
Ob man alle Sinne beisammen hat, lässt sich im Erfahrungsfeld der Sinne in Essen Katernberg hervorragend austesten. Dort kann man lauschen, tasten, fühlen, wiegen, strudeln, tapsen, schnuppern, schwingen, summen, schalten, knipsen, drehen, kurbeln, staunen und auch lärmen.

Und dass das Mitmachen und Ausprobieren hier ausdrücklich gewünscht ist, spürt man gleich nach betreten des unteren Ausstellungsbereiches. Hier summt ein älterer Herr lauthals in einen Summstein, dort quietscht eine Gruppe Kinder auf dem Barfußpfad und von weit her erahnt man das beruhigende Surren einer Klangschale. Umso erstaunlicher, dass ein Stück weiter ein junger Mann versunken die Augen geschlossen hat und den Eindruck totaler Entspannung macht. Das kann nur an der sehr „erdenden“ Wirkung des dicken, sicher mehrere 100 Kilo schweren Felsbrockens liegen, auf dem er rittlings sitzt und über den Boden schwebt. Ja, Sie haben richtig gelesen: Er schwebt. Der Felsbrocken ist nämlich wie eine Tellerschaukel an der Decke aufgehangen. Wer auf ihm Platz nimmt fühlt sich, sozusagen als Gegensatz zu der Massivität der „Schaukel“ leicht und im wahrsten Sinne des Wortes beschwingt.
In der zweiten Etage erfährt der Besucher, wie sein Auge sieht, und wie leicht und gerne es sich täuschen lässt. Darüber hinaus gibt es was auf die Nase – oder besser gesagt vor die Nase. Am Riechbaum erschnüffeln die Besucher angenehme, ungewöhnliche und unerträgliche Gerüche. Und stellen oft verblüfft fest: Mein Nebenmann genießt den Schinkenspeckduft, während man ihn selbst keine zwei Sekunden ertragen mag.
An einer langen Reihe mit blauen Tontöpfen wird dann der Tastsinn gefordert. Während die meisten Besucher zunächst forsch in die Tiefen des ersten Keramikgefäßes greifen, werden sie meist beim nächsten etwas zögerlicher. Das Tempo verlangsamt sich – das Fühlen ohne zu Schauen braucht neben Zeit nämlich auch immer wieder etwas Mut.

Auf mehr als .500 Quadratmetern Ausstellungsfläche warten über 100 verschiedene Stationen darauf, von den Besuchern erforscht zu werden. Neben der sinnlichen Wahrnehmung geht es hier aber auch darum, die Gesetze der Natur ein wenig besser zu begreifen. Zu verdanken hat man diese Stätte Hugo Kükelhaus. Der gelernte Tischler, Pädagoge und Künstler entwickelte Mitte der 60er Jahre „Das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne“ und zeigte es erstmals 1967 auf der Weltausstellung in Montreal. Bis in die 90er Jahre tingelte die Ausstellung durch die Welt um nach 60 Stationen im denkmalgeschützten Fördermaschinenhaus der Zeche Zollverein Schacht 3/7/10 ihr Zuhause zu finden.

Bei gutem Wetter lädt auch der auf der anderen Straßenseite gelegene kleine „Park der Sinne“ zum Entdecken ein. Der Förderturm kann bestiegen werden, zwei einander gegenüberliegende Schaukeln laden zum Partnerschaukeln ein, eine wankende und drehende Spielscheibe erteilt dem Gleichgewichtssinn eine Auffrischungs-Lektion und ein Biergarten lädt dazu ein, den Genusssinn ausgiebig zu befriedigen. Weitere Informationen unter www.erfahrungsfeld.de.
Buchtipps: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: 99 x Ruhrgebiet wie Sie es noch nicht kennen, Bruckmann Verlag, ISBN 978-3-7654-6538-3. Erhältlich ist der Titel für 12,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim Bruckmann Verlag.
Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Ruhrgebiet für eine Hand voll Euro, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-01-7. Erhältlich ist das Buch zum Preis von 13,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Verlag.
Spannender Buch- und Geschenktipp: Lost & Dark Places Ruhrgebiet
Bei Lost & Dark Places Ruhrgebiet denkt man sofort an das reiche Erbe der Industriekultur: Zeche Zollverein oder den Landschaftspark Duisburg-Nord. Doch nicht nur die einstigen Bergwerke und Hochöfen wissen Geschichte und Geschichten zu erzählen. Spannend sind auch die tatsächlich vergessenen oder verschwiegenen Zeugen früherer Epochen: die Überreste einer alten Nazi-Autobahn, ein einstiger Fliegerhorst, eine vergessene Flussbadeanstalt, …
„Das Buch öffnet sicher einen ganz anderen Blick auf das Ruhrgebiet und zeigt ein Gesicht der Region, das bislang nur sehr wenigen bekannt ist. Zudem zeigt das Buch, dass sich hinter mancher Ruine, hinter mancher Schrottimmobilie überaus spannende Geschichten verbergen. Ob es einen Folgeband geben wird, vermag ich nicht abzuschätzen. Das Potential für ein zweites Buch ist fraglos vorhanden. Einige Orte, die ich besucht habe, sind aus Platzgründen nicht ins Buch aufgenommen. Teil des Ansatzes war es, Lost Places in möglichst vielen Teilen des Ruhrgebietes mit aufzunehmen.“ erklärt Autor Karsten-Thilo Raab augenzwinkernd.
Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.
Pressestimmen: “Mit “Lost & Dark Places” lässt sich eine ganz besondere Seite des Ruhrgebiets entdecken.” ― Ruhr Nachrichten
Erhältlich ist Lost & Dark Places Ruhrgebiet (ISBN: 9783734320477) von Karsten-Thilo Raab für 22,99 Euro im Buchhandel, zum Beispiel bei Amazon oder direkt beim Bruckmann Verlag.

Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.