Die ponische Ostseemetropole Gdańsk (Danzig) will seinen Stadtteil Brzeźno (Brösen) zum Vorzeige-Seebad entwickeln. Für Oskar Matzerath, die Romanfigur aus der „Blechtrommel“, gehörten Spaziergänge mit seinen Eltern am Strand von Brösen zur sonntäglichen Routine. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts war dort das erste Badehaus der Danziger Bucht eröffnet worden, doch bald danach trat der Ort in den Schatten des aufstrebenden Seebads Zoppot. Brösen, das 1914 nach Danzig eingemeindet wurde, galt als Kurbad der „kleinen Leute“. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg führte es lange ein Schattendasein. Das soll sich durch massive Investitionen ändern.
Bis vor kurzem bot das einstige Kurhaus von Brzeźno einen eher traurigen Anblick. Doch bald soll das einzige erhaltene Gebäude der Danziger Bäderarchitektur aus dem späten 19. Jahrhundert wieder im alten Glanz erstrahlen. Seit 2019 dauern die Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten an dem 1892 eröffneten zwei- bis dreigeschossigem Bauwerk an. Sämtliche nach dem Zweiten Weltkrieg hinzugekommenen baulichen Veränderungen wurden entfernt, die handgeschnitzten Treppenhäuser, Balustraden sowie Zierbögen aufwendig restauriert und die Fassade mit ihren Stuck- und Fachwerkelementen komplett anhand von Fotos und der Originalpläne erneuert.
Das ehemalige Kurhaus wurde 2017 von der Stadt dem Centrum Hevelianum übereignet. Nach der Fertigstellung der Arbeiten im kommenden Januar will das Science Centre dort ein Zentrum für Ökologische Bildung mit Übernachtungsmöglichkeiten sowie Restaurant- und Cafébetrieb eröffnen. Ziel des Zentrums sei es, Kinder und Jugendliche ebenso wie Erwachsene für den Klimawandel zu interessieren. Ein besonderer Blick soll auf die Folgen der Umweltverschmutzung für das Ökosystem Ostsee und den damit verbundenen Artenschwund hinweisen. Das nach dem Danziger Astronomen Hevelius benannte Wissenschaftszentrum befindet sich im ehemaligen Fort Hagelsberg (Góra Gradowa) und zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen für Familien in der Ostseemetropole.
Nur wenige Hundert Meter sind es vom Kurhaus zum Gelände des ehemaligen Erholungsheims des Verteidigungsministeriums am Reagan-Park. Das Gelände wurde bereits vor über zehn Jahren verlassen und die Bebauung abgetragen. Als gemeinsames Projekt der Stadt mit einem Privatinvestor soll auf der rund zehn Hektar großen Fläche ein modernes Viertel für die touristische Nutzung entstehen. Geplant sind ein Hotel der gehobenen Klasse, Sport-, Freizeit- und Gesundheitseinrichtungen sowie Gastronomie und Parkmöglichkeiten, darunter rund 50 Stellplätze für Fahrräder. Im Südwesten sollen ein Park mit Waldcharakter sowie eine Grünfläche mit Freizeit- und Rastmöglichkeiten entstehen. Ganz in der Nähe befindet sich die 136 Meter lange hölzerne Mole, die in den 1990er Jahren erbaut wurde. Weitere Informationen unter www.visitgdansk.com.
G. Schröder
ist seit Kindestagen mit dem Reisevirus infiziert und bringt sich seit Jahr und Tag mit großem Engagement als gute Seele hinter den Kulissen in das Mortimer Reisemagazin ein.