
Südsee: Tahiti, Bora Bora, Moorea, Fakarava und Co. – palmenumsäumte Pulverstrände, tiefblaue Lagunen – hier werden alle Träume wahr. Dabei setzen die Polynesier weiter auf das, was der Archipel im Überfluss besitzt: Schönheit.

Hibiskus, weißer und roter, Riesenfarne, Duft von Vanille und der weißen Tiaré, der schönsten Blume von Tahiti. Wilde Bananen und Mangos hängen zum Greifen tief herab. Der Urwald lichtet sich, Berge sind zu sehen, grüne Zacken und Kegel, die an die Wolken stoßen. Ein Wasserfall sprüht Gischt über Orchideen und Palmen. Bunte Vögel fliegen dicht an den tosenden Vorhang heran, ein Regenbogen rahmt das Bild.

Sah so der Garten Eden aus? Sicher ist: Nirgendwo sonst verankern wir „das Paradies“ in der Fantasie so sehr wie auf jenen Tropeninseln, die heute zu Französisch-Polynesien gehören und 20 Flugstunden entfernt im größten Ozean der Erde liegen. Mitgewirkt an diesem Mythos haben viele, der Maler Paul Gauguin, der Poet Jack London, die Matrosen der legendären „Bounty“ – und die Werbefotografen.
Anmutige „vahines“

Ia ora ma. Die Willkommensworte klingen noch im Ohr. Die Besucher tragen beim Bummel durch die Hauptstadt Papeete den Blütenkette, die man bei Ankunft auf Tahitis Flughafen Faa‘a umgehängt bekommt. Die Straßen sind von Palmen und roten Flamboyant-Bäumen gesäumt. Der Passatwind streichelt die Haut. Dicke Frauen verkaufen Papayas, Blumenkronen und Brotfruchtteig in Kokosmilch. Sie alle tragen eine Blüte im Haar. Flics in kurzen Hosen regeln den dichten Verkehr. Bunte offene Holzbusse hupen sich den Weg frei auf der einzigen Küstenstraße, die rund um die Insel führt.

Schwarze Strände erinnern an den vulkanischen Ursprung. Die Krater sind zugewachsen, Teil des überquellenden Gartens, der schon vor 200 Jahren Seefahrer und Forscher anzog. Im Entdecker-Museum am Pointe Venus zeigen Stiche James Cook mit einheimischen Königinnen, mit Frauen, die hüftlange Haare tragen wie die „vahines“ von heute – die Mädchen, die mit anmutigen Tänzen die Touristen betören.
Tahiti zum Einstieg

Stichstraßen führen in dichten Dschungel, an Flüssen entlang, die so schöne Namen wie Papenoo oder Vaitaara haben. Wo der Ozean türkis durch die grüne Hölle leuchtet, kuscheln sich familiäre Pensionen mit Holzhäusern im alten Stil, deren Anzahl Dank staatlicher Hilfe steigt. Meist kocht hier der Chef selbst, die Töchter tragen Reis, Früchte und tropische Cocktails auf. Oder die Gäste zaubern gemeinsam exotische Menüs. Das macht Spaß, schont die Reisekasse und man erlebt mehr, als nur luxuriöse Hotels mit Überwasser-Bungalows und Folklore-Show. Diese stehen meist in Palmengärten, durch die sich Kanäle und Teiche ziehen, auf denen Seerosen blühen und dazwischen Auslegerboote mit einem üppigen Frühstück dahingleiten. Die bunten Korallen, Polypen und Tropenfische werden von den Gästen, vorwiegend betucht und betagt, am liebsten bequem vom Glasbodenboot aus angeschaut.

Zwei Tage Tahiti sind ein guter Einstieg für Polynesien. Dann will fast jeder dorthin, wo er die Südsee ursprünglicher vermutet: Zum Beispiel nach Fakarava, Unesco-Naturreservat, und nach Rangiroa, dem zweitgrößten Atoll des Tuamotu-Archipels, 90 Flugminuten von Papeete entfernt. Die Propellermaschine schnurrt über das Meer. Bald tauchen kreisrunde Smaragde, Opale und Türkise aus der Weite Ozeaniens auf. Das Ziel ist viereckig, 65 Kilometer lang, 25 Kilometer breit. Im Innern leuchten grüne Tupfer, die Motus – nur mit Palmen bewachsene Robinson-Crusoe-Inselchen.
Ort für Lebensgenießer

Auch nach zwei Tagen ist die Faszination des Atolls kaum zu fassen. Nur langsam gewöhnt sich das Auge an die Farben des glasklaren Wassers: Türkis, Azur, Aquamarin. Es ist ein Ort für Lebensgenießer, Schnorchler und Taucher. Die lassen sich vom Dorf Tetamanu aus im Boot nah an die Südpassage zum Pazifik fahren. Wo die Tauchplätze unberührt, die Fischschwärme noch größer und farbenfreudiger sind. Kaum im Wasser, umkreisen sie Papageienfische, tellerflache Mantas, kleine Hammer- und Tigerhaie.

