als 1000 Jahren ausgestorben ist.

Durch die Ruine von Leamaneh Castle weht der lange Hauch einer bewegten Geschichte.

Eine interessante Geschichte verbirgt sich auch hinter den Mauern von Leamaneh Castle. Das schmucke Schloss besteht aus einem fünfstöckigen Turm aus dem Jahre 1480 und einem in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstandenen vierstöckigen Herrenhaus im Tudorstil. Dessen Erbauer, Connor O´Brien, kam bei einer Schlacht mit Cromwells General Edmund Ludlow ums Leben.

Mehr als 500 Jahre Geschichte

Ungewöhnliche Pflanzen gedeihen in den kleinen Felsspalten der Karstlandschaft.

Daraufhin soll sich Red Mary, seine Ehefrau, auf den Weg nach Limerick gemacht haben, um einen von Cromwells Soldaten zu heiraten, damit die Burg und das dazugehörige Land als Erbe für ihren Sohn Donat erhalten blieb. Tatsächlich ging der Plan auf. Sie fand einen heiratswilligen Engländer. Doch als dieser sich dann während der Ehe despektierlich über Connor O´Brien äußerte, warf sie ihn kurz entschlossen aus dem Fenster. Weitere Informationen unter www.theburren.ie.

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.

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