Späte Ehre für berühmten Whistleblower – Osloer Nobel Peace Center ehrt Carl von Ossietzky

Das Nobel Fredssenter in Oslo ist im alten Westbahnhof der Stadt unweit des Hafens beheimatet. (Foto Johannes Granseth)
Das Nobel Fredssenter in Oslo ist im alten Westbahnhof der Stadt unweit des Hafens beheimatet. (Foto Johannes Granseth)

Kaum eine Entscheidung des norwegischen Friedensnobelpreis-Komitees war so bedeutend und umstritten wie die Wahl des deutschen Regimekritikers und Journalisten Carl von Ossietzky im Jahr 1935. An den bedeutendsten Whistleblower der Geschichte erinnert jetzt das Nobel Peace Center in Oslo.

Vor 80 Jahren wurde der Friedensnobelpreis mit einem Jahr Verspätung und in Abwesenheit des Preisträgers an den deutschen Journalisten und Pazifisten Carl von Ossietzky verliehen, der bis heute international als Vorbild für politischen Mut und Zivilcourage gilt. Mit der aktuellen Ausstellung „Den farlige prisen – Der gefährliche Preis“ erinnert das Osloer Nobel Peace Center jetzt an Ossietzkys Person und die damaligen Geschehnisse.

Carl von Ossietzky im Jahre 1919 als Lektor des Pfadweiser-Verlags. (Foto BIS/Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Carl von Ossietzky im Jahre 1919 als Lektor des Pfadweiser-Verlags. (Foto BIS/Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

„Carl von Ossietzky war einer der bedeutendsten Whistleblower der Geschichte. Er kämpfte und starb für das Recht auf freie Meinungsäußerung und für den Frieden. Er ist noch immer inspirierend für viele Menschen. Doch obwohl das Recht auf freie Meinungsäußerung heute ein hochbrisantes Thema ist, gerät Ossietzky langsam in Vergessenheit. Mit dieser Ausstellung wollen wir ihm den Platz in der Reihe der ikonischen Preisträger zuweisen, den er verdient hat, und dazu beitragen, dass seine Geschichte weiterlebt“, sagt Liv Tørres, Direktorin des Nobel Peace Center.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky im Jahr 1935 gehört zu den bedeutendsten Entscheidungen des norwegischen Nobelpreis-Komitees. Zum ersten Mal überhaupt ging die weltweit geachtete Auszeichnung an einen Regimekritiker, der wegen Landesverrats verurteilt war. Die Wahl von Ossietzkys war zudem so eindeutig wie keine zweite: 86 Nominierungen und 500 Unterschriften berühmter Persönlichkeiten für den bei den Nationalsozialisten verhassten Demokraten bedeuteten einen Nominierungsrekord. Gleichwohl gab es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Norwegen teils heftigen Widerstand gegen die Entscheidung des Komitees, das aus diesem Grund sogar zwei Mitglieder verlor.

Die Friedens-Nobelpreis-Medaille. (Foto BIS/Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Die Friedens-Nobelpreis-Medaille. (Foto BIS/Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

Die Ausstellung „Den farlige prisen – Der gefährliche Preis“ ist im Nobel Peace Center im Stadtzentrum von Oslo zu sehen. Die umfangreiche Dokumentation holt nicht nur den Preisträger und das dramatische Geschehen um die Nominierung von Ossietzkys in das heutige Bewusstsein, sondern setzt sein mutiges Eintreten gegen Krieg und Gewalt auch in Zusammenhang mit aktuellen politischen Geschehnissen. Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar 2017 täglich zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.

Sitz des Nobel Peace Centers, das am 11. Juni 2005 eröffnet wurde, ist eines der schönsten Gebäude der Osloer Innenstadt: Der ehemalige Westbahnhof liegt in Sichtweite mitten zwischen dem markanten Rathaus Oslos und dem Geschäfts- und Vergnügungsviertel Aker Brygge am Oslofjord.

Das Nobel Peace Center ist eine norwegische Stiftung, die sich aus privaten und öffentlichen Geldern finanziert und anlässlich der Feiern zur 100-jährigen internationalen Souveränität Norwegens vom norwegischen Parlament ins Leben gerufen wurde. Die Stiftung informiert über den Friedensnobelpreis, die Preisträger und deren Arbeit sowie über aktuelle Konfliktherde auf der Welt und weltweiten Einsatz für den Frieden. Weitere Informationen auch unter www.visitnorway.com/de

Literaturtipp: Ulrike Katrin Peters & Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Norweger, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-803-8. Erhältlich ist der Titel, der auf augenzwinkernde Art und Weise Skurriles und Wissenswertes über die Norweger vermittelt, im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.

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