Die Schuppen der Barrakudas funkeln wie Edelmetalle. „Alle ungefährlich“, beruhigt Bootsführer Tamatea beim Picknick auf einem Motu. Das Buffet am menschenleeren Strand: Sashimi, roher Thunfisch mit würzigen Saucen, frisch gefangener Fisch gegrillt, Salat mit „poisson cru“, in Zitronensaft marinierter Fisch. Hier kann man ewig sitzen, schweigen, schauen.
Hütten auf Stelzen

Perfektes Südsee-Feeling hautnah findet sich auch bei Farmer Joaquim und seiner polynesischen Frau Maiva. Die Bungalows „Havaiki“ an der Lagune von Fakarava, nahe dem Hauptort Rotoava, sind aus Naturprodukten von ihm selbst gebaut und mit Muschellampen, handbestickten „Tifaifai“-Decken und frischen Tropenblumen liebevoll dekoriert. Die Gäste leben mit der Familie, gehen mit zum Fischen und erfahren viel über Zucht, Ernte und Qualitäten der berühmten Juwelen des Pazifiks. Joaquim ist Perlenzüchter, wie die meisten der 700 Atoll-Bewohner. „Mein Traum war immer, in der See zu arbeiten“, bekennt der gebürtige Franzose. Und er ist stolz, auf dem Platz Gottes zwischen Himmel und Meer leben zu dürfen – so die Übersetzung von Havaiki.

In seiner Farmhütte auf Stelzen unter Palmen schauen die Gäste zu, wie der lebenden Perlenauster Pinctada margaritifera – der Großen Seeperlmuschel – jenes künstliche Kügelchen implantiert wird, das sie bald Schicht für Schicht mit Perlmutt ummantelt. Nach gut zwei Jahren Reife am Riff in 20 Metern Tiefe kann Joaquim hoffen, die perfekte Perle zu ernten – rund muss sie sein und dunkel- oder hellgrau schillern, blau, grün oder rosa, selten jedoch ist sie schwarz.
Südsee-Traum

Zwischenstation Papeete. Nach den Naturschönheiten kommt einem die Stadt noch lauter vor als beim ersten Mal. Gleich gegenüber von Tahiti liegt Moorea. Ein Schnellboot fährt in einer Stunde in die Cook’s Bay. 1769 ist der große schottische Pazifik-Seefahrer hier gelandet. Von einem Aussichtspunkt in den Dschungelbergen sind die Cook-Bucht und daneben die Opunohu-Bucht auf einen Blick zu sehen. Palmenwälder rahmen sie ein, grüne Hügel lösen sich aus dem Dickicht, Krater steigen aus den Hügeln, gezackte Grate, über denen sich unglaubliche Wolkengebirge auftürmen.

Bora-Bora … was für ein Klang. In keiner Südsee-Broschüre wird verschwiegen, dass der amerikanische Romancier James Michener diese Insel zur schönsten der Welt erklärt hat: ein dramatisch gezacktes Vulkangebirge, ein weißgoldener Strandring, türkisschimmerndes Wasser, das schließlich in ein sattes Blau übergeht. Unter Wasser Schwärme bunter Fische, kleine Flossenhaie, bizarre Korallen, auf der Terrasse eines Overwater-Bungalows schmeckt süß der Welcome-Drink.
Muschelkette zum Abschied

Tourismus der sanfteren Art findet auf Huahine statt. Mit den grünen Buchten, mit verwunschen anmutenden Hochtälern, dem süßen Duft der Vanille zieht die Insel Naturfans an. Sie wohnen am liebsten in Strandhütten oder Pensionen über Traumbuchten – guter Standard und gute französische Küche garantiert. Sie schaukeln in Hängematten oder radeln zu den maraes, den altpolynesischen Kultplätzen von Manunu und Maeva. Sie genießen blutrote Sonnenuntergänge, gigantische Wolkenberge, zarte Ukulele-Klänge. Zum Abschied gibt es Muschelketten. Mauru’ uru, Danke.
Wissenswertes zur Südsee in Kurzform

Informationen: Tahiti Tourismus, 60325 Frankfurt/M, Tel: 069/9 71 48 40, info@tahititourisme.de; www.tahititourisme.de
Anreise: Mit Air Tahiti Nui von Paris über L.A. nach Tahiti, ca. 1.496 Euro. Insel-Hüpfen mit dem Air Tahiti-Pass ca. 393 Euro. Ab Tahiti werden Bora Bora, Raiatea, Huahine, Moorea angeflogen. Gültiger Reisepass ist ausreichend.

Klima: Tropisch, ganzjährig um die 28 Grad. Beste Reisezeit April bis November.
Impfungen: Nicht erforderlich. Moskitomittel und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor nicht vergessen! Vorsicht vor Korallenschnitten.

Währung: Polynesischer Franc (CFP): 1 Euro = 120 CFP. Günstig einkaufen kann man im Supermarkt, auf Märkten. Preiswerte, leckere, lokale Küche bieten die Faré-Stände an den Straßenrändern an; ebenfalls günstige Menüs gibt es an den beliebten „Roulottes“ im Hafen von Papeete.
Unterkunft: Hotels sind generell teuer, ab 250 Euro/Bungalow ohne Essen. Günstige Zimmer in den „Petits Hotels“ (Name fängt meist mit „chez“ an) und Pensionen, ab ca. 80 Euro für zwei Personen.
Buchtipp: DuMont Reisehandbuch „Südsee“ mit einer großen, übersichtlichen Karte, 26,95 Euro.


Katharina Büttel
lebt und arbeitet als freie Reisejournalistin in Berlin. Über 30 Jahre reist sie für ihre Reportagen und Fotos um die Welt – seit vielen Jahren veröffentlicht sie auch im Mortimer-Reisemagazin